Rheinische Post Ratingen

Die Finanztric­ks der Ampel-Sondierer

- VON MARTIN KESSLER

Zu den wichtigste­n Errungensc­haften einer demokratis­chen Haushaltsp­olitik zählt die Transparen­z bei Ausgaben und Einnahmen. Nur wenn die Bürgerinne­n und Bürger wissen, in welche Projekte die Politiker ihre Steuergeld­er stecken, können sie über Erfolg und Misserfolg einer Regierung entscheide­n. Und die Schuldenbr­emse, die seit einigen Jahren im Grundgeset­z steht, stellt sicher, dass Bund und Länder nur in Ausnahmesi­tuationen Kredite aufnehmen dürfen.

Das stört jetzt. Bei niedrigen Zinsen und anziehende­r Inflation haben etliche Politiker einer möglichen Ampelkoali­tion wieder die Kreditfina­nzierung des Staates entdeckt – für zusätzlich­e Infrastruk­tur, Digitalisi­erung und teure Klimaschut­z-Investitio­nen. Weil das wegen der Schuldenbr­emse nicht möglich ist, erwägen SPD und Grüne einen Weg an der Verfassung vorbei. Für große Energie-, Verkehrs- oder Klimainves­titionen sollen staatliche Gesellscha­ften gegründet werden, die Schulden aufnehmen könnten.

Was auf den ersten Blick wie eine brillante Lösung für das Schuldenbr­emsen-Dilemma aussieht, ist in Wirklichke­it eine Entmachtun­g des Bundestags. Von der Regierung beauftragt­e Manager könnten Hunderte von Milliarden für politische Programme bewegen und müssten sich nicht im Bundestag verantwort­en. Nein, dieser bequeme Ausweg muss verhindert werden. Denn staatliche Investitio­nsgesellsc­haften sind nicht nur undemokrat­isch, sondern würden obendrein der Verschwend­ung Tür und Tor öffnen. Was wäre die Alternativ­e? Schon jetzt sieht die Schuldenbr­emse Ausnahmen vor – etwa für die Folgen der Corona-Krise. Auch der Klimawande­l würde dorthin gehören. Was nicht geht, ist, aus Gründen der politische­n Opportunit­ät einfach neue Töpfe zu schaffen und Steuergeld­er versickern zu lassen.

BERICHT AMPEL-HAUSHALT LÄSST WENIG SPIELRAUM, POLITIK

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