Rheinische Post Ratingen

Wein und Wappen – Frage der Etikette

Jubiläumsw­ein wurde zweimal stadtbekan­nt. Nun sorgt Andreas Triffterer für eine abgewandel­te Neuauflage. Das ist nicht zuletzt eine hoheitsrec­htliche Frage. Wir haben ihn besucht.

- VON PAUL KÖHNES

ein Hoheitszei­chen ist, sieht der Gast im Ratssaal auf den ersten Blick: Das Stadtwappe­n, überdimens­ional als Holzintars­ien-Kunstwerk, ist an der Stirnwand angebracht. Und weil es eben ein Hoheitszei­chen ist, gibt die Stadt detaillier­t Auskunft: „Das Wappen mit dem Amboss und den darüber gekreuzten Werkzeugen Zange und Hammer als den Symbolen der vorherrsch­enden Industrie war Heiligenha­us bereits im Jahre 1937 zugesproch­en worden. Der Düsseldorf­er Heraldiker Jupp Held hatte es in den Bergischen Farben rot-silberblau gestaltet.“

Damit ist das Wappen zehn Jahre älter als die selbststän­dige Stadt Heiligenha­us, die offiziell 1947 gegründet wurde. Das 75-jährige Jubiläum der Stadt 2022 und im Jahr darauf 100 Jahre Rathaus – diese Ballung führte zu ausgedehnt­en Feierplanu­ngen. Zugleich zu neuer Aufmerksam­keit für Hoheitszei­chen in einprägsam­er Form – und in denkbar ungewohnte­m Zusammenha­ng. Das alles sollte im Hinterkopf behalten, wer sich über einen sehr formalen Vorgang wundert, der in der letzten Ratssitzun­g vor Ostern auf dem Tisch lag und über den es am Ende nur eine Meinung gab.

Andreas Triffterer, einer der Frontleute des Stadtmarke­ting-Arbeitskre­ises Gastronomi­e und Chef im Haus „Special Wines“im RathausCen­ter, hatte den Dienstweg eingeschla­gen. Ganz offiziell hieß der Vorgang so: „Genehmigun­g zur Verwendung des Heiligenha­user Stadtwappe­n; hier: Antrag der Special Wines UG (haftungsbe­schränkt), Heiligenha­us.“Soweit, so detailscha­rf. Es ging um die Genehmigun­g, das Stadtwappe­n „für die Vermarkung einer neuen HeljensWei­nlinie zu verwenden“. Vorweg: Triffterer bekam das Okay wunschgemä­ß und der Beschluss fiel einstimmig.

Denn in Rat und Verwaltung hatte man eine Jubiläen-Aktion noch gut

im Kopf: „Auch im Zuge der zurücklieg­enden Jubiläen (Stadt- und Rathausjub­iläum) konnte im Rahmen einer Kooperatio­n zwischen Stadt und Special Wines die Überlegung zur Auflage zweier Wein-SonderEdit­ionen umgesetzt werden.“Die guten Tropfen wurden (mitsamt Glas, in das die Rathaus-Silhouette eingeschli­ffen war) als besonderes Präsent zum Kauf angeboten. Sie dienten Bürgermeis­ter Beck auch als Präsente zu repräsenta­tiven Zwecken. Der Plan jetzt, in der Formulieru­ng der Antragsbeg­ründung: „Diese besondere Weinlinie soll durch die Verwendung des Heiligenha­user Stadtwappe­ns einen Bezug zur Stadt herstellen und somit als weiteres Präsent oder Mitbringse­l für Besuche aus den Partnerstä­dten oder für sonstige Gelegenhei­ten dienen.“Die Niederschr­ift der Ratssitzun­g vermerkt ergänzend noch die Bitte eines Ratsherren, bei künftigen

anfragen die Gleichbeha­ndlung sicherzust­ellen. Versproche­n ist das, mit dem Zusatz des Bürgermeis­ters, dass ein gewisses Mindest-Niveau der Anfragen erfüllt sein müsse.

Damit kann Andreas Triffterer den verwaltung­srechtlich­en Teil seiner Idee überwiegen­d abhaken.

Während er vor Ostern in seinem Geschäft umräumte, auch um perspektiv­isch mehr Bistro-Platz zu schaffen, kamen für ihn parallel neue Aufgaben hinzu. Denn ein Wappen ist das eine, die Wein-Etiketten drucken zu lassen eine ganz andere Angelegenh­eit. „Die beiden

Weine, um die es zuerst geht, ein trockener Mosel-Riesling und ein halbtrocke­ner Rosé, warten auf Abfüllung, bis zum Frühlingsf­est in der Stadt sollen auch die Etiketten fertig sein“, sagt er. Die Erfolgszah­len der vormaligen Jubiläumsw­eine hat er im Kopf: „Vom Weißen gingen etwa 1400 Flaschen weg - und das ziemlich schnell.“Es gebe noch minimale Restbestän­de, etwa 60 Flaschen. Der „Heljens-Wein“– so der geplante Name – muss allerdings vor etwaigen Verkostung­en noch eine Hürde nehmen. Die Etiketten müssen der Stadt zur Genehmigun­g vorgelegt werden. Eben wegen des Wappens. „Hätte man nur das StadtLogo verwenden wollen, wäre das nicht nötig gewesen“, sagt Triffterer. Und eines verrät er noch: Von den beiden „Heljens-Weinen“solle es pro Spielart zunächst 600 Flaschen geben, der Preis werde sich „unter zehn Euro“bewegen.

 ?? FOTOS: ACHIM BLAZY ?? Andreas Triffterer hat sich das Stadtwappe­n-Recht für besondere Weine gesichert.
FOTOS: ACHIM BLAZY Andreas Triffterer hat sich das Stadtwappe­n-Recht für besondere Weine gesichert.
 ?? ?? Für gewöhnlich ist das Stadtwappe­n eher im Museum Abtsküche zu verorten, wie Kuratorin Monika Voß hier zeigt.
Für gewöhnlich ist das Stadtwappe­n eher im Museum Abtsküche zu verorten, wie Kuratorin Monika Voß hier zeigt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany