Interboden sucht neuen Investor
Wie andere Firmen der Branche leidet die Ratinger Unternehmensgruppe nicht nur unter den Kosten- und Zinssteigerungen, sondern auch unter der starken Kaufzurückhaltung der Kunden. Man will sich neu aufstellen.
Der Blick ist klar und deutlich in die Zukunft gerichtet. Die finanziell angeschlagene Interboden-Unternehmensgruppe hat jetzt einen Investorenprozess gestartet. Der familiengeführte Immobilien-Projektentwickler mit Sitz in Ratingen befindet sich seit Anfang Februar mit mehreren Gesellschaften in Insolvenzverfahren – dies mit dem Ziel der nachhaltigen Neuaufstellung der gesamten Gruppe (die RP berichtete bereits).
Rückblick: Anfang Februar hatte die Interboden GmbH & Co. KG einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Das Amtsgericht Düsseldorf bestellte daraufhin Rechtsanwalt Dr. Uwe Paul von der Pluta Rechtsanwalts GmbH zum vorläufigen Sachwalter. Er überwacht das Eigenverwaltungsverfahren im Interesse der Gläubiger. Die Eigenverwaltung ist ein gerichtliches Sanierungsverfahren zum Erhalt von Unternehmen. Die Geschäftsführung bleibt dabei im Amt, führt die Gesellschaft selbst durch das Verfahren und wird von den Sanierungsexperten von ATN Rechtsanwälte unterstützt.
Für die Tochtergesellschaften Interboden Lebenswelten GmbH & Co. KG und Interboden Gewerbewelten GmbH & Co. KG ordnete das Gericht zugleich die vorläufige Insolvenzverwaltung an. Das Amtsgericht bestellte Pluta-Rechtsanwalt Dr. Uwe Paul für beide Gesellschaften zum vorläufigen Insolvenzverwalter.
Der Geschäftsbetrieb der gesamten Interboden-Gruppe laufe trotz der Antragstellungen uneingeschränkt weiter, hieß es. Die Löhne und Gehälter der insgesamt rund 70 Mitarbeiter der insolventen Gesellschaften seien für drei Monate über das Insolvenzgeld gesichert.
Paul verschafft sich seit der Antragstellung zusammen mit seinem Team, zu dem Rechtsanwalt Oliver Westkamp gehört, einen umfassenden Überblick über die Gesamtsituation der Gruppe. „Alle Beteiligten arbeiten konstruktiv zusammen. Das ist sehr erfreulich. Wir arbeiten
nun mit Hochdruck an einer Lösung für Interboden. Das Ziel ist, einen Investor für die gesamte Gruppe zu finden. Der Immobilienentwickler verfügt über einen guten Ruf in der Branche“, erläutert der Anwalt.
Die Verantwortlichen werden in den kommenden Tagen Gespräche mit ersten Interessenten führen. Alle
Angebote werden anschließend umfassend geprüft.
Die inhabergeführte Firmengruppe wurde 1950 gegründet und ist seit über 70 Jahren am Immobilienmarkt tätig. Im Vordergrund steht der innovative, konzeptbezogene Wohnungs- und Gewerbebau. Das in der dritten Generation geführte
Unternehmen ist spezialisiert auf innovative Gewerbe- und Quartiersentwicklungen mit einem Mix aus Wohnen, Arbeiten, Handel, Dienstleistung und Gastronomie. Der Fokus der Projekte liegt hauptsächlich im Rheinland. Beispielhafte realisierte Projekte sind in der Landeshauptstadt das Quartier le flair und das Holzhybridgebäude The Cradle im Düsseldorfer Medienhafen.
Thomas Götzen, geschäftsführender Gesellschafter, hatte Anfang Februar in einer ersten Stellungnahme betont, dass so viele Arbeitsplätze und Vermögenswerte wie möglich erhalten werden sollen. Man wolle der Gruppe eine nachhaltig auskömmliche Zukunft sichern. „Wir sind davon überzeugt, dass uns dieser notwendige, wirtschaftliche Befreiungsschlag gelingt“, hatte er erklärt.
Wie andere Firmen der Branche leidet Interboden nicht nur unter den Kosten- und Zinssteigerungen, sondern auch unter der starken Kaufzurückhaltung der Kunden. Die Phase der ausgesprochen geringen Nachfrage dauere länger als erwartet, hieß es in der Mitteilung, während gleichzeitig Liquidität benötigt werde, um Projekte umzusetzen. Man habe dem Druck lange standgehalten. „Bis Sommer 2023 hatten wir bereits diverse Maßnahmen ergriffen, um innerhalb der Gruppe unsere werthaltigen und wertbeständigen Objektgesellschaften vor diesen kritischen Trends zu schützen“, so Götzen. Die Gesellschafterfamilie habe Kapital in die Hand genommen, Sach- und Personalkosten angepasst und Akquisitionstätigkeiten bis auf Weiteres auf Eis gelegt, betonte er.