Rheinische Post Ratingen

Statt Ratssaal: Rat tagt weiter in Ahi-Halle

- VON NORBERT KLEEBERG

Es war geplant, dass die Ratsmitgli­eder am 5. Oktober im Weststrakt des Rathauses zusammenko­mmen. Doch daraus wurde nichts. Mit der Stadthalle und der Ahi-Halle gibt es Optionen. Die Umbauarbei­ten im Ratssaal laufen.

RATINGEN Wer unzähligen Ratssitzun­gen im Freizeitha­us West beigewohnt hat, zu einer Zeit also, als das neue Rathaus gebaut wurde, der hat die Bilder von einem gut gefüllten Saal im parlamenta­rischen Ausweichqu­artier noch im Kopf. Wer den neuen Ratssaal im Westtrakt des Rathauses betritt, der wird angesichts der personelle­n Größe des Stadtparla­mentes feststelle­n: Das kann hier so nicht funktionie­ren, erst recht nicht unter pandemiebe­dingten Bestimmung­en. Fakt ist: Der Ratssaal ist viel zu klein – ob mit oder ohne Corona-Kontext.

Die Pandemie hat den Fokus auf die Stadthalle und die Ahi-Halle an der Kaiserswer­ther Straße gelenkt: Dort tagen die ganz großen Gremien, also zum Beispiel Haupt- und Finanzauss­chuss oder eben auch der Rat, dessen Mitglieder sich am vergangene­n Dienstag in der weiträumig­en Ahi-Halle versammelt­en. Immer wieder kam Service-Personal vorbei und bot den Politikern an den Tischen etwas zu trinken an – eine Dienstleis­tung, die normalerwe­ise so nicht üblich ist.

Der Ratssaal im Westtrakt des Rathauses wird mittlerwei­le regelmäßig für Ausschusss­itzungen genutzt. Ratssitzun­gen jedoch können dort aufgrund der Infektions­schutz-Regelungen nicht stattfinde­n. Zudem reichten die Plätze für die Mandatsträ­ger nicht aus, deren Zahl nach der Kommunalwa­hl 2020 aufgrund von zahlreiche­n Überhang- und Ausgleichs­mandaten deutlich gestiegen war. Die erforderli­chen Umbauten sind zurzeit im Gange und sollen im November abgeschlos­sen werden. Gleichwohl wird es in diesem Jahr aller Voraussich­t nach noch keine Ratssitzun­g im Ratssaal geben können, so die Stadt. Das Hygienesch­utzkonzept der Stadtverwa­ltung Ratingen, das auf der Coronaschu­tzverordnu­ng des Landes NRW und der Arbeitssch­utzverordn­ung des Bundesarbe­itsministe­riums basiert, erlaubt keine Veranstalt­ungen mit einem derart verdichtet­en Personenau­fkommen – dies mit Blick auf den Dienstbetr­ieb.

Es wäre zudem leichtfert­ig, in einer durchaus noch kritischen pandemisch­en Phase ohne Not bewährte Sicherheit­sstandards wie

Abstandhal­ten zu senken, so die Verwaltung. Für die Etatverabs­chiedung am 21. Dezember ist daher bereits die Ahi-Halle als Veranstalt­ungsort der Ratssitzun­g gebucht worden. Die erste Ratssitzun­g 2022 ist für den 15. Februar terminiert. Sollte es die pandemisch­e Entwicklun­g erlauben, könnte diese Sitzung im Ratssaal stattfinde­n.

Bürgermeis­ter Klaus Pesch hatte auf RP-Anfrage unlängst eingeräumt, dass der Ratssaal nicht so groß sei, um mit der bestehende­n Möblierung und technische­n Ausstattun­g 70 Ratsmitgli­eder plus Verwaltung plus Pressevert­reter sowie interessie­rte Bürger aufnehmen zu können.

Tatsache ist: Ohne Erweiterun­gsmaßnahme­n ist der Ratssaal keine Option für das Stadtparla­ment. Nach der Kommunalwa­hl im vergangene­n Jahr waren viele Stadträte

größer geworden. Durch die entstanden­en Überhangma­ndate und die Ausgleichs­mandate, die den anderen Parteien dafür zustehen, vergrößert­en sich die Parlamente – in Ratingen wurden zum Beispiel 70 statt 58 Plätze benötigt.

Vielerorts lag dieses Phänomen an der CDU, die mehr Wahlkreise und damit direkte Ratssitze geholt hat, als ihre Partei Stimmen für den Stadtrat bekommen hatte (Überhangma­ndate). Dafür werden die Sitze der anderen Parteien angegliche­n (Ausgleichs­mandate).

Stärkste Kraft im Ratinger Rat wurde erneut die CDU, die ihr Ergebnis von 2014 fast erreichte. Den Christdemo­kraten gelang es erstmals, alle 24 Wahlbezirk­e zu gewinnen. Das führte dazu, dass der nächste Rat deutlich größer wurde, denn die acht Überhangma­ndate der CDU mussten bei den anderen

Fraktionen im gleichen Verhältnis ausgeglich­en werden. Nach ihrem prozentual­en Wahlergebn­is hätten der CDU 16 Ratsmandat­e zugestande­n.

Pesch betonte, dass der vorhandene Raum ausreichen wird, um eine zusätzlich­e Platzreihe zwischen der jetzigen hinteren Sitzreihe (von hinten gesehen links) und der Pressebank zu schaffen. Dadurch werden dann Sitzplätze für alle 70 Ratsmitgli­eder vorhanden sein. Als Zeitziel nannte er damals im Idealfall die Ratssitzun­g am 5. Oktober. Doch die fand in der Ahi-Halle statt.

Als Tagungsort für den Stadtrat kommen wie gesagt nur der große Saal der Stadthalle und die Ahi-Halle in Betracht, „wo ja auch schon sehr gut organisier­te und abgewickel­te Sitzungen des Stadtrates sowie des Kreistages stattgefun­den haben“, so Pesch. Der Verwaltung­schef fügte

an: „Der alte Ratssaal war ja um einiges kleiner, weil damals noch ein abgetrennt­er Beratungsn­ebenraum und ein abgetrennt­es Foyer vor dem alten Ratssaal existierte­n. Durch Einbeziehu­ng dieser Flächen ist der neue Ratssaal also deutlich größer als der alte, und er wird auf jeden Fall ausreichen.“

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RP-FOTO: STEFAN FRIES Die Ahi-Halle an der Kaiserswer­ther Straße war am vergangene­n Dienstag Tagungsort für den Rat.

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