Erste 5G-Antennen in einer Litfaßsäule
Für den schnelleren Ausbau des neuen Mobilfunkstandards sind in Düsseldorf neue Standorte gefunden worden. Das Beispiel soll in ganz Deutschland Schule machen. Wie dieses neue Vorgehen begründet wird und wer es umsetzt.
DÜSSELDORF Vodafone setzt beim Ausbau der fünften Generation des Mobilfunks (5G) auf neue Standorte für die dafür notwendigen Antennen – und zwar Litfaßsäulen. Die bundesweit erste so ausgerüstete Säule ist am Donnerstag in Düsseldorf an der Ecke Roßstraße/Rolandstraße in Betrieb genommen worden, 150 weitere sollen folgen, wie Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) sagte. Er betonte die hohe Bedeutung, dass flächendeckend schnelles Internet in der Stadt verfügbar wird, nicht nur mit dem Breitbandausbau über Glasfaser, sondern eben auch über 5G. Wichtig sei das nicht nur für Unternehmen, sondern auch Privathaushalte. „Wir können uns heute noch gar nicht vorstellen, welche Anwendungen in der Smart City der Zukunft möglich sein werden.“Ein Beispiel könnte das autonome Fahren sein, für das Daten in der sogenannten „Echtzeit“fließen müssten.
Gerhard Mack, Geschäftsführer Technik von Vodafone Deutschland, sagte, wie wichtig der neue Standort für die Verbreitung von 5G-Antennen sei. Er sprach von einem „Meilenstein“und dem Vorhaben, den neuen Ansatz in ganz Deutschland umzusetzen. Der große Vorteil: „Der 5G-Ausbau wird so sehr viel schneller möglich.“Denn neue Standorte seien schwer zu finden, viele Hausbesitzer seien etwa nicht bereit, ihre Dächer zur Verfügung zu stellen.
Die alte Beton-Litfaßsäule an der Roßstraße ist nun vollgepackt mit Technik. Ein wenig wie ein Ufo sieht die Kuppel auf ihr aus, in der sich drei „echte 5G-Antennen“befinden, wie Mack betont. Hier wird 5G also nicht mit niedrigerer Geschwindigkeit durch das Aufrüsten bestehender
Antennen erreicht. Besonders geeignet sind die Litfaßsäulen, da sie eine relativ große Fläche für mehrere Antennen bieten, die in alle Richtungen ausgerichtet werden können. Auf einer schmalen Werbetafel etwa wäre das nicht möglich.
Etwas gedrosselt werden musste laut Vodafone mit hohem Aufwand der Ingenieure die Leistung der Antennen, da sie näher an die Menschen heranrücken und die Strahlungsgrenzwerte eingehalten werden müssen. Das heißt: Zu empfangen ist der neue Mobilfunkstandard weiterhin ungefähr in einem Umkreis von 400 bis 500 Metern mit gleicher Geschwindigkeit, allerdings wird weniger Strom dafür benötigt, was etwa den Smartphone-Akku schonen wird, erklärt Arif Otyakmaz, bei Vodafone mitverantwortlich für den Mobilfunkausbau, im Gespräch mit unserer Redaktion.
Die Netzabdeckung mit schnellerem 5G von Vodafone in Düsseldorf liegt nach Angaben des Unternehmens
zurzeit bei rund zehn Prozent, das etwas langsamere 5G bei 80 Prozent. Insgesamt gebe es rund 300 Antennen-Standorte in Düsseldorf. Das Interessante bei den Litfaßsäulen sei, dass für sie bei der Standortwahl ähnliche Kriterien gelten würden. Zentral ist die Frage: Wo ist am meisten los? Vodafone geht es dabei laut Otyakmaz vor allem um die Datenströme im Internet. Die Orte in der Stadt, an denen der Verkehr im Netz besonders stark ist, könnten mit den 150 neuen Standorten zu 100 Prozent abgedeckt werden. Daraus geht aber auch hervor, dass viele Bereiche in der Stadt nicht gemeint sind, etwa eher abseits der Innenstadt gelegene Stadtteile. Zumal auch noch Glasfaseranschlüsse für die Litfaßsäulen nötig sind.
Entstanden ist die Idee übrigens über eine Vermittlung der Stadttochter Düsseldorf Marketing. Frank Schrader berichtet von zwei Terminen an einem Tag, einem mit Vodafone und einem mit Kai Ilg, Geschäftsführer Ilg-Außenwerbung, wo es um neue Ideen für die Nutzung von Litfaßsäulen gehen sollte. „Wir haben die beiden Akteure dann zusammengebracht“, sagt Schrader. Und sein Team sei stolz, dass nun in Düsseldorf etwas entstanden sei, was einen Maßstab setze.
So entwickelte Ilgs Unternehmen schließlich den Prototypen für die Kuppel der Säule, für die neue Nutzung kassiert sein Unternehmen eine Miete. „Man wird nicht reich, aber es passt“, scherzte er am Donnerstag. Auch er hoffe nun, dass das Beispiel aus Düsseldorf in ganz Deutschland Schule machen werde. „Wir sind in 100 Städten präsent.“So gelte es auch abzuwarten, was die Mitbewerber, also etwa die Telekom, vorhätten.