Bürgertests sind ab Montag kostenpflichtig
Hunderte Teststellen sind bereits verschwunden. Die Preisspanne ist groß. Kinder und die meisten Schwangeren können sich weiter gratis testen lassen.
DÜSSELDORF Rachid Bouylmani hat schon entschieden: Wenn ab dem 11. Oktober die Corona-Schnelltests nicht mehr vom Staat bezahlt werden, steht der Preis dafür in seiner Apotheke fest: Zwölf Euro soll der Test kosten. „Wir versuchen, den Preis so niedrig anzusetzen wie möglich, aber es muss sich trotzdem rechnen“, sagt Bouylmani. Er betreibt die Mercator-Apotheke in der Duisburger City. Manche setzen den Preis höher. Der Apothekerverband Nordrhein rechnet mit Preisen um die 20 Euro – das sei im internationalen Vergleich noch günstig.
Wer muss ab Montag für den Schnelltest zahlen? Lange war für die Anbieter das Geschäft einfach: Sie konnten jeden durchgeführten Test bei der Kassenärztlichen Vereinigung abrechnen. Pro Test gab es in NRW 11,50 Euro. Ab Montag werden die Schnelltests für die meisten Bürger kostenpflichtig. Der Staat begründet das mit dem üppigen Impfangebot. „Menschen ohne coronaspezifische Symptome, die keinen anderweitigen Anspruch aus der CoronavirusTestverordnung haben, müssen die Testkosten damit grundsätzlich selber tragen“, erklärt die Verbraucherzentrale NRW.
Wer kann sich weiter gratis testen lassen? Für drei Gruppen bleiben die Tests kostenlos: Personen, die sich nachweislich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können – wie Schwangere im ersten Schwangerschaftsdrittel –; Personen, die wegen einer CoronaInfektion in Quarantäne sind und sich zu deren Beendigung freitesten wollen; Kinder bis zu einem Alter von zwölf Jahren und drei Monaten. Zudem gibt es eine Übergangsfrist: „Bis zum 31. Dezember 2021 können sich alle, die zum Zeitpunkt der Testung noch minderjährig sind, kostenlos testen lassen, erklärt die
Verbraucherzentrale. Wer nichts bezahlen will, muss seinen Anspruch untermauern: Jugendliche legen dazu ihren Ausweis vor. Wer aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden kann, muss ein ärztliches Attest vorlegen.
Wie teuer werden die Schnelltests? Weder Bund noch Land geben einen Rahmen vor, der Markt soll das machen. „Es wird davon ausgegangen, dass sich der Preis auf dem
Markt innerhalb eines akzeptablen Rahmens einpendeln wird“, sagte eine Sprecherin des NRW-Gesundheitsministeriums. Zum Start sind die Spannbreiten groß: Der Anbieter „Dein Corona Testzentrum“, der in Düsseldorf, Hannover und Wolfsburg Standorte hat, will künftig rund 15 Euro pro Test verlangen. Die Firma Med1plus mit Angeboten in Leverkusen und Xanten setzt den Preis auf zwölf Euro fest. Unklar ist er bei Medicare: Der Großanbieter
betreibt nach eigenen Angaben bundesweit 120 Testzentren. „Wir wissen bislang nur, dass der Preis irgendwo zwischen zehn und 20 Euro kosten soll“, sagt ein Mitarbeiter.
Wie viele Testzentren werden bleiben? Schon in den vergangenen Wochen ist die Zahl der Testzentren stark gesunken. Gab es im Mai noch 9064 Zentren in NRW, so sind es aktuell noch 7500 aktive Teststellen. Das sei ein gutes flächendeckendes Angebot, meint das Gesundheitsministerium. „Die Entwicklung lässt derzeit nicht darauf schließen, dass sich die Struktur derart ausdünnen könnte, dass der Bedarf nicht mehr gedeckt wäre.“Der Apothekerverband Nordrhein sieht das kritischer: „Vor dem Hintergrund einer von allen Experten erwarteten Steigerung der Infektionszahlen erfolgt der Ausstieg aus den kostenlosen Bürgertests zum falschen Zeitpunkt“, so Verbandschef Thomas Preis. Aktuell würden noch immer täglich 200.000 Tests in NRW durchgeführt. „Zu viele Menschen in unserem Land werden auf ein Stück mehr Sicherheit durch regelmäßiges Testen verzichten müssen“, sagte Preis. Sein Vorschlag: „Stattdessen wäre ein Vorgehen wie bei Arzneimitteln sinnvoll, nämlich die Einführung einer angemessenen Zuzahlung, die etwa bei Arzneimitteln bei fünf bis zehn Euro liegt.“
Was ist mit Ärzten und Apotheken, die testen? Wie für alle Testzentren gilt auch für die rund 4000 testenden Ärzte in Nordrhein ab Montag die neue Testverordnung, betont die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein: „Ob viele Praxen das Testen einstellen werden, lässt sich derzeit nicht bewerten.“Immerhin bleiben die Apotheken im Geschäft: Ein Umfrage des Apothekerverbands ergab, dass zunächst weiter 90 Prozent der dortigen Teststellen bestehen bleiben. Wer weiter einen Schnelltest benötigt, kann etwa Apotheken über die Postleitzahl-Suche auf der Plattform www.testen-in-nrw.de finden. Doch der Duisburger Apotheker Rachid Bouylmani rechnet künftig mit einer deutlich geringeren Nachfrage. Aktuell kommen in seine Apotheken täglich rund 100 Kunden, um sich testen zu lassen. „Auf Dauer können sich das nicht alle leisten“, sagt Bouylmani.