Diebe wollten Spendensumme abgreifen
Mehr als 90.000 Euro überreichten Ratinger Zahnärzte der Hospizbewegung für ihre Arbeit. Beinahe wären sie mit leeren Händen gekommen.
Seit dem Jahr 2001 sammeln Ratinger Zahnärzte das Zahngold ihrer Patienten und überreichen den Erlös im Zweijahresrhythmus an die Ratinger Hospizbewegung. Dieses Mal wären sie beinahe mit leeren Händen zum bereits vereinbarten Termin gekommen.
In den vergangenen Jahren kamen bei der Spendenaktion nicht selten Summen zwischen 90.000 und 150.000 Euro zusammen. Das weckt Begehrlichkeiten. Nicht etwa bei anderen gemeinnützigen Einrichtungen, sondern vielmehr bei Betrügern, die sich offensichtlich ein hübsches Taschengeld ausgerechnet hatten. Nicht aber mit den Ratinger Zahnärzten.
Wilhelm Vogelbusch berichtet, wie durchtrieben die Betrüger vorgingen: „Die Herren gaben sich am Telefon als DHL-Mitarbeiter aus und fragten zunächst eine Kollegin am Telefon über die Spendensammlung aus.“, so der Ratinger. Diese argwöhnte keine schlechten Absichten des Anrufers und gab wahrheitsgemäß Auskunft. Einen Tag später wollten die falschen Mitarbeiter des Logistikunternehmens persönlich das Zahngold in Empfang nehmen.
Vogelbusch bekam dies eher zufällig zwischen zwei Behandlungen mit und wurde misstrauisch. Das zur Spende bestimmte Zahngold war inzwischen von Helmut Brinkmann abgeholt worden. Vogelbusch ließ sich die Namen der Mitarbeiter geben und bat sie, später erneut wiederzukommen.
Was dann passierte, ruft beim Verein Ratinger Zahnärzte, ein Zusammenschluss heimischer Dentisten, ungläubiges Kopfschütteln hervor. Vogelbusch wollte die Polizei einschalten, diese war zunächst nicht erreichbar und unternahm auch nach Schilderung des Sachverhalts keine Anstalten, die Betrügerbande dingfest zu machen. Die vermeintlichen DHL-Mitarbeiter waren natür
lich längst misstrauisch geworden und tauchten gar nicht erst wieder auf.
Das von Patienten gespendete Zahngold war derweil in guten Händen. Helmut Brinkmann war es übrigens, der im Jahr 2002 das Projekt ins Leben rief. Damals noch praktizierender Zahnarzt (heute im Ruhestand), hatte er die Idee, das „Abfallprodukt“für einen guten Zweck zu sammeln. Vor einigen Jahren wurde noch recht häufig Gold für Zahnfüllungen verwendet. Es ist langlebig, gut verträglich und lässt sich leicht verarbeiten. Doch auch eine Goldkrone hält nicht ewig, bricht sie oder muss aus anderen Gründen erneuert werden, wird das Zahngold entfernt.
Seit mehr als 20 Jahren hören die Ratinger Patienten in diesem Fall die Frage: „Dürfen wir Ihr Zahngold
behalten?“In der Regel geht es um geringe Mengen, die sich einzeln kaum zu Geld machen lassen. Und weil viele Patienten wenig Wert auf eine Krone als Erinnerungsstück an ihren Zahnarztbesuch legen, stimmten die meisten von ihnen zu. So kommt Jahr für Jahr ein hübsches Sümmchen zusammen.
Bevor es zu Geld gemacht werden kann, trennt die Scheideanstalt Düsseldorf Zahnreste vom Edelmetall und schmilzt dieses dann ein. Alle zwei Jahre wird der Erlös schließlich der Ratinger Hospizvereinigung übergeben. Diesmal hatten die Zahnärzte einen Scheck von exakt 92.039,98 Euro im Gepäck. Ein
Glücksfall für die Hospizbewegung.
„Unser Fernziel ist es immer noch, ein stationäres Hospiz zu errichten“, so Helmut Begall vom Vorstand der Hospizbewegung. Dafür werden Rücklagen benötigt. Gleichzeitig unterstützt die Hospizbewegung aktuell die Einrichtung eines Palliativpflegebereichs im Haus Wichern, der die Pflegestation im St. Marien Seniorenheim ergänzen soll. Hauptaufgabe ist und bleibt natürlich die Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen auf ihrem letzten Weg. Seine Arbeit finanziert der gemeinnützige Verein aus Mitgliedsbeiträgen, einem Zuschuss der Stadt Ratingen und Spenden. Ebenso wichtig wie die Spende sei es jedoch, „wenn in den Zahnarztpraxen über uns gesprochen wird und die Hospizbewegung ins Bewusstsein der Menschen rückt“, so Begall.