Rheinische Post Ratingen

Interboden sucht neuen Investor

Wie andere Firmen der Branche leidet die Ratinger Unternehme­nsgruppe nicht nur unter den Kosten- und Zinssteige­rungen, sondern auch unter der starken Kaufzurück­haltung der Kunden. Man will sich neu aufstellen.

- VON NORBERT KLEEBERG

Der Blick ist klar und deutlich in die Zukunft gerichtet. Die finanziell angeschlag­ene Interboden-Unternehme­nsgruppe hat jetzt einen Investoren­prozess gestartet. Der familienge­führte Immobilien-Projektent­wickler mit Sitz in Ratingen befindet sich seit Anfang Februar mit mehreren Gesellscha­ften in Insolvenzv­erfahren – dies mit dem Ziel der nachhaltig­en Neuaufstel­lung der gesamten Gruppe (die RP berichtete bereits).

Rückblick: Anfang Februar hatte die Interboden GmbH & Co. KG einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzv­erfahrens in Eigenverwa­ltung gestellt. Das Amtsgerich­t Düsseldorf bestellte daraufhin Rechtsanwa­lt Dr. Uwe Paul von der Pluta Rechtsanwa­lts GmbH zum vorläufige­n Sachwalter. Er überwacht das Eigenverwa­ltungsverf­ahren im Interesse der Gläubiger. Die Eigenverwa­ltung ist ein gerichtlic­hes Sanierungs­verfahren zum Erhalt von Unternehme­n. Die Geschäftsf­ührung bleibt dabei im Amt, führt die Gesellscha­ft selbst durch das Verfahren und wird von den Sanierungs­experten von ATN Rechtsanwä­lte unterstütz­t.

Für die Tochterges­ellschafte­n Interboden Lebenswelt­en GmbH & Co. KG und Interboden Gewerbewel­ten GmbH & Co. KG ordnete das Gericht zugleich die vorläufige Insolvenzv­erwaltung an. Das Amtsgerich­t bestellte Pluta-Rechtsanwa­lt Dr. Uwe Paul für beide Gesellscha­ften zum vorläufige­n Insolvenzv­erwalter.

Der Geschäftsb­etrieb der gesamten Interboden-Gruppe laufe trotz der Antragstel­lungen uneingesch­ränkt weiter, hieß es. Die Löhne und Gehälter der insgesamt rund 70 Mitarbeite­r der insolvente­n Gesellscha­ften seien für drei Monate über das Insolvenzg­eld gesichert.

Paul verschafft sich seit der Antragstel­lung zusammen mit seinem Team, zu dem Rechtsanwa­lt Oliver Westkamp gehört, einen umfassende­n Überblick über die Gesamtsitu­ation der Gruppe. „Alle Beteiligte­n arbeiten konstrukti­v zusammen. Das ist sehr erfreulich. Wir arbeiten

nun mit Hochdruck an einer Lösung für Interboden. Das Ziel ist, einen Investor für die gesamte Gruppe zu finden. Der Immobilien­entwickler verfügt über einen guten Ruf in der Branche“, erläutert der Anwalt.

Die Verantwort­lichen werden in den kommenden Tagen Gespräche mit ersten Interessen­ten führen. Alle

Angebote werden anschließe­nd umfassend geprüft.

Die inhabergef­ührte Firmengrup­pe wurde 1950 gegründet und ist seit über 70 Jahren am Immobilien­markt tätig. Im Vordergrun­d steht der innovative, konzeptbez­ogene Wohnungs- und Gewerbebau. Das in der dritten Generation geführte

Unternehme­n ist spezialisi­ert auf innovative Gewerbe- und Quartierse­ntwicklung­en mit einem Mix aus Wohnen, Arbeiten, Handel, Dienstleis­tung und Gastronomi­e. Der Fokus der Projekte liegt hauptsächl­ich im Rheinland. Beispielha­fte realisiert­e Projekte sind in der Landeshaup­tstadt das Quartier le flair und das Holzhybrid­gebäude The Cradle im Düsseldorf­er Medienhafe­n.

Thomas Götzen, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter, hatte Anfang Februar in einer ersten Stellungna­hme betont, dass so viele Arbeitsplä­tze und Vermögensw­erte wie möglich erhalten werden sollen. Man wolle der Gruppe eine nachhaltig auskömmlic­he Zukunft sichern. „Wir sind davon überzeugt, dass uns dieser notwendige, wirtschaft­liche Befreiungs­schlag gelingt“, hatte er erklärt.

Wie andere Firmen der Branche leidet Interboden nicht nur unter den Kosten- und Zinssteige­rungen, sondern auch unter der starken Kaufzurück­haltung der Kunden. Die Phase der ausgesproc­hen geringen Nachfrage dauere länger als erwartet, hieß es in der Mitteilung, während gleichzeit­ig Liquidität benötigt werde, um Projekte umzusetzen. Man habe dem Druck lange standgehal­ten. „Bis Sommer 2023 hatten wir bereits diverse Maßnahmen ergriffen, um innerhalb der Gruppe unsere werthaltig­en und wertbestän­digen Objektgese­llschaften vor diesen kritischen Trends zu schützen“, so Götzen. Die Gesellscha­fterfamili­e habe Kapital in die Hand genommen, Sach- und Personalko­sten angepasst und Akquisitio­nstätigkei­ten bis auf Weiteres auf Eis gelegt, betonte er.

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AF: ACHIM BLAZY Die Interboden-Gruppe hat ihren markanten Hauptsitz an der Düsseldorf­er Straße. Anfang Februar hatte man einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzv­erfahrens in Eigenverwa­ltung gestellt.

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