Viele Schulen sagen Martinszüge ab
Für die Laternenumzüge gibt es kaum Auflagen. Dennoch wollen sich viele Kitas und Grundschulen auf kleine Feste ohne Umzug beschränken. Das sorgt für Unmut. Die großen Züge in der Altstadt und in Bilk sollen stattfinden.
DÜSSELDORF Der Umgang mit den im Düsseldorfer Brauchtum tief verankerten Martinszügen sorgt für Verunsicherung. „Wir waren davon ausgegangen, dass die Kinder mit der Laterne durch die Straßen ziehen können. Doch daraus wird an unserer Schule wohl nichts, obwohl es für Veranstaltungen unter freiem Himmel kaum noch Auflagen gibt“, sagt Katharina F. Nach einigen Protesten werde es nun voraussichtlich ein kurzes Zusammentreffen der Kinder auf dem Hof geben. „Dabei dürfen sie ihre Laternen in der Hand halten und bekommen einen Weckmann – das ist für mich aber kein richtiger St. Martin“, sagt die Mutter eines Zweitklässlers. Dass die Kinder nun im zweiten Jahr in Folge auf den Umzug verzichten müssen, obwohl dieser eigentlich möglich wäre, ist aus Sicht der Düsseldorferin „ein Unding“. Einmal mehr seien es die Kinder, die eingeschränkt würden, während vom Marathon bis zum Sportfest alles wie gewohnt stattfinden könne. Die Begründung, der Aufwand bei den Vorbereitungen sei einfach zu groß, falls es doch noch zu kurzfristigen Absagen kommen sollte, überzeugt sie nicht. „Sämtliche Eltern, mit denen ich Kontakt habe, finden das nicht in Ordnung“, sagt die Mutter.
Die Zurückhaltung der Grundschulen und Kitas hat auch Sabine Ilbertz bemerkt. Die ehemalige Venetia organisiert den Zug durch die Altstadt. Und der soll in diesem Jahr stattfinden. Deutlich kleiner, mit weniger Teilnehmern, aber mit Mantelteilung und Musikkapellen.
„Bislang wissen wir nur, dass die Unterstufe des Ursulinen-Gymnasiums auf jeden Fall mitzieht, die anderen reagieren bislang eher zögerlich“, sagt Ilbertz. Die Altstädterin zeigt dafür Verständnis: „Jeder hat in dieser Pandemie sein Päckchen zu tragen. Wer das Martinsfest lieber im eigenen Rahmen gestalten will, soll das so machen.“Die Organisatoren rechnen deshalb mit weniger als 1000 Teilnehmern. Zum Vergleich: Vor der Pandemie hatte es in der Altstadt bei brauchbarem Wetter meist mehr als 3000 Teilnehmer und Zuschauer gegeben.
Etwas größer könnte dagegen der Zug in Bilk werden. Organisator Martin Kramp, der selbst als Bischof auf dem Pferd sitzen wird, rechnet mit mehr als 1500 Teilnehmern. Von Stationen auf den Schulhöfen an der Kronprinzen- oder der Florastraße hat aber auch er Abstand genommen. „Es könnte einfach zu eng werden“, sagt er.
Dagegen haben die Martinsfreunde Benrath-Mitte den großen Zug mit Mantelteilung am Schloss „aufgrund der Pandemie“abgesagt. Stattdessen soll es am Martinstag einen kleineren Zug nur für die Kinder der beiden Grundschulen geben, um die Tradition zu bewahren. „Aufgrund der Zuggröße kann die Veranstaltung nicht unter Einhaltung aller Hygieneregeln insbesondere der Abstandsregelung durchgeführt werden“, heißt es in
der Begründung des Vereins.
„Zumindest für Martinszüge mit bis zu 2500 Teilnehmer und Zuschauer gibt es praktisch keinerlei besondere Auflagen“, betont dagegen Michael Zimmermann. Der Leiter des Ordnungsamts weiß, dass viele Vereine, Schulen und Kitas anderes im Kopf haben. „Aber erst ab 2500 Personen käme beispielsweise die 3G-Regel zum Zuge und auch die würde in diesem Fall nur für Erwachsene gelten, da die Kinder ja in ihren Schulen getestet werden“, sagt der Experte. Ein verbindliches Gebot für bestimmte Abstände oder das Tragen von Masken unter freiem Himmel gebe es dagegen nicht. Dass viele Veranstalter sich vor kurzfristigen Änderungen nach Ablauf der aktuellen Coronaschutz-Verordnung Ende Oktober fürchten, weiß der Amtsleiter. „Wahrscheinlich ist das bei der jetzigen Lage allerdings nicht.“