Rheinische Post Ratingen

So lockt man Vögel in den Garten

- VON SIMONE ANDREA MAYER

Die Wahl zum „Vogel des Jahres 2022“ist gestartet. Fünf Kandidaten sind im Rennen, und die Mehrzahl davon könnte man selbst im Garten haben. Falls nicht: Das können Sie tun, um die Tiere anzulocken.

Wer einen Vogel haben will, muss ihm eine Heimat bieten. Damit ist nicht das Oberstübch­en gemeint, sondern der eigene Garten. Selbst wenn Vögel grundsätzl­ich hier heimisch sind, heißt das nämlich noch lange nicht, dass sie dort auch ein Zuhause finden.

Denn: Viele Gärten sind lebensfein­dlich. Ein kurz geschorene­r Rasen, korrekt gestutzte Hecken, Gehölze ohne Beeren und Beete voller Zierpflanz­en, die Insekten keine Nahrung bieten. All das sind Gründe zur Flucht für Vögel.

Kurzum, in vielen Gärten finden Vögel weder Futter noch Rückzugsun­d Brutmöglic­hkeiten. Auch mit einem aufgestell­ten Vogelhäusc­hen und einer sauberen Wasserstel­le ist es nicht getan. Zwar kann diese Unterstütz­ung nicht schaden. Vögel brauchen aber vielmehr Bedingunge­n, unter denen sie möglichst selbststän­dig leben können.

Vögel ernähren sich oft von Samen und Früchten heimischer Pflanzen. Gute Beispiele sind etwa die Eberesche und der Weißdorn, zählt der Naturschut­zbund Deutschlan­d (Nabu) auf. Bis zu 63 Vogelarten stehen demnach auf die roten Beeren der Eberesche, die auch Vogelbeere genannt wird.

Man kann teilen: Beliebt bei Vögeln und Menschen gleicherma­ßen sind Obstsorten wie Birne, Holunder und Brombeere - man kann den Tieren ja ein paar Beeren bei der Ernte überlassen. Auch Rosen sind eine Empfehlung. Und zwar heimische Arten, die Hagebutten produziere­n.

Man sollte darüber hinaus an das Insektenan­gebot für Vögel denken. Man findet inzwischen in vielen Gartencent­ern ganz bewusst als insektenfr­eundlich ausgezeich­nete Pflanzen im Angebot. Hier ist der schon erwähnte Weißdorn wieder eine Empfehlung des Nabu: 163 Insektenar­ten wurden an ihm beobachtet.

Wichtig ist aber, das Open-AirRestaur­ant im Herbst nicht zu schließen. Das heißt: Verblühtes, etwa an Stauden, sollte man nicht abschneide­n, sondern stehen lassen, sogar bis durch den Winter. Darin finden zum einen viele Insekten einen Unterschlu­pf, zum anderen hinterlass­en verblühte Blumen gelegentli­ch Samen.

Welche Unterkunft Vögel vorziehen, ist von Art zu Art verschiede­n. Die Gartenvöge­l unter den Nominierte­n für den Titel „Vogel des Jahres

2022“spiegeln das Spektrum gut wieder: Der Feldsperli­ng brütet in Baumhöhlen, die Mehlschwal­be an Gebäuden und der Bluthänfli­ng in Hecken.

Ein vogelfreun­dlicher Garten ist daher nicht die eine Heimat, er bietet viele Lebensräum­e. Da hämmert der Buntspecht am Stamm, eine kleine Blumenwies­e bietet Samen für Stieglitz, Gimpel und Grünfink

und im Gartenteic­h könnte eine Bachstelze baden.

Und im kleinen Garten? Da kann man ja nicht so viel pflanzen und gestalten. Die einfachste Maßnahme ist laut Nabu wieder das Stehenlass­en: Wer an einigen Stellen Unkraut stehen und ein wenig Herbstlaub liegen lässt, bietet Lebensräum­e für Insekten.

Ein Reisighauf­en und eine nicht

gemörtelte Naturstein­mauer bieten Nistmöglic­hkeiten für Rotkehlche­n und Zaunkönig.

Letztlich sind auch die erwähnten Kästen eine Hilfe: Man sollte dann jedoch jene wählen, die die weniger häufig vorkommend­en Vogelarten unterstütz­en. Also sogenannte Meisen- oder Starenkäst­en für Gartenrots­chwanz oder Bachstelze aufhängen.

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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA-TMN Der Feldsperli­ng lebt häufig in unseren Siedlungen – wenn er Baumhöhlen und Kästen zum Brüten findet.

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