Stadt bekämpft Raupe mit Brennhaaren
Mittlerweile sind im öffentlichen Raum rund 900 Bäume, ausschließlich Eichen, vom Eichenprozessionsspinner befallen. Wo diese Bäume stehen, zeigt ab sofort der digitale Baum-Stadtplan der Stadt. Spezialfirmen sind im Einsatz.
RATINGEN Er ist ein unangenehmer und ungebetener Besucher, der für jede Menge Arbeit sorgt – und für Ärger. Der Eichenprozessionsspinner ist landesweit jedes Jahr anzutreffen – so auch in Ratingen. Mittlerweile sind im öffentlichen Raum rund 900 Bäume, ausschließlich Eichen, von der Raupe mit den Brennhaaren befallen.
Wo diese Bäume stehen, zeigt ab sofort der digitale Baum-Stadtplan der Stadt Ratingen, der auf der städtischen Homepage zur Verfügung steht (https://www.stadt-ratingen. de/baumkataster.php). Ein rotes Baumsymbol kennzeichnet befallene Eichen auf städtischen Flächen. Nester an Eichen, die auf öffentlichem Grund stehen, werden so schnell wie möglich abgesaugt. Sind die Nester entfernt, wird der Baum dann im Baum-Stadtplan wieder auf „Grün“gestellt. Biozide werden seitens der Stadt Ratingen nicht eingesetzt, um andere Insekten zu schützen. Die Stadt hat im vergangenen Jahr vermehrt Nisthilfen für Insekten und Vögel in den vom Eichenprozessionsspinner betroffenen Gebieten angebracht. Diese fressen die Larven der Raupe in einer frühen Entwicklungsphase.
Wer eine befallene Eiche im öffentlichen Raum entdeckt, kann dies dem Amt Kommunale Dienste melden (Tel. 550-7070 oder EMail: Amt70@Ratingen.de). Für die Raupenbekämpfung auf Privatgrundstücken sei der Eigentümer zuständig, so die Stadt. Zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners sollten Fachfirmen beauftragt werden, die damit Erfahrung haben und entsprechend ausgestattet sind. Ansonsten rät die Stadtverwaltung: Bitte von befallenen Bäumen Abstand halten und auf keinen Fall versuchen, die Nester selbst zu entfernen.
Nasses und kühles Maiwetter behagt dem Eichenprozessionsspinner übrigens so gar nicht. Die Abteilung Stadtgrün hat den Befall der Eichen im Blick. Und einige Bürger helfen und melden entsprechende Fälle. Eine Spezialfirma wird im Ernstfall den Eichenprozessionsspinner von den Bäumen saugen. Eine Methode, die sich laut Stadt bewährt hat.
Beim Eichenprozessionsspinner handelt es sich um einen Falter, der im Entwicklungsstadium der Raupe üblicherweise in langen Prozessionen umher wandert. Die Entwicklung findet vom Ei zur Raupe, zur Puppe und dann bis zum Falter statt. Im Herbst werden die Eier abgelegt, die den Winter überdauern, die Raupen schlüpfen dann im Folgejahr je nach Wetter im April oder Anfang Mai.
Sie durchlaufen verschiedene Entwicklungsstadien. Mitte Juni ziehen sich die älteren Raupen in Gespinstnester zurück und gehen von dort auf Nahrungssuche, die Verpuppung beginnt ab Ende Juni/ Anfang Juli. Ab dem dritten Larvenstadium
– in der Regel bei uns in der Region Anfang Juni – bilden die Raupen die reizend wirkenden Brennhaare aus. Hohe Konzentrationen der Brennhaare finden sich auch in den Nestern.
Nester des Eichenprozessionsspinners lässt das Amt für Stadtgrün vor allem an Kinderspielplätzen, Schulen, Kitas und stark frequentierten Wegen in Grünanlagen durch eine Fremdfirma beseitigen. Nur unter Vollschutz können sich die Experten der Stadt und des privaten Unternehmens an die Gespinste wagen.
Die Stadt selbst hat sich selbst mit Absauggeräten ausgestattet, um bei einem Befall von Einzelbäumen an Kitas und Spielplätzen schnell handeln zu können.
Der Eichenprozessionsspinner hat sich wie viele andere Raupen auch auf eine Baumart als Fressgrundlage spezialisiert. So wie beispielsweise auch der Buchsbaumzünsler, der in der jüngeren Vergangenheit den meisten Buchsbäumen in der Region den Garaus machte. Im Notfall allerdings würde sich der Eichenprozessionsspinner auch andere Bäume suchen, um zu überleben, so die Experten von der Abteilung Stadtgrün. Auch wenn die Raupen der Eichenprozessionsspinner liebend gerne Eichenblätter fressen, sei der Schaden für die Forstwirtschaft relativ gering, so der Naturschutzbund Deutschland (Nabu).
Die vermehrte Bekämpfung hat mit den möglichen gesundheitlichen Schäden bei Mensch und Tier zu tun. Die Brennhärchen der Raupen enthalten das Nesselgift Thaumetopoein (benannt nach dem
wissenschaftlichen Namen für den Eichenprozessionsspinner), das eine Immunreaktion auslösen kann.
Diese äußert sich in Juckreiz, Hautentzündungen und vereinzelt in Nesselsucht. Vor allem wenn die Brennhaare in die Augen oder Atemwege kommen, kann es zu stärkeren Reaktionen kommen, so der Nabu. Diesen ungebetenen Besucher will also niemand in seiner Nähe haben.