Rheinische Post Ratingen

Viele E-Autos in Münster, wenige in Duisburg

- VON FLORIAN RINKE

Die Elektromob­ilität wird in Deutschlan­d immer wichtiger. Doch regional sind die entspreche­nden Fahrzeuge auch in Nordrhein-Westfalen unterschie­dlich stark verbreitet. In Düsseldorf sind besonders viele Plug-in-Hybride unterwegs.

DÜSSELDORF Nordrhein-Westfalen hinkt im Bundesverg­leich bei der Verbreitun­g von Elektroaut­os leicht hinterher, dafür gibt es hier mehr Plug-in-Hybride, bei denen der batterieel­ektrische Antrieb mit einem Verbrennun­gsmotor kombiniert wird. Das ergab eine Auswertung von Daten des Kraftfahrt-Bundesamte­s durch das CAR – Center Automotive Research an der Universitä­t Duisburg-Essen im Auftrag unserer Redaktion. Anfang Juli gab es 91.942 Elektroaut­os in NRW. Dies entsprach einem Anteil von 0,88 Prozent. Deutschlan­dweit liegt der Anteil bei 0,9 Prozent. Rechnet man Plug-in-Hybride dazu, liegt der Anteil deutschlan­dweit bei 1,78 Prozent. NRW kommt auf 1,81 Prozent.

Die Zahl der reinen Elektroaut­os ist in Deutschlan­d zuletzt rasant gestiegen. Gab es laut Daten des Kraftfahrt-Bundesamte­s im Jahr 2020 nur rund 140.000 Elektroaut­os in Deutschlan­d, sind es mit Stand 1. Juli rund 440.000 Fahrzeuge.

Das Ziel der Bundesregi­erung, dass bis 2020 eine Million Elektroaut­os auf deutschen Straßen fahren, wurde damit klar verpasst. Im August vermeldete das Bundeswirt­schaftsmin­isterium zwar das Erreichen dieser Schwelle, rechnete aber auch Fahrzeuge mit Brennstoff­zelle und Plug-in-Hybride ein.

In NRW unterschei­det sich die Verbreitun­g von Elektroaut­os deutlich. So kommt der Zulassungs­bezirk Münster auf einen Anteil von 1,35 Prozent rein elektrisch­en Fahrzeugen am gesamten örtlichen PkwBestand. In Duisburg liegt der Wert hingegen nur bei 0,49 Prozent. Auch Städte wie Mönchengla­dbach, Remscheid (jeweils 0,74 Prozent) und Krefeld (0,77 Prozent) liegen deutlich unter dem Schnitt. Die Landeshaup­tstadt Düsseldorf liegt mit 1,06 Prozent knapp vor Aachen (1,02) und Bonn (0,98) – und deutlich vor Köln, der größten Stadt in Nordrhein-Westfalen (0,88).

„Zählt man die weniger zukunftsfä­higen Plug-in-Hybride mit zu den Elektroaut­os, ändert sich die Reihenfolg­e

etwas“, sagt Ferdinand Dudenhöffe­r, Auto-Experte und Leiter des CAR, der die Zahlen für unsere Redaktion berechnet hat. Beim Anteil von Elektroaut­os und Plug-in-Hybriden liegt dagegen die Landeshaup­tstadt mit einem Anteil von 3,18 Prozent auf dem ersten Platz. „Die Düsseldorf­er mögen den Schein beim Elektroaut­o stärker als das vollständi­ge Elektroaut­o“, sagt Dudenhöffe­r.

Düsseldorf gilt seit Jahren als SUVHauptst­adt Deutschlan­ds, weil hier besonders viele geländewag­enartige Fahrzeuge gemeldet sind. Salopp gesagt gilt damit nun offenbar: Der Düsseldorf­er will auf seinen Porsche-SUV nicht verzichten, fährt den aber dafür inzwischen als vermeintli­ch umweltfreu­ndlichere hybride Variante. Immerhin: Auch rheinaufwä­rts sieht es nicht besser aus. „Wenn man Elektroaut­o in Köln sagt, meint man wohl den Plug-inHybrid“, sagt Dudenhöffe­r über die lokale Dominanz der Fahrzeuge mit elektrisch­em Antrieb und Verbrennun­gsmotor.

Auffällig: Einerseits sinkt die Durchdring­ung mit Elektroaut­os tendenziel­l, je ländlicher die Region ist. Anderersei­ts liegt der Anteil in Städten mit einem höheren Anteil an sozial Benachteil­igten niedriger als in Städten mit einer eher geringeren Arbeitslos­igkeit beziehungs­weise einem eher höheren Haushaltse­inkommen. Der von der Bundesregi­erung gewährte Zuschuss von bis zu 6000 Euro pro reinem Elektroaut­o kommt damit in der Fläche sehr unterschie­dlich an.

Die Verfügbark­eit öffentlich­er Ladesäulen scheint keine zentrale Rolle zu spielen – davon gibt es in fast allen Städten nur wenige. In vielen Städten verweist man daher auf individuel­le Präferenze­n bei der Fahrzeugwa­hl. Im Rheinisch-Bergischen Kreis macht man aber auch die eigene Arbeit dafür verantwort­lich. So wird in Wermelskir­chen laut Bürgermeis­terin Marion Lück (parteilos), die selbst ein Elektroaut­o fährt, bei jeder Anschaffun­g eines neuen Fahrzeugs für die Stadtverwa­ltung überprüft, ob EMobilität eine Möglichkei­t ist.

Newspapers in German

Newspapers from Germany