BU: Ostbahnhof ist in desolatem Zustand
Eine der wichtigsten Immobilien der Stadt führt ein tristes Dasein. Dabei wird der Standort für Wirtschaft und Verkehr immer bedeutsamer. Nun gibt es einen neuen politischen Anlauf durch die Bürger Union (BU).
Planungs- und sanierungstechnisch steht diese Immobilie seit Jahren wie ein vor sich hin siechender Zug auf dem Abstellgleis: Es geht um den Ostbahnhof, der schon deutlich bessere Zeiten erlebt hat und ein tristes Dasein führt. Aus den Reihen der Politik gab es viele Anläufe, dieses Einfallstor zur Stadt zu beleben und entsprechend herzurichten. Doch der große Wurf ist nicht gelungen. Nun hat die Fraktion der Bürger Union (BU) die Initiative ergriffen – dies vor dem Hintergrund, dass durch den städtischen Kauf der Baufelder im Schwarzbach-Quartier der Standort Ratingen Ost weiter an Bedeutung gewinnen kann – und somit auch der Bahnhof in seiner Rolle als verkehrstechnischer Dreh- und Angelpunkt.
In einem aktuellen Antrag schildert die BU aus ihrer Sicht die Lage der Dinge: Der vor etwa 20 Jahren für einen symbolischen Preis von der Deutschen Bahn erworbene Ostbahnhof sei in einem desolaten Zustand. Seit Jahren verfalle die denkmalgeschützte Bausubstanz, der Sanierungsstau habe schon jetzt zu erheblichem finanziellen Mehraufwand geführt.
Ein seit Jahren beschlossenes Nutzungskonzept sei trotz mehrfacher Nachfragen seitens der Politik bis heute nicht vorgestellt worden. Man erwarte nun einen Bericht zum aktuellen Sachstand durch die Verwaltung. Und man benötige eine konzertierte und koordinierte Herangehensweise der städtischen Wirtschaftsförderung, des Planungsamtes sowie des Amtes für Gebäudemanagement.
Gerade vor dem Hintergrund der vor kurzem erworbenen Grundstücke an der Balcke-Dürr-Allee sei eine Sanierung des Bahnhofsgebäudes mitsamt dem gesamten näheren Umfeld unerlässlich. Ebenso sollte die Optimierung der Zuwegung zum Gewerbegebiet (wie bereits beschlossen) geprüft und geplant werden. Eine erfolgreiche Vermarktung des von der Verwaltung als Premiumstandort bezeichneten Geländes werde nur dann nachhaltig erfolgreich sein, wenn der Ostbahnhof als ÖPNV-Drehkreuz modernisiert und saniert wird. Es müsse ein Konzept erstellt und umgesetzt werden.
Weiter heißt es in dem Antrag: „Wie zu erfahren war, ist die Rheinbahn mit dem seit etwa 40 Jahren im Betrieb befindlichen Zentralen
Omnibus-Bahnhof (ZOB) am Ostbahnhof nicht zufrieden. Das Gelände ist insgesamt zu klein, der Nutzerkomfort und die Barrierefreiheit sind absolut nicht mehr auf einem akzeptablen Stand und müssten ebenfalls planerisch dringend auf den Prüfstand. Deshalb möchten wir von der Verwaltung erfahren, welche Überlegungen zur diesbezüglichen Freiflächenplanung man bislang angestellt hat und zu welchen Ergebnissen man gekommen ist.“
In diesem Zusammenhang sei auch ein aktueller Sachstand zu dem bereits vor etwa fünf Jahren vorgestellten Bauvorhaben auf dem Grundstück südlich der Brückenzufahrt von Interesse. „Dies wäre einerseits wegen des Mangels an Wohnraum in Ratingen begrüßenswert, andererseits aber auch von Interesse, um eine abgestimmte und insgesamt schlüssige Entwicklung des Gesamtgeländes zu erreichen“, so die Fraktion der BU.
Bereits im Januar hatte die RP darüber berichtet, dass die Stadt einen
neuen Investor für die Immobilie sucht. Bürgermeister Klaus Pesch und CDU-Fraktionsvize Gerold Fahr hatten dies auf Anfrage bestätigt. Ausbesserungsarbeiten am Dach seien bereits ausgeführt worden. Dabei hat sich die Stadt in der Vergangenheit nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Ein Interessent war entnervt abgesprungen, bei einem anderen Kandidaten waren die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen offenbar nicht passend. Insgesamt, so der Eindruck, quält sich die Stadt mit diesem prägnanten Gebäude in Ost seit Jahren herum. Immerhin: Es soll wieder Interessenten geben. Zarter Optimismus spiegelte sich in den Mienen von Pesch und Fahr. Doch neue Nachrichten mit Blick auf einen Investor gibt es nicht.
„Der Ostbahnhof bleibt ein Trauerspiel in mehreren Akten“, hatte auch SPD-Fraktionsvorsitzender Christian Wiglow betont. Fahr wiederum erklärte: „Wir hatten seinerzeit beschlossen, dass zumindest substanzerhaltende Maßnahmen und ein neuer Anstrich kurzfristig erfolgen sollten.“Dies sei ansatzweise geschehen. Doch es müsse noch viel unternommen werden.
Um den Verfall zu stoppen, hatte die CDU mit einem Antrag für den Bezirksausschuss Ratingen Mitte an den gefassten Beschluss erinnert. „Der Ostbahnhof ist das Eingangstor zur Stadt für alle, die den ÖPNV nutzen, und er ist gleichzeitig ein historisches Gebäude mit Denkmalschutz, das es zu erhalten gilt“, meinte Fahr.
Die Sanierung von Dach und Außenhülle durch die Stadt als Eigentümer sei absolut notwendig, so der CDU-Politiker, der trotz aller Probleme an eine gute Zukunft dieser Immobilie glaubt. „Die Lage des Ostbahnhofs ist eigentlich hervorragend“, betonte er, „mit einem richtigen Konzept und einem guten Betreiber kann an dieser Stelle ein neuer Anlaufpunkt entstehen.“
Nun wagt die BU mit ihrem Antrag einen neuen Vorstoß.