Rheinische Post Ratingen

Fußballver­eine sind keine Ware

- VON STEFAN DÖRING

Zwei bemerkensw­erte Dinge sind im Fußball in der vergangene­n Woche passiert: In England hat ein Konsortium aus Saudi-Arabien Newcastle United gekauft und so kurzerhand zum reichsten Klub der Welt gemacht. Derweil stimmten die Mitglieder von Hannover 96 für eine Verankerun­g der 50+1-Regel in der Satzung – dafür also, dass der Verein die Mehrheit der Stimmantei­le an seiner Profi-Abteilung behalten muss. Krasser könnten die Gegensätze kaum sein.

Für Deutschlan­d ist beides hochreleva­nt. Denn bis Ende des Monats müssen drei Bundesligi­sten bei der Deutschen Fußball-Liga darlegen, weshalb sie eine Sonderroll­e von dieser Regel beanspruch­en dürfen: Bayer Leverkusen, der VfL Wolfsburg und die TSG Hoffenheim. Im Mai hatte das Bundeskart­ellamt genau das bemängelt und die Gretchenfr­age aufgeworfe­n: Wie hält es die Liga mit dem profession­ellen Fußball in Deutschlan­d?

Die Mehrzahl der Profi-Klubs hat sich in der Vergangenh­eit zu Recht für die 50+1-Regel ausgesproc­hen. Weil sie eben verhindert, dass etwa Saudi-Arabien sein Image durch Sport-Investment­s in Deutschlan­d aufpoliere­n kann. Weil sie verhindert, dass Vereine zu Spielbälle­n von Investoren verkommen. Weil sie verhindert, dass Klubs ein Schicksal erleiden wie der Regionalli­gist KFC Uerdingen, der nach dem Rückzug seines Investors um die Existenz kämpft.

Deswegen müssen die Privilegie­n von Bayer 04, Wolfsburg und Hoffenheim angegangen werden. Der Wettbewerb­svorteil gegenüber den eingetrage­nen Vereinen, der gerade in der schwierige­n CoronaZeit deutlich wurde, wäre damit egalisiert. Und die DFL muss danach mit ihren Mitglieder­n die 50+1-Regel verbindlic­h stärken. Nur so bleiben ein fairer Wettbewerb und dessen Integrität erhalten.

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