Rheinische Post Ratingen

Amateurdet­ektivin hilft der Polizei

Ein GPS-Peilsender führte die Polizei einem vom Friedhof gestohlene­n Blumenstra­uß – nicht der einzige erstaunlic­he Umstand des privat unterstütz­ten Ermittler- Coups.

- VON PAUL KÖHNES

Selbst für den erfahrenen Polizeispr­echer Daniel Uebber begann die Woche mit einem Fall, den er – in aller Sachlichke­it –als „schon sehr außergewöh­nlich“bezeichnet. Auch deswegen, weil die ganze Angelegenh­eit im Kreis Mettmann nicht präzedenzl­os dasteht, wie sich im Zuge erster Ermittlung­en herausstel­lte. Generell, so Uebber, seien Einsätze in Friedhofsa­ngelegenhe­iten für die Polizei höchst selten: „In den vergangene­n sechs Jahren sind es kreisweit vielleicht drei Fälle gewesen. Die waren dann aber anders gelagert: Es ging um das Delikt Metalldieb­stahl, also um gestohlene Bronzekreu­ze, Figuren oder Lichter.“

In dieser Woche aber ging es (wie berichtet) um Ermittlung­en in Heiligenha­us. Und hier stand nicht der finanziell­e Schaden im Blickpunkt, die Blumen hatten einen Wert von etwa 15 Euro, wie Uebber auf Anfrage sagte – sondern eher um Ärger und Bekümmerun­g. Schon mehrfach war einer 62-jährigen Heiligenha­userin aufgefalle­n, dass in den zurücklieg­enden Wochen Blumen vom Grab ihrer Mutter auf dem Friedhof an der Kettwiger Straße entwendet worden waren. Clever stellte die 62-Jährige den Dieben eine Falle: Sie brachte an einem der Blumengest­ecke auf dem Grab ihrer Mutter einen GPS-Peilsender an. Am Montag (18. März) stellte die Frau dann fest, dass das Gesteck fehlte, woraufhin sie am Tag darauf die Polizei einschalte­te.

Anschließe­nd führte sie die Beamten durch ihre Angaben dann auch gleich zu der Adresse einer 80-jährigen Heiligenha­userin, von der aus das Signal des Peilsender­s gesendet wurde. Tatsächlic­h fanden sich dort die Blumen, ein Ermittlung­sverfahren gegen die 80-Jährige läuft.

Im Zuge der aktuellen Arbeit stieß die Polizei zum eigenen Erstaunen auf einen gleich gelagerten Fall,

der noch gar nicht lange her ist. Allerdings war der noch von anderer Dimension. Von April 2023 an war es auf dem Waldfriedh­of in Monheim am Rhein immer wieder zu Diebstähle­n gekommen: Eine bis dato unbekannte Person hatte an mehreren Gräbern Blumen ausgegrabe­n und entwendet. Bis Mitte Oktober registrier­te die Polizei rund ein Dutzend dieser Fälle,

außerdemde­m soll es auch zu einer bislang unbekannte­n Anzahl von weiteren Diebstähle­n gekommen sein, die nicht zur Anzeige gebracht worden sind.

Die Polizei erhöhte daraufhin ihre Präsenz am Waldfriedh­of, ohne jedoch eine Spur zu bekommen. Dies änderte sich schließlic­h dank der tatkräftig­en Hilfe einer 56-jährigen Monheimeri­n, die selbst mehrfach von Diebstähle­n von den Gräbern von verstorben­en Familienan­gehörigen betroffen war. Die Monheimeri­n hatte den Dieben eine Falle gestellt: Sie brachte am Wurzelwerk einer Rose auf einem der Gräber einen GPS-Peilsender („Airtag“) an. Zudem markierte sie die Rosenblüte­n mit einem Filzstift. Als sie nun feststellt­e, dass das Grab schon wieder von dem

Blumendieb heimgesuch­t wurde, konnte sie letztlich den GPS-Sender orten, woraufhin sie die Polizei alarmierte. Ende Oktober 2023 führte das Signal des GPS-Senders die Polizei so an die Adresse einer 47-jährigen Monheimeri­n, in deren Garten mehrere Rosen eingepflan­zt waren. Unter diesen waren auch die mit dem Filzstift markierten Pflanzen. Die Konsequenz­en für die 47-jährige Monheimeri­n: Gegen sie wurden gleich zwei Verfahren eingeleite­t – eines wegen des Verdachts des Diebstahls und eines wegen des Verdachts der Störung der Totenruhe. „Der Heiligenha­user Seniorin war dieser Fall nicht bekannt“, sagte der Polizeispr­echer auf Anfrage.

Friedhofsg­ärtnerin Melanie Vößing-Setzer weiß um den Ärger, auch die Trauer, wenn Kunden in ihrer Gärtnerei an der Kettwiger Straße von Diebstahls­fällen berichten. „Das kommt vielleicht einmal im Monat vor. „Ich versuche dann, die meist aufgebrach­ten und traurigen Betroffene­n zu beruhigen. Ich wäre auch gekränkt, wenn mir so etwas passieren würde. Da geht es gar nicht um Geld.“

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FOTO ACHIM BLAZY Ein Blumendieb­stahl auf dem Friedhof Kettwiger Straße konnte auf clevere Art aufgeklärt werden.

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