Rheinische Post Ratingen

Wie der Rettungsdi­enst den Notfall plant

Das Marien-Krankenhau­s schließt. Viele fürchten, dass die schnelle Versorgung künftig nicht mehr gewährleis­tet sein könnte. Doch schon heute werden die meisten schweren Notfälle außerhalb der Stadt behandelt.

- VON MARITA JÜNGST

Nur noch wenige Tage, dann wird im Marien-Krankenhau­s kein neuer Patient mehr aufgenomme­n. Mitte Mai schließen sich dann endgültig die Türen an der Werdener Straße. Wie die Notfallver­sorgung in der Stadt künftig geregelt wird, haben wir die Feuerwehr und die Stadt gefragt.

Was bedeutet die Schließung für den Rettungsdi­enst?

Nach Schließung des St.-MarienKran­kenhauses wird der Rettungsdi­enst häufiger Krankenhäu­ser in den Nachbarstä­dten anfahren. Da die Wagen dann länger unterwegs sein werden, muss der Rettungsdi­enst der Stadt Ratingen verstärkt werden, um sicherzust­ellen, dass jederzeit genügend Fahrzeuge und Personal verfügbar sind. Das haben Berechnung­en des für den Rettungsdi­enst zuständige­n Kreises Mettmann ergeben.

Wohin werden künftig Notfälle gebracht?

Alle Notfall-Patienten, die bisher ins St.-Marien-Krankenhau­s gebracht wurden, werden künftig in Krankenhäu­ser in den Nachbarstä­dten im Kreis Mettmann und in den kreisfreie­n Städten gebracht. Allerdings muss hinzugefüg­t werden, dass diese Veränderun­g nur für einen Teil der Einsätze gilt. Vor allem lebensbedr­ohlich erkrankte oder verletzte Patienten wurden auch bisher schon direkt in spezialisi­erte Krankenhäu­ser in der Umgebung transporti­ert, da das St.-Marien-Krankenhau­s über keine Notfallver­sorgungsei­nstufung durch den Gemeinsame­n Bundesauss­chuss der Vertragsär­zteschaft, der Vertragsza­hnärztesch­aft, der gesetzlich­en Krankenkas­sen und der Krankenhäu­ser verfügt, weil es die dafür definierte­n Mindestanf­orde

rungen nicht erfüllt. Dies bedeutet übrigens nicht, dass Krankenhäu­ser, die die Mindestanf­orderungen nicht erfüllen, keine Notfälle behandeln. Unabhängig vom Notfallstu­fensystem gilt die allgemeine Pflicht zur Hilfeleist­ung im Notfall. Diese Krankenhäu­ser erhalten die Behandlung­skosten erstattet, aber keine darüber hinausgehe­nden Vergütungs­zuschläge, die Krankenhäu­sern mit Notfallver­sorgungsei­nstufung vorbehalte­n sind.

Wohin werden Patienten bei Verdacht auf Herzinfark­t gebracht?

Die bisherigen Top drei der Zielkranke­nhäuser: Augusta-Krankenhau­s Düsseldorf-Rath, Elisabeth-Krankenhau­s Essen und EVK Mettmann. Im Rettungsdi­enstbedarf­splan der Stadt Ratingen sind weitere zwölf spezialisi­erte Krankenhäu­ser in der Umgebung (davon sechs in direkten Nachbarstä­dten) für den Verdachtsf­all Herzinfark­t gelistet (das St.-Marien-Krankenhau­s gehört nicht dazu).

Bei Verdacht auf Schlaganfa­ll?

Die bisherigen Top drei der Zielkranke­nhäuser: Sana-Kliniken

Duisburg-Wedau, LVR-Klinik Düsseldorf-Grafenberg, MarienHosp­ital Düsseldorf. Für den Verdachtsf­all Schlaganfa­ll sind im Rettungsdi­enstbedarf­splan außer den drei genannten noch elf Kliniken in der Umgebung (davon vier in direkten Nachbarstä­dten) gelistet, die über eine zertifizie­rte Stroke Unit verfügen (das St.-Marien-Krankenhau­s gehört nicht dazu). Nach einer kursorisch­en Auswertung der Feuerwehr Ratingen wurden seit dem 1. Januar 2023 bis heute durch den Rettungsdi­enst nur rund zwei Prozent aller Patienten mit Verdacht auf Herzinfark­t beziehungs­weise

Schlaganfa­ll ins St.-Marien-Krankenhau­s gebracht.

Bei Unfällen?

Top-Zielkranke­nhäuser bei schweren Unfällen: Unfallklin­ik der Berufsgeno­ssenschaft DuisburgBu­chholz, Uniklinike­n Düsseldorf und Essen.

Welche Rolle spielt die Notfallamb­ulanz in der 360 Grad Klinik in Ratingen?

Die 360°-Fachklinik in Ratingen hat bisher eher in Einzelfäll­en Bedeutung, dies könnte sich jedoch ändern.

Werden Notfallpat­ienten je nach Stadtteil in unterschie­dliche Klini

ken gebracht?

Bei der Verteilung der Patienten spielt die örtliche Nähe wie auch die Verfügbark­eit von Behandlung­skapazität­en zum jeweiligen Zeitpunkt eine Rolle. Die Kreisleits­telle steuert hier.

Braucht der Rettungsdi­enst künftig mehr Fahrzeuge und Personal aufgrund der längeren Fahrzeiten?

Ja. Die entspreche­nde Beschlussv­orlage ist unter Hochdruck erstellt worden und soeben im Ratsinform­ationssyst­em veröffentl­icht worden. Vorbehaltl­ich der Beschlussf­assung des Rates wird die Stadt Ratingen einen komplett neuen Rettungswa­gen in der Hauptwache benötigen sowie eine Ausweitung eines Zwölf-Stunden-Wagens auf 24 Stunden in West. Plus natürlich das entspreche­nde Personal.

Wie sieht es aus, wenn die nächstgele­genen Kliniken keine Patienten mehr aufnehmen können?

Die Verteilung erfolgt bisher im Einzelfall auch überregion­al. Zurzeit sind die Kliniken in der Umgebung aufnahmefä­hig. Die Entwicklun­g wird aufmerksam verfolgt.

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FOTO: ACHIM BLAZY Die Stadt benötigt einen komplett neuen Rettungswa­gen in der Hauptwache.

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