Rheinische Post Ratingen

Stadt bekämpft Raupe mit Brennhaare­n

- VON NORBERT KLEEBERG

Mittlerwei­le sind im öffentlich­en Raum rund 900 Bäume, ausschließ­lich Eichen, vom Eichenproz­essionsspi­nner befallen. Wo diese Bäume stehen, zeigt ab sofort der digitale Baum-Stadtplan der Stadt. Spezialfir­men sind im Einsatz.

RATINGEN Er ist ein unangenehm­er und ungebetene­r Besucher, der für jede Menge Arbeit sorgt – und für Ärger. Der Eichenproz­essionsspi­nner ist landesweit jedes Jahr anzutreffe­n – so auch in Ratingen. Mittlerwei­le sind im öffentlich­en Raum rund 900 Bäume, ausschließ­lich Eichen, von der Raupe mit den Brennhaare­n befallen.

Wo diese Bäume stehen, zeigt ab sofort der digitale Baum-Stadtplan der Stadt Ratingen, der auf der städtische­n Homepage zur Verfügung steht (https://www.stadt-ratingen. de/baumkatast­er.php). Ein rotes Baumsymbol kennzeichn­et befallene Eichen auf städtische­n Flächen. Nester an Eichen, die auf öffentlich­em Grund stehen, werden so schnell wie möglich abgesaugt. Sind die Nester entfernt, wird der Baum dann im Baum-Stadtplan wieder auf „Grün“gestellt. Biozide werden seitens der Stadt Ratingen nicht eingesetzt, um andere Insekten zu schützen. Die Stadt hat im vergangene­n Jahr vermehrt Nisthilfen für Insekten und Vögel in den vom Eichenproz­essionsspi­nner betroffene­n Gebieten angebracht. Diese fressen die Larven der Raupe in einer frühen Entwicklun­gsphase.

Wer eine befallene Eiche im öffentlich­en Raum entdeckt, kann dies dem Amt Kommunale Dienste melden (Tel. 550-7070 oder EMail: Amt70@Ratingen.de). Für die Raupenbekä­mpfung auf Privatgrun­dstücken sei der Eigentümer zuständig, so die Stadt. Zur Bekämpfung des Eichenproz­essionsspi­nners sollten Fachfirmen beauftragt werden, die damit Erfahrung haben und entspreche­nd ausgestatt­et sind. Ansonsten rät die Stadtverwa­ltung: Bitte von befallenen Bäumen Abstand halten und auf keinen Fall versuchen, die Nester selbst zu entfernen.

Nasses und kühles Maiwetter behagt dem Eichenproz­essionsspi­nner übrigens so gar nicht. Die Abteilung Stadtgrün hat den Befall der Eichen im Blick. Und einige Bürger helfen und melden entspreche­nde Fälle. Eine Spezialfir­ma wird im Ernstfall den Eichenproz­essionsspi­nner von den Bäumen saugen. Eine Methode, die sich laut Stadt bewährt hat.

Beim Eichenproz­essionsspi­nner handelt es sich um einen Falter, der im Entwicklun­gsstadium der Raupe üblicherwe­ise in langen Prozession­en umher wandert. Die Entwicklun­g findet vom Ei zur Raupe, zur Puppe und dann bis zum Falter statt. Im Herbst werden die Eier abgelegt, die den Winter überdauern, die Raupen schlüpfen dann im Folgejahr je nach Wetter im April oder Anfang Mai.

Sie durchlaufe­n verschiede­ne Entwicklun­gsstadien. Mitte Juni ziehen sich die älteren Raupen in Gespinstne­ster zurück und gehen von dort auf Nahrungssu­che, die Verpuppung beginnt ab Ende Juni/ Anfang Juli. Ab dem dritten Larvenstad­ium

– in der Regel bei uns in der Region Anfang Juni – bilden die Raupen die reizend wirkenden Brennhaare aus. Hohe Konzentrat­ionen der Brennhaare finden sich auch in den Nestern.

Nester des Eichenproz­essionsspi­nners lässt das Amt für Stadtgrün vor allem an Kinderspie­lplätzen, Schulen, Kitas und stark frequentie­rten Wegen in Grünanlage­n durch eine Fremdfirma beseitigen. Nur unter Vollschutz können sich die Experten der Stadt und des privaten Unternehme­ns an die Gespinste wagen.

Die Stadt selbst hat sich selbst mit Absauggerä­ten ausgestatt­et, um bei einem Befall von Einzelbäum­en an Kitas und Spielplätz­en schnell handeln zu können.

Der Eichenproz­essionsspi­nner hat sich wie viele andere Raupen auch auf eine Baumart als Fressgrund­lage spezialisi­ert. So wie beispielsw­eise auch der Buchsbaumz­ünsler, der in der jüngeren Vergangenh­eit den meisten Buchsbäume­n in der Region den Garaus machte. Im Notfall allerdings würde sich der Eichenproz­essionsspi­nner auch andere Bäume suchen, um zu überleben, so die Experten von der Abteilung Stadtgrün. Auch wenn die Raupen der Eichenproz­essionsspi­nner liebend gerne Eichenblät­ter fressen, sei der Schaden für die Forstwirts­chaft relativ gering, so der Naturschut­zbund Deutschlan­d (Nabu).

Die vermehrte Bekämpfung hat mit den möglichen gesundheit­lichen Schäden bei Mensch und Tier zu tun. Die Brennhärch­en der Raupen enthalten das Nesselgift Thaumetopo­ein (benannt nach dem

wissenscha­ftlichen Namen für den Eichenproz­essionsspi­nner), das eine Immunreakt­ion auslösen kann.

Diese äußert sich in Juckreiz, Hautentzün­dungen und vereinzelt in Nesselsuch­t. Vor allem wenn die Brennhaare in die Augen oder Atemwege kommen, kann es zu stärkeren Reaktionen kommen, so der Nabu. Diesen ungebetene­n Besucher will also niemand in seiner Nähe haben.

 ?? RP-FOTO: ACHIM BLAZY ?? Spezialfir­men haben viel Erfahrung bei der Bekämpfung des Eichenproz­essionsspi­nners.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY Spezialfir­men haben viel Erfahrung bei der Bekämpfung des Eichenproz­essionsspi­nners.
 ?? RP-AF: ACHIM BLAZY ?? Nester des Eichenproz­essionsspi­nners lässt die Stadt vor allem an Kinderspie­lplätzen, Schulen und Kitas beseitigen.
RP-AF: ACHIM BLAZY Nester des Eichenproz­essionsspi­nners lässt die Stadt vor allem an Kinderspie­lplätzen, Schulen und Kitas beseitigen.
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany