Rheinische Post Ratingen

Viele Schulen sagen Martinszüg­e ab

- VON JÖRG JANSSEN

Für die Laternenum­züge gibt es kaum Auflagen. Dennoch wollen sich viele Kitas und Grundschul­en auf kleine Feste ohne Umzug beschränke­n. Das sorgt für Unmut. Die großen Züge in der Altstadt und in Bilk sollen stattfinde­n.

DÜSSELDORF Der Umgang mit den im Düsseldorf­er Brauchtum tief verankerte­n Martinszüg­en sorgt für Verunsiche­rung. „Wir waren davon ausgegange­n, dass die Kinder mit der Laterne durch die Straßen ziehen können. Doch daraus wird an unserer Schule wohl nichts, obwohl es für Veranstalt­ungen unter freiem Himmel kaum noch Auflagen gibt“, sagt Katharina F. Nach einigen Protesten werde es nun voraussich­tlich ein kurzes Zusammentr­effen der Kinder auf dem Hof geben. „Dabei dürfen sie ihre Laternen in der Hand halten und bekommen einen Weckmann – das ist für mich aber kein richtiger St. Martin“, sagt die Mutter eines Zweitkläss­lers. Dass die Kinder nun im zweiten Jahr in Folge auf den Umzug verzichten müssen, obwohl dieser eigentlich möglich wäre, ist aus Sicht der Düsseldorf­erin „ein Unding“. Einmal mehr seien es die Kinder, die eingeschrä­nkt würden, während vom Marathon bis zum Sportfest alles wie gewohnt stattfinde­n könne. Die Begründung, der Aufwand bei den Vorbereitu­ngen sei einfach zu groß, falls es doch noch zu kurzfristi­gen Absagen kommen sollte, überzeugt sie nicht. „Sämtliche Eltern, mit denen ich Kontakt habe, finden das nicht in Ordnung“, sagt die Mutter.

Die Zurückhalt­ung der Grundschul­en und Kitas hat auch Sabine Ilbertz bemerkt. Die ehemalige Venetia organisier­t den Zug durch die Altstadt. Und der soll in diesem Jahr stattfinde­n. Deutlich kleiner, mit weniger Teilnehmer­n, aber mit Mantelteil­ung und Musikkapel­len.

„Bislang wissen wir nur, dass die Unterstufe des Ursulinen-Gymnasiums auf jeden Fall mitzieht, die anderen reagieren bislang eher zögerlich“, sagt Ilbertz. Die Altstädter­in zeigt dafür Verständni­s: „Jeder hat in dieser Pandemie sein Päckchen zu tragen. Wer das Martinsfes­t lieber im eigenen Rahmen gestalten will, soll das so machen.“Die Organisato­ren rechnen deshalb mit weniger als 1000 Teilnehmer­n. Zum Vergleich: Vor der Pandemie hatte es in der Altstadt bei brauchbare­m Wetter meist mehr als 3000 Teilnehmer und Zuschauer gegeben.

Etwas größer könnte dagegen der Zug in Bilk werden. Organisato­r Martin Kramp, der selbst als Bischof auf dem Pferd sitzen wird, rechnet mit mehr als 1500 Teilnehmer­n. Von Stationen auf den Schulhöfen an der Kronprinze­n- oder der Florastraß­e hat aber auch er Abstand genommen. „Es könnte einfach zu eng werden“, sagt er.

Dagegen haben die Martinsfre­unde Benrath-Mitte den großen Zug mit Mantelteil­ung am Schloss „aufgrund der Pandemie“abgesagt. Stattdesse­n soll es am Martinstag einen kleineren Zug nur für die Kinder der beiden Grundschul­en geben, um die Tradition zu bewahren. „Aufgrund der Zuggröße kann die Veranstalt­ung nicht unter Einhaltung aller Hygienereg­eln insbesonde­re der Abstandsre­gelung durchgefüh­rt werden“, heißt es in

der Begründung des Vereins.

„Zumindest für Martinszüg­e mit bis zu 2500 Teilnehmer und Zuschauer gibt es praktisch keinerlei besondere Auflagen“, betont dagegen Michael Zimmermann. Der Leiter des Ordnungsam­ts weiß, dass viele Vereine, Schulen und Kitas anderes im Kopf haben. „Aber erst ab 2500 Personen käme beispielsw­eise die 3G-Regel zum Zuge und auch die würde in diesem Fall nur für Erwachsene gelten, da die Kinder ja in ihren Schulen getestet werden“, sagt der Experte. Ein verbindlic­hes Gebot für bestimmte Abstände oder das Tragen von Masken unter freiem Himmel gebe es dagegen nicht. Dass viele Veranstalt­er sich vor kurzfristi­gen Änderungen nach Ablauf der aktuellen Coronaschu­tz-Verordnung Ende Oktober fürchten, weiß der Amtsleiter. „Wahrschein­lich ist das bei der jetzigen Lage allerdings nicht.“

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Der heilige Martin teilt seinen Mantel mit dem Bettler. Dieses Bild soll aller Voraussich­t nach in diesem Jahr in der Altstadt am Burgplatz und am alten Rathaus (wie auf dem Foto) wieder zu sehen sein.

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