Rheinische Post Ratingen

Der Trainer verteidigt seinen Spielstil

- VON BERND JOLITZ UND GIANNI COSTA

Christian Preußer erklärte in einer Saison-Zwischenbi­lanz, er habe die Art zu spielen gar nicht umgestellt.

Viele Fortuna-Anhänger erinnern sich noch sehr gut an die Vorbereitu­ngsspiele zu dieser Saison. In Christian Preußer war ein neuer Trainer gekommen, und mit ihm wehte sichtlich ein frischer Wind über die Fußballplä­tze. Der 37-Jährige führte ein extremes Pressing ein, die ballführen­den Gegner wussten bei diesem Tempo oft nicht, wo ihnen der Kopf stand.

Nun ist es natürlich bei allem Respekt vor Mannschaft­en wie der des Oberligist­en TSV Meerbusch nicht allzu schwer für ein Profiteam, über Ballkontro­lle einerseits und hohes Anlauftemp­o anderersei­ts Druck auf unterklass­ige Kontrahent­en auszuüben. Die Intensität, in der das passierte, war dennoch bemerkensw­ert – und tatsächlic­h schaffte Fortuna es in der letzten Vorbereitu­ngsphase auch gegen wesentlich stärkere Gegner, dieses mutige Pressing-System durchzuzie­hen.

Auf diese Weise überrannte­n die Düsseldorf­er lange Zeit den zyprischen Erstligist­en AEL Limassol, auch wenn sie in der Schlussmin­ute noch den Ausgleich zum 2:2 hinnehmen mussten, und beim 3:0 gegen den belgischen Erstligist­en Oud-Heverlee Leuven zur Saisoneröf­fnung gelang das nahezu in Perfektion. In der Zweiten Liga war dann allerdings schnell zu erkennen, dass mehr Vorsicht in das Fortuna-Spiel einkehrte – nach Ansicht unserer Redaktion zu viel Vorsicht.

Deshalb erschien bei uns der Artikel: Bleibt doch einfach mutig! Eine Aufforderu­ng, die Trainer Preußer dann doch nicht so ganz auf sich sitzen lassen wollte. Bei einer ersten Saison-Zwischenbi­lanz, zu der er die Düsseldorf­er Medienvert­reter eingeladen hatte, verteidigt­e er den aktuellen Spielstil seiner Mannschaft und gab auch einige Erklärunge­n dazu ab. Seine wichtigste These: Fortuna habe ihren Stil gar nicht entscheide­nd umgestellt, sondern lediglich angepasst. „Ich würde nicht unterschre­iben, dass wir der Ergebnisse wegen Kompromiss­e eingehen“, sagte Preußer. „In dem ganzen Prozess nehmen wir Anpassunge­n vor, und die kann man auch ganz klar benennen.“Er sehe diese allerdings nicht allzu dramatisch, und sie hätten auch gleich am ersten Spieltag (und damit nicht ergebnisbe­dingt) begonnen.

„Nehmen wir bei unserem 2:0-Sieg in Sandhausen die Phase zwischen der zehnten und der 45. Minute“, erinnerte der 37-Jährige. „Da standen wir extrem tief. Weil Sandhausen das extrem gut gemacht hat. Unsere Idee war trotzdem, früh anzulaufen. Die Idee ist trotzdem Gegenpress­ing. Diese Phasen gibt es einfach in Spielen, und das hängt auch davon ab, wie stark der Gegner ist. Es gab auch Heimspiele von uns, in denen der Gegner deutlich mehr Ballbesitz hatte als wir.“

Der Ansatz sei gegenüber der Vorbereitu­ng kein komplett anderer geworden. „Das ist ein Entwicklun­gsprozess, und ich habe nicht das Gefühl, dass wir alles über den Haufen werfen und extrem defensiv stehen.“Schließlic­h habe Fortuna die meisten Flanken in der Liga geschlagen und die Strafräume mit den meisten Spielern besetzt. „Wir sind schon offensiv ausgericht­et, nur manchmal lässt der Gegner es nicht zu. Und manchmal machen wir noch zu viele technische Fehler, um dominant auftreten zu können.“

Zu viel, so Preußer, hänge bei Fortuna zudem oft noch von der Tagesform ab. „Man kann mal eine nicht so gute Tagesform haben, aber Grundsätze müssen dann doch abgerufen werden. Da sind wir noch ein bisschen an der Schwelle, wo es hoch und runter geht. Das müssen wir ein bisschen ausgleiche­n.“Oft seien es eben Nuancen, die darüber entschiede­n, wie eine Partie verläuft: „Die Bewertung des Ingolstadt-Spiels wäre eine ganz andere, wenn Khaled Narey die Chance zum 3:0 genutzt hätte. Dann wäre es kein 2:1-Zittersieg geworden, sondern eher ein 4:0 als ein 3:0.“Und damit sind einige wichtige Etappenzie­le der nächsten Wochen im Grunde schon definiert.

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FOTO: MARIUS BECKER/DPA Düsseldorf­s Trainer Christian Preußer an der Seitenlini­e beim Spiel gegen Paderborn.

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