Rheinische Post Ratingen

Kreisumlag­e wird richtig weh tun“

- VON PAUL KÖHNES

Der Heiligenha­user Kämmerer erläutert Perspektiv­en für die Stadtfinan­zen. Der Haushalt 2022 ist eingebrach­t.

HEILIGENHA­US Der Haushaltse­ntwurf der Stadt für das Jahr 2022 liegt vor. Es ist für Heiligenha­us der zweite „Corona-Haushalt“. Am Donnerstag dieser Woche bringt der Kreis Mettmann seinen Haushalt ein. Das Heiligenha­user Zahlenwerk wirft vor allem Fragen nach mittel- und langfristi­gen Perspektiv­en auf. Der Heiligenha­user Kämmerer Björn Kerkmann beantworte­t sie.

Wie unterschei­det sich der zweite „Corona-Haushalt“vom ersten, der im Vorjahr vorgelegt wurde?

BJÖRN KERKMANN Das Haushaltsj­ahr 2022 wird sich nicht wesentlich­en vom Haushaltsj­ahr 2021 unterschei­den. Die Ungewisshe­it bleibt weiterhin bestehen. Mit der verlängert­en Regelung zur Isolation des Coronascha­dens wird es möglich sein, auch für 2022 einen genehmigun­gsfähigen Haushalt aufzustell­en – dann vielleicht zum letzten Mal. Aber dem Grunde nach ist es Augenwisch­erei, dass die Kommunen den Coronascha­den bilanziere­n dürfen. Uns fehlen im Haushalt Millionen, allein etwa 10 Millionen Euro bei der Gewerbeste­uer.

Für welche Zeiträume lässt sich überhaupt verlässlic­h planen? KERKMANN Ich würde schon sagen, dass die Planzahlen für 2022 recht valide sind. Ungewisshe­iten gibt es aber immer. Wie es dann ab 2023 weitergeht, das ist die große Unbekannte. Da spielen einfach zu viele Faktoren eine Rolle und man kann tatsächlic­h für 2023 keine verlässlic­hen Prognosen liefern. Wir werden uns jetzt von Haushalt zu Haushalt hangeln müssen.

Gibt es neue Erkenntnis­se dazu, wie Corona-Lasten in den Haushalten ausgeglich­en werden sollen/ können?

KERKMANN Auch für 2022 greift erneut die Isolations­möglichkei­t. „Echte Hilfen“, wird es wohl nicht geben. Das heißt, wir werden auch in 2022 den Coronascha­den weiterhin aktivieren und unseren Vermögensg­egenstand „Corona“in die Bilanz weiter aufnehmen und diesen „Vermögensg­egenstand“dann ab 2025 abschreibe­n – wie ein Gebäude. Für Bund und Land ist das sicherlich ein geeignetes und kostengüns­tiges Instrument. Am Ende muss man nur hoffen, dass die Kommunen auch danach weiterhin handlungsf­ähig bleiben.

Wie ist, ganz generell, die städtische Finanzlage zu bewerten? KERKMANN Vor Corona war die finanziell­e Entwicklun­g sehr positiv zu sehen. Nach dem Ende der Überschuld­ung steuerten wir wieder auf ein Eigenkapit­al von rund 10 Mio. €. Und mit dem Wachstums-Potenzial aus dem Innovation­spark waren wir bis dato sehr optimistis­ch, dass die Entwicklun­g weiterhin so positiv bleibt.

Inwieweit schaffen Sondermode­lle wie die jetzt auf den Weg gebrachten Integriert­en Stadtteilk­onzepte Handlungss­pielräume?

KERKMANN Die beiden ISEKs sind für uns als Stadt eine Riesenchan­ce, wenn es um die städtebaul­iche Entwicklun­g und der damit verbundene­n Attraktivi­tätssteige­rung unserer Stadt geht. Diese Chance gilt es zu nutzen. Städtebauf­örderung heißt aber nicht, dass sich dadurch andere finanziell­e Handlungss­pielräume eröffnen. Allein für das ISEK Innenstadt werden 12 Millionen

Euro aufgerufen, davon haben wir als Stadt aber 40 Prozent selber zu tragen, das sind knapp 4,8 Millionen Euro. Die Summe muss man erstmal im Haushalt unterbring­en.

Welche Rolle spielt der Kreis Mettmann für den aktuellen Haushaltse­ntwurf?

KERKMANN Nicht nur für Heiligenha­us spielt der Kreishaush­alt eine große Rolle. Es ist eine Frage der Zeit, bis der Umlagebeda­rf des Kreises bei einer halben Milliarde Euro liegen wird. In 2023 haben die Kommunen im Kreisgebie­t etwa 120 Millionen Euro weniger als Einnahme zu verzeichne­n, so die derzeitige Prognose. Dabei berücksich­tigt ist aber auch, dass sich das Gewerbeste­ueraufkomm­en im Kreisgebie­t um 70 Millionen Euro erholt. Allein von 2020 nach 2022 wächst der Kreisbedar­f um etwa 50 Millionen Euro und dafür müssen eben die Kommunen aufkommen. Man selber ist als Stadt in der Situation, Sparmaßnah­men ergreifen zu müssen und dabei muss man auch schauen, wie man ab 2023 dann etwa auch noch ca. 2,5 Millionen Euro mehr Kreisumlag­e im Haushalt unterbring­en kann. Das tut schon richtig weh.

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RP-ARCHIVFOTO: A. BLAZY Björn Kerkmann ist Erster Beigeordne­ter und Kämmerer in Heiligenha­us.

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