Rheinische Post Ratingen

Stadt entschärft Klimaschut­zstudie

Kritische Stellen wurden überarbeit­et. Grüne fordern mehr Tempo bei Klimaschut­z.

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DÜSSELDORF (arl) Die Grünen zeigen sich enttäuscht von der Klimaschut­z-Studie zum Verkehr, die am Dienstag vorgestell­t wurde. Dort werden 43 Maßnahmen bewertet, mit denen Düsseldorf den Kohlendiox­id-Ausstoß senken könnte – allerdings würde selbst bei der kompletten Umsetzung das Ziel der Klimaneutr­alität im Jahr 2035 nicht erreicht. „Das Paket ist nicht ausreichen­d und wird der Dringlichk­eit der Aufgabe nicht gerecht“, sagt die verkehrspo­litische Sprecherin Mirja Cordes. Die Grünen fordern, zusätzlich­e Schritte zu prüfen. Ein Vorbild könnten Cordes zufolge andere europäisch­e Städte bilden. Sie nennt etwa Kopenhagen und Amsterdam. „Aktuell machen uns aber auch Paris, Barcelona und viele andere Städte vor, wie wir in sehr kurzer Zeit den Autoverkeh­r zurückdrän­gen und mehr Lebensqual­ität in die Stadt bringen können.“

Die Studie soll die Frage beantworte­n, wie die Politik das Klimaziel erreichen kann. Kernpunkte sind eine stärkere Förderung von Radverkehr und ÖPNV. Aufgeliste­t werden allerdings auch Vorschläge, die das schwarz-grüne Ratsbündni­s nicht auf der Agenda hat, etwa flächendec­kendes Tempo 30 in der Innenstadt. Die rechnerisc­he Lücke könnte also noch höher ausfallen.

Die Forderung nach zusätzlich­en Schritten geht offenbar auch in Richtung des Kooperatio­nspartners CDU. Insbesonde­re bei möglichen Beschränku­ngen für den Autoverkeh­r gehen die Vorstellun­gen auseinande­r. CDU-Verkehrspo­litiker Andreas Hartnigk lobt die Studie derweil als „sinnvolle Ergänzung für die politische Diskussion“. Man halte am Ziel fest, Düsseldorf zur „Klima-Hauptstadt“zu machen. Die Zeit bis 2035 müsse die Politik konsequent und entschloss­en nutzen.

Wie heikel das Thema ist, zeigt ein Vergleich der aktualisie­rten, noch nicht veröffentl­ichten Studie zu einem ersten Entwurf, der im Juni kurzfristi­g von der Tagesordnu­ng genommen wurde. Beide Dokumente liegen unserer Redaktion vor. Maßnahmen, die den Autoverkeh­r einschränk­en, haben offenbar eine sprachlich­e und teilweise auch inhaltlich­e Entschärfu­ng erfahren. In der ersten Fassung gab es noch einen Handlungsp­fad aus Vorschläge­n mit dem Ziel einer „Reduzierun­g der Attraktivi­tät des motorisier­ten Individual­verkehrs (MIV )“. Dieser Titel ist gestrichen, jetzt lautet das Ziel neutraler „Mobilitäts­management und Optimierun­g MIV“. Auch einzelne Maßnahmen wurden offenbar entschärft: Eine „Parkraumve­rknappung“für Anwohner etwa steht nicht mehr auf der Liste, stattdesse­n ist vorsichtig­er die Rede von einer „Neustruktu­rierung“des Anwohnerpa­rkens. Dafür soll aber nun auch die Schaffung zusätzlich­er Quartiersg­aragen geprüft werden.

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