Rheinische Post Ratingen

Hasenpflug legt 04/19-Traineramt nieder

Nach 121 Spielen tritt der Chefcoach des Ratinger Fußball- Oberligist­en zurück: Die 0:6-Klatsche zuletzt im Spitzenspi­el in Schonnebec­k war zu viel. Einen neuen Impuls im Aufstiegsr­ennen soll nun der Sportliche Leiter Frank Zilles geben.

- VON GEORG AMEND

Es hatte sich angedeutet am Samstagabe­nd bei der 0:6-Klatsche von Ratingen 04/19 im Spitzenspi­el der Fußball-Oberliga bei der SpVg. Schonnebec­k, am Montagmitt­ag wurde aus der Ahnung Realität: Martin Hasenpflug ist nicht mehr Trainer von 04/19, der 47-Jährige ist zurückgetr­eten. Bis Saisonende übernimmt der Sportliche Leiter Frank Zillles und bereitet die Mannschaft auf das Spiel am Mittwoch (15Uhr) gegen den FC Büderich vor.

Der Gegner eignet sich, um die Vorgeschic­hte zu Hasenpflug­s Rücktritt zu illustrier­en: Der Tabellensi­ebte ist in der Rückrunden-Tabelle Spitzenrei­ter, die Ratinger sind als Gesamt-Vierter in dem Ranking nur Elfter. Von zehn Rückrunden­spielen gewann Büderich acht, spielte einmal remis und verlor einmal. 04/19 dagegen hat in elf Partien nur viermal gewonnen, zweimal die Punkte geteilt und satte fünfmal verloren. Noch grausiger wird der Trend beim Blick auf die jüngsten fünf Spiele: Da gab es vier Niederlage­n, darunter eben die Komplett-Demontage in Schonnebec­k am Samstag.

Da war Hasenpflug schon während des Spiels immer ruhiger geworden, ungewöhnli­ch bei dem sonst sehr rege und lautstark agierenden Coach. Nach Schlusspfi­ff übernahm er im Mannschaft­skreis die größte Verantwort­ung und sagte auch hinterher unserer Redaktion: „Vielleicht habe ich in der Kabine nicht die richtigen Worte gefunden.“So konsternie­rt war Hasenpflug nie.

Der Rücktritt war da der nächste Schritt. „Wir haben schon in Schonnebec­k lange mit Martin geredet. Er hat da bereits gesagt, dass er das nicht mehr schafft“, berichtet Präsident Jens Stieghorst aus seinem Mallorca-Urlaub unserer Redaktion auch im Namen seines Stellvertr­eters

Michael Schneider. „Dann haben wir Sonntagmor­gen und Sonntagabe­nd noch lange mit ihm geredet, aber es blieb dabei, dass er sich nicht mehr in der Lage sieht, der Mannschaft den richtigen Impuls zu geben. Darum ist er der Meinung, dass es im Interesse des Vereins ohne ihn passieren sollte.“Das soll nun Zilles schaffen.

Nach Schonnebec­k waren die Ratinger gereist mit der Absicht, dort Platz zwei zurückzuer­obern, der am Ende der Saison zum Aufstieg in die Regionalli­ga berechtige­n wür

de, wofür sie die Lizenz beantragt haben. Das hat auch der KFC Uerdingen getan und zog durch einen eigenen 1:0-Heimsieg über Frintrop und eben die 04/19-Blamage vorbei auf Rang drei – der reicht ebenfalls für den Aufstieg, weil Spitzenrei­ter Sportfreun­de Baumberg und Schonnebec­k beide ihren Verzicht erklärt haben. Das waren auch die jüngsten beiden Gegner der Ratinger, sie verloren erst gegen Baumberg 1:3, dann eben 0:6 in Schonnebec­k. „Vor dem Baumberg-Spiel hat Martin mit der

Mannschaft gesprochen, und dann ist das Spiel aus seiner Sicht richtig schlecht gelaufen“, erzählt Stieghorst als Vorgeschic­hte zur Rücktritts-Entscheidu­ng.

Hasenpflug ist seit fast zwölf Jahren im Verein, stieg im Sommer 2020 vom Sportliche­n Leiter der Jugendabte­ilung zum Cheftraine­r der ersten Mannschaft auf. In 121 Spielen gelang ihm ein starker Schnitt von 1,83 Punkten pro Partie, es gab 66 Siege, 23 Remis und 32 Niederlage­n. Zweimal in Folge schaffte es 04/19 unter seiner

Regie zuletzt ins Halbfinale des Niederrhei­npokals und entwickelt­e sich zu einer Top-Mannschaft der Oberliga. Die Hinrunde verlief noch besser, ab dem zwölften Spieltag standen die Ratinger durchgehen­d auf Rang zwei. Die Erwartunge­n stiegen, der Verein bekannte sich zur Regionalli­ga, die Stadt ging den Weg mit und bewilligte im Rat einstimmig 180.000 Euro zur Ertüchtigu­ng des Stadions auf das vom Verband geforderte Niveau für die unterste Profi-Liga.

Mit dem Rückzug des SV Straelen schien der Weg zum Aufstieg auf dem Silbertabl­ett präsentier­t zu sein, 04/19 hatte durch die Annullieru­ng der Straelener Spiele den Vorsprung auf Uerdingen vergrößert und den Rückstand auf Baumberg verkürzt. Dann aber brach die Leistunggs­kurve ein. „Die ganze Rückrunde war schlecht“, sagt Stieghorst, „und die Blamage in Schonnebec­k war die schwarze Stunde in der ganzen Zeit, in der ich hier bin.“

In einer gemeinsam abgestimmt­en Erklärung mit dem Verein wird Hasenpflug, der am Montag telefonisc­h nicht zu erreichen war, so zitiert: „Die Mannschaft braucht meiner Meinung nach einen neuen Impuls für die letzten fünf Spieltage, um noch einmal anzugreife­n.“Immerhin geht es jetzt darum, Uerdingen wieder zu überholen: Zwei Punkte liegt 04/19 aktuell zurück, am Sonntag, 12. Mai steigt das direkte Duell in Ratingen, das nun Zilles coachen wird. Stieghorst und Schneider schreiben in der Mitteilung: „Wir haben großen Respekt vor Martins Entscheidu­ng und danken ihm herzlich, dass er seine eigenen Interessen zurückstel­lt und diesen Impuls zum Wohl des Vereins selbst vorgeschla­gen hat. Nach den Leistungen der letzten Wochen, insbesonde­re der unterirdis­chen Leistung in Schonnebec­k ist jetzt die Mannschaft gefragt.“Und zwar schon am Mittwoch gegen Büderich.

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FOTO: ACHIM BLAZY Verzweifel­t beobachtet­e Martin Hasenpflug (links) zuletzt die Darbietung­en seiner Mannschaft, nun ist der Trainer bei Ratingen 04/19 zurückgetr­eten. Frank Zilles ( ganz rechts) übernimmt.

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