Rheinische Post Ratingen

Bunker bietet jetzt Büros im Bauwerk 18

- VON MARC INGEL

Auf der letzten freien Fläche im Hochbunker hat ein Coworking Space eröffnet. Allerdings gibt es noch kein Internet.

GERRESHEIM Der alte Hochbunker in Gerresheim hat eine wechselhaf­te Geschichte hinter sich, die mit eher unschönen Kapiteln vor zweieinhal­b Jahren ein vorläufige­s Ende nahm: Eine Haschischp­lantage wurde auf mehreren Ebenen entdeckt, unten gab es eine Rockerknei­pe von zweifelhaf­tem Ruf und eine Art Disco, von der man sich auch lieber fernhielt.

Dann erwarb David Wodtke den Bunker und schaffte das, was viele nicht für möglich hielten: Er machte daraus Wohn- und Büroraum. In die ehemalige Kneipe ist inzwischen eine Kita eingezogen, und auch die Disco an der Nachtigall­straße wurde nun einer neuen Nutzung zugeführt: Daraus wurde ein Coworking Space mit 52 Arbeitsplä­tzen. Bauwerk 18, heißt die 330 Quadratmet­er große Bürofläche, „so wurde die Akte für den Bunker beim Bauamt genannt“, erklärt Wodtke.

Eigentlich ist nach einem halben Jahr Umbau längst alles fertig, die meisten Plätze sind bereits vermietet, allerdings gibt es Probleme mit der Telekom. „Wir haben kein Internet, seit drei Monaten nicht“, sagt der Besitzer, der selbst eine Etage im Bunker bezogen hat. Das treffe auch für drei Mietwohnun­gen und zwei Büros zu. „Die sind am Telefon immer sehr freundlich, aber dann passiert trotzdem nichts“, sagt der Projektent­wickler. „Es gibt technische Probleme, Kabel müssten neu verlegt werden, aber die Telekom bekommt es nicht hin“, geht er mittlerwei­le von einem Schaden in fünfstelli­ger Höhe aus. Auf Nachfrage

zeigt sich ein Telekom-Sprecher ebenfalls sehr bemüht, bis zum Freitagnac­hmittag habe er von seinen Kollegen seitens der Technik allerdings noch keine Rückmeldun­g erhalten.

So bleibt also nur Abwarten übrig, und das gilt besonders für Jennifer Horstmann, die das Bauwerk 18 leitet, die Fläche von Wodtke gepachtet hat, während er wiederum Arbeitsplä­tze bei ihr angemietet hat. „Wir hoffen vor allem auf langfristi­ge Mieter, es soll eine nette Bürogemein­schaft werden“, sagt sie. Dabei profitiere die studierte Architekti­n vom Homeoffice-Trend. „Viele Firmen haben deswegen Bürofläche abgegeben oder denken zumindest darüber nach, das zu tun. Nur Homeoffice ist gerade bei Eltern aber auch schwierig.“Dann lieber tageweise einen Ausweich-Arbeitspla­tz zur Verfügung haben, den man sich mit Kollegen teilen und trotzdem auch mal seinen Kram liegenlass­en kann. Horstmann geht davon aus, dass die Plätze aufgrund dessen immer nur zu einem Drittel gleichzeit­ig belegt sein werden und so auch keine Großraum-Atmosphäre im Bauwerk 18 herrschen wird.

Der Coworking Space im Bunker bietet im Mietpreis inbegriffe­n neben Internet (normalerwe­ise), eine Drucker-Flatrate, die Nutzung eines gediegenen Konferenzr­aums, einer Chill-out-Area (mit Playstatio­n und Fernseher), einer Küche, außerdem gibt’s Kaffeemasc­hine, Getränkeun­d Snackautom­at. „Wir wollen das Bauwerk 18 nach Möglichkei­t 24 Stunden am Tag offen lassen, jeder Mieter bekommt einen Zugangschi­p“, sagt Wodtke, der inzwischen auch für das edle, 170 Quadratmet­er große Penthouse auf dem Dach eine Nutzung gefunden hat: „Es wird ebenfalls Bürofläche, eher für größere Einheiten – und etwas teurer.“

Fehlt jetzt also nur noch Internet. Einem Mieter, der nicht mehr warten wollte, hat Wodtke privat eine Speedbox hingestell­t. „Aber das kann kein Dauerzusta­nd sein“, sagt er und fügt hinzu: „Wenn nicht bald etwas passiert, müssen wir rechtliche Schritte einleiten.“

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RP-FOTO: INGEL Jennifer Horstmann und David Wodtke haben den Coworking Space in einer Mischung aus modernem Design und Industriec­harme eingericht­et.

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