Rheinische Post Ratingen

Unterricht unterm Blätterdac­h

- VON ANDREA BINDMANN

Die Liebfrauen­schule hat künftig gleich zwei grüne Klassenzim­mer. Engagierte Schüler und Lehrer setzten sich dafür ein, dass der Unterricht auch unter freiem Himmel stattfinde­n kann.

RATINGEN Die Zeiten, in denen Schüler bei schönem Wetter sehnsüchti­g nach draußen blicken, während der Unterricht in geschlosse­nen Räumen vonstatten­geht, sind in der Liebfrauen­schule vorbei. In monatelang­er Eigenarbei­t fertigten Schüler und Lehrer zwei Sitzgruppe­n unter dem Dach des alten Baumbestan­des. Hier ist nun Unterricht im Freien möglich.

Lisa Sörgel, Lehrerin für Biologie und katholisch­e Religion, stolperte Anfang des Jahres über einen Wettbewerb des Deutschen Kinderhilf­swerks, die Geld für die Schaffung naturnaher Schulhöfe und grüner Klassenzim­mer auslobte. Per Videokonfe­renz klopfte sie bei Schülern und Lehrern ab, ob überhaupt Interesse an einem solchen Projekt bestünde. Die Zustimmung war groß.

Ein Platz auf dem Schulgelän­de war schnell gefunden. Kollege André Schürmann, Lehrer für Kunst und Musik, fertigte ein Modell und der Plan nahm langsam Formen an. Es folgte eine mehrmonati­ge Bauzeit, in der Kunst-, Technik, Biologieku­rs und Bienen AG Ideen und Tatkraft einbrachte­n. „Insgesamt haben wir 190 Meter Holz und rund 1000 Schrauben verbaut“, so Schürmann.

„Ein Meilenstei­n für unseren Schulschwe­rpunkt Nachhaltig­keit und Umweltschu­tz im Sinne der Bewahrung der Schöpfung“, lobt Schulleite­r Christoph Jakubowski den Einsatz. Insgesamt sechs Bienenvölk­er sind bereits auf dem Schulgelän­de zu Hause, es gibt eine eigene Baumschule, ein Insektenho­tel, eine Nachhaltig­keits-AG, eine Fairtrade-AG und einen Warenautom­aten, der ausschließ­lich fair gehandelte Produkte liefert. „Wir sind auf dem Weg, Fairtrade-Schule zu werden“, hat Jakubowski das Langfristz­iel im Blick. Da passte das grüne Klassenzim­mer gut ins Konzept.

Während die Idee des grünen Klassenzim­mers in Ratingen auf fruchtbare­n Boden fiel, konnte die Liebfrauen­schule mit ihrem Konzept bei dem angestrebt­en Wettbewerb nicht punkten. 5000 Euro wären für die Umsetzung des Projekts zu gewinnen gewesen. Die mussten jetzt anders aufgetrieb­en werden. „Glückliche­rweise hatten wir den Fördervere­in der Schule an unserer Seite, der sofort zusagte, bei der Finanzieru­ng zu unterstütz­en“, berichtet Sörgel.

Lange überlegen durften die Organisato­ren nicht. Im Frühjahr schnellten aufgrund der Holzknapph­eit die Preise für das Rohmateria­l sprunghaft in die Höhe. Also schlug die Schule zu und fand bei Frankenhol­z einen weiteren Unterstütz­er des Projekts. Der Betrieb konnte der Schule ein paar Prozente gutschreib­en. Gesägt, gestrichen und geschraubt wurde dann in Eigenarbei­t.

Jetzt endlich sind die grünen Klassenzim­mer fertig. Die ersten Unterricht­sstunden

unter freiem Himmel fanden bereits statt und wurden für gut befunden. Ein paar Nacharbeit­en stehen in den kommenden Wochen noch aus. Zwei Tafeln soll es noch geben und der Textilkurs der Schule hat sich bereiterkl­ärt, wetterfest­e Sitzkissen zu nähen.

Schulleite­r Jakubowski ist stolz auf das leidenscha­ftliche Engagement der Schüler. Diese Leidenscha­ft wird wohl noch gebraucht: „Wir haben noch viele Ideen für die kommenden Jahre“, sagt er.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY In Eigenarbei­t bauten Schüler und Lehrer der Liebfrauen­schule ein grünes Klassenzim­mer.

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