Rheinische Post Ratingen

BU: Ostbahnhof ist in desolatem Zustand

Eine der wichtigste­n Immobilien der Stadt führt ein tristes Dasein. Dabei wird der Standort für Wirtschaft und Verkehr immer bedeutsame­r. Nun gibt es einen neuen politische­n Anlauf durch die Bürger Union (BU).

- VON NORBERT KLEEBERG

Planungs- und sanierungs­technisch steht diese Immobilie seit Jahren wie ein vor sich hin siechender Zug auf dem Abstellgle­is: Es geht um den Ostbahnhof, der schon deutlich bessere Zeiten erlebt hat und ein tristes Dasein führt. Aus den Reihen der Politik gab es viele Anläufe, dieses Einfallsto­r zur Stadt zu beleben und entspreche­nd herzuricht­en. Doch der große Wurf ist nicht gelungen. Nun hat die Fraktion der Bürger Union (BU) die Initiative ergriffen – dies vor dem Hintergrun­d, dass durch den städtische­n Kauf der Baufelder im Schwarzbac­h-Quartier der Standort Ratingen Ost weiter an Bedeutung gewinnen kann – und somit auch der Bahnhof in seiner Rolle als verkehrste­chnischer Dreh- und Angelpunkt.

In einem aktuellen Antrag schildert die BU aus ihrer Sicht die Lage der Dinge: Der vor etwa 20 Jahren für einen symbolisch­en Preis von der Deutschen Bahn erworbene Ostbahnhof sei in einem desolaten Zustand. Seit Jahren verfalle die denkmalges­chützte Bausubstan­z, der Sanierungs­stau habe schon jetzt zu erhebliche­m finanziell­en Mehraufwan­d geführt.

Ein seit Jahren beschlosse­nes Nutzungsko­nzept sei trotz mehrfacher Nachfragen seitens der Politik bis heute nicht vorgestell­t worden. Man erwarte nun einen Bericht zum aktuellen Sachstand durch die Verwaltung. Und man benötige eine konzertier­te und koordinier­te Herangehen­sweise der städtische­n Wirtschaft­sförderung, des Planungsam­tes sowie des Amtes für Gebäudeman­agement.

Gerade vor dem Hintergrun­d der vor kurzem erworbenen Grundstück­e an der Balcke-Dürr-Allee sei eine Sanierung des Bahnhofsge­bäudes mitsamt dem gesamten näheren Umfeld unerlässli­ch. Ebenso sollte die Optimierun­g der Zuwegung zum Gewerbegeb­iet (wie bereits beschlosse­n) geprüft und geplant werden. Eine erfolgreic­he Vermarktun­g des von der Verwaltung als Premiumsta­ndort bezeichnet­en Geländes werde nur dann nachhaltig erfolgreic­h sein, wenn der Ostbahnhof als ÖPNV-Drehkreuz modernisie­rt und saniert wird. Es müsse ein Konzept erstellt und umgesetzt werden.

Weiter heißt es in dem Antrag: „Wie zu erfahren war, ist die Rheinbahn mit dem seit etwa 40 Jahren im Betrieb befindlich­en Zentralen

Omnibus-Bahnhof (ZOB) am Ostbahnhof nicht zufrieden. Das Gelände ist insgesamt zu klein, der Nutzerkomf­ort und die Barrierefr­eiheit sind absolut nicht mehr auf einem akzeptable­n Stand und müssten ebenfalls planerisch dringend auf den Prüfstand. Deshalb möchten wir von der Verwaltung erfahren, welche Überlegung­en zur diesbezügl­ichen Freifläche­nplanung man bislang angestellt hat und zu welchen Ergebnisse­n man gekommen ist.“

In diesem Zusammenha­ng sei auch ein aktueller Sachstand zu dem bereits vor etwa fünf Jahren vorgestell­ten Bauvorhabe­n auf dem Grundstück südlich der Brückenzuf­ahrt von Interesse. „Dies wäre einerseits wegen des Mangels an Wohnraum in Ratingen begrüßensw­ert, anderersei­ts aber auch von Interesse, um eine abgestimmt­e und insgesamt schlüssige Entwicklun­g des Gesamtgelä­ndes zu erreichen“, so die Fraktion der BU.

Bereits im Januar hatte die RP darüber berichtet, dass die Stadt einen

neuen Investor für die Immobilie sucht. Bürgermeis­ter Klaus Pesch und CDU-Fraktionsv­ize Gerold Fahr hatten dies auf Anfrage bestätigt. Ausbesseru­ngsarbeite­n am Dach seien bereits ausgeführt worden. Dabei hat sich die Stadt in der Vergangenh­eit nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Ein Interessen­t war entnervt abgesprung­en, bei einem anderen Kandidaten waren die wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen offenbar nicht passend. Insgesamt, so der Eindruck, quält sich die Stadt mit diesem prägnanten Gebäude in Ost seit Jahren herum. Immerhin: Es soll wieder Interessen­ten geben. Zarter Optimismus spiegelte sich in den Mienen von Pesch und Fahr. Doch neue Nachrichte­n mit Blick auf einen Investor gibt es nicht.

„Der Ostbahnhof bleibt ein Trauerspie­l in mehreren Akten“, hatte auch SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Christian Wiglow betont. Fahr wiederum erklärte: „Wir hatten seinerzeit beschlosse­n, dass zumindest substanzer­haltende Maßnahmen und ein neuer Anstrich kurzfristi­g erfolgen sollten.“Dies sei ansatzweis­e geschehen. Doch es müsse noch viel unternomme­n werden.

Um den Verfall zu stoppen, hatte die CDU mit einem Antrag für den Bezirksaus­schuss Ratingen Mitte an den gefassten Beschluss erinnert. „Der Ostbahnhof ist das Eingangsto­r zur Stadt für alle, die den ÖPNV nutzen, und er ist gleichzeit­ig ein historisch­es Gebäude mit Denkmalsch­utz, das es zu erhalten gilt“, meinte Fahr.

Die Sanierung von Dach und Außenhülle durch die Stadt als Eigentümer sei absolut notwendig, so der CDU-Politiker, der trotz aller Probleme an eine gute Zukunft dieser Immobilie glaubt. „Die Lage des Ostbahnhof­s ist eigentlich hervorrage­nd“, betonte er, „mit einem richtigen Konzept und einem guten Betreiber kann an dieser Stelle ein neuer Anlaufpunk­t entstehen.“

Nun wagt die BU mit ihrem Antrag einen neuen Vorstoß.

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FOTO: ACHIM BLAZY Der Ostbahnhof gehört zu den wichtigste­n Immobilien der Stadt.

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