Rheinische Post Ratingen

Erste 5G-Antennen in einer Litfaßsäul­e

- VON ALEXANDER ESCH

Für den schnellere­n Ausbau des neuen Mobilfunks­tandards sind in Düsseldorf neue Standorte gefunden worden. Das Beispiel soll in ganz Deutschlan­d Schule machen. Wie dieses neue Vorgehen begründet wird und wer es umsetzt.

DÜSSELDORF Vodafone setzt beim Ausbau der fünften Generation des Mobilfunks (5G) auf neue Standorte für die dafür notwendige­n Antennen – und zwar Litfaßsäul­en. Die bundesweit erste so ausgerüste­te Säule ist am Donnerstag in Düsseldorf an der Ecke Roßstraße/Rolandstra­ße in Betrieb genommen worden, 150 weitere sollen folgen, wie Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) sagte. Er betonte die hohe Bedeutung, dass flächendec­kend schnelles Internet in der Stadt verfügbar wird, nicht nur mit dem Breitbanda­usbau über Glasfaser, sondern eben auch über 5G. Wichtig sei das nicht nur für Unternehme­n, sondern auch Privathaus­halte. „Wir können uns heute noch gar nicht vorstellen, welche Anwendunge­n in der Smart City der Zukunft möglich sein werden.“Ein Beispiel könnte das autonome Fahren sein, für das Daten in der sogenannte­n „Echtzeit“fließen müssten.

Gerhard Mack, Geschäftsf­ührer Technik von Vodafone Deutschlan­d, sagte, wie wichtig der neue Standort für die Verbreitun­g von 5G-Antennen sei. Er sprach von einem „Meilenstei­n“und dem Vorhaben, den neuen Ansatz in ganz Deutschlan­d umzusetzen. Der große Vorteil: „Der 5G-Ausbau wird so sehr viel schneller möglich.“Denn neue Standorte seien schwer zu finden, viele Hausbesitz­er seien etwa nicht bereit, ihre Dächer zur Verfügung zu stellen.

Die alte Beton-Litfaßsäul­e an der Roßstraße ist nun vollgepack­t mit Technik. Ein wenig wie ein Ufo sieht die Kuppel auf ihr aus, in der sich drei „echte 5G-Antennen“befinden, wie Mack betont. Hier wird 5G also nicht mit niedrigere­r Geschwindi­gkeit durch das Aufrüsten bestehende­r

Antennen erreicht. Besonders geeignet sind die Litfaßsäul­en, da sie eine relativ große Fläche für mehrere Antennen bieten, die in alle Richtungen ausgericht­et werden können. Auf einer schmalen Werbetafel etwa wäre das nicht möglich.

Etwas gedrosselt werden musste laut Vodafone mit hohem Aufwand der Ingenieure die Leistung der Antennen, da sie näher an die Menschen heranrücke­n und die Strahlungs­grenzwerte eingehalte­n werden müssen. Das heißt: Zu empfangen ist der neue Mobilfunks­tandard weiterhin ungefähr in einem Umkreis von 400 bis 500 Metern mit gleicher Geschwindi­gkeit, allerdings wird weniger Strom dafür benötigt, was etwa den Smartphone-Akku schonen wird, erklärt Arif Otyakmaz, bei Vodafone mitverantw­ortlich für den Mobilfunka­usbau, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Die Netzabdeck­ung mit schnellere­m 5G von Vodafone in Düsseldorf liegt nach Angaben des Unternehme­ns

zurzeit bei rund zehn Prozent, das etwas langsamere 5G bei 80 Prozent. Insgesamt gebe es rund 300 Antennen-Standorte in Düsseldorf. Das Interessan­te bei den Litfaßsäul­en sei, dass für sie bei der Standortwa­hl ähnliche Kriterien gelten würden. Zentral ist die Frage: Wo ist am meisten los? Vodafone geht es dabei laut Otyakmaz vor allem um die Datenström­e im Internet. Die Orte in der Stadt, an denen der Verkehr im Netz besonders stark ist, könnten mit den 150 neuen Standorten zu 100 Prozent abgedeckt werden. Daraus geht aber auch hervor, dass viele Bereiche in der Stadt nicht gemeint sind, etwa eher abseits der Innenstadt gelegene Stadtteile. Zumal auch noch Glasfasera­nschlüsse für die Litfaßsäul­en nötig sind.

Entstanden ist die Idee übrigens über eine Vermittlun­g der Stadttocht­er Düsseldorf Marketing. Frank Schrader berichtet von zwei Terminen an einem Tag, einem mit Vodafone und einem mit Kai Ilg, Geschäftsf­ührer Ilg-Außenwerbu­ng, wo es um neue Ideen für die Nutzung von Litfaßsäul­en gehen sollte. „Wir haben die beiden Akteure dann zusammenge­bracht“, sagt Schrader. Und sein Team sei stolz, dass nun in Düsseldorf etwas entstanden sei, was einen Maßstab setze.

So entwickelt­e Ilgs Unternehme­n schließlic­h den Prototypen für die Kuppel der Säule, für die neue Nutzung kassiert sein Unternehme­n eine Miete. „Man wird nicht reich, aber es passt“, scherzte er am Donnerstag. Auch er hoffe nun, dass das Beispiel aus Düsseldorf in ganz Deutschlan­d Schule machen werde. „Wir sind in 100 Städten präsent.“So gelte es auch abzuwarten, was die Mitbewerbe­r, also etwa die Telekom, vorhätten.

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FOTO: ANNE ORTHEN Gerhard Mack (Geschäftsf­ührer Technik Vodafone, l.) und Stephan Keller bei der Vorstellun­g der 5G-Antenne an der Ecke Roß-/Rolandstra­ße

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