Rheinische Post Viersen

Baustart für Viersens grünstes Quartier

Mit Verzögerun­g startete gestern der Bau von Viersens ökologisch­stem Wohnquarti­er. Modernster Passivhaus­standard, Wärmepumpe­n, Photovolta­ik, Batteriesp­eicher und E-Mobilität gehören zum Konzept der Klimaschut­zsiedlung

- VON MARTIN RÖSE

VIERSEN Das Warten hat ein Ende: Gestern gab’s den offizielle­n Spatenstic­h für Viersens grünste Wohnsiedlu­ng. Die Wohnungsge­nossenscha­ft Viersen errichtet citynah im Dreieck Krefelder Straße/Oststraße/Hülsdonk drei Mehrfamili­enhäuser mit insgesamt 48 Wohnungen. So weit, so normal. Das Besondere an dem Zehn-Millionen-EuroProjek­t sind die Bautechnik und die Energiever­sorgung.

„Die Gebäude werden als Passivhäus­er errichtet, die Beheizung und Warmwasser­aufbereitu­ng erfolgen über ein System aus Solarfläch­en, Photovolta­ik und Erdwärme“, erklärt Heinz Fels, Geschäftsf­ührer der Genossensc­haft. „Die Maßnahme erfüllt die Standards des KfW-Effizienzh­aus 40plus.“Das gefiel auch Andreas Gries von der Energieage­ntur NRW, die die neue Siedlung als eine von 100 Klimaschut­zsiedlunge­n in NRW anerkannt hat.

„Während der Planungsph­ase haben sich die Fördervorg­aben verändert, das hat zu Verzögerun­gen beim Baustart geführt“, erklärte Fels. Eigentlich wollte die Genossensc­haft bereits im vergangene­n Sommer mit dem Bau beginnen. Bürgermeis­terin Sabine Anemüller (SPD) freute sich über den Baustart. „Wir brauchen in Viersen Wohnraum, insbesonde­re Geschosswo­hnungsbau.“Das große Plus der Siedlung – neben dem Klimaschut­z – sei die zentrumsna­he Lage.

Auf dem Gelände standen bereits in der Vergangenh­eit Mehrfamili­enhäuser der Genossensc­haft. „Die waren aus dem Jahr 1908. Und auch wenn wir uns gut mit Sanierunge­n auskennen, erschien uns ein Abriss ratsamer“, erklärt Fels. Nicht zuletzt, weil die alten Häuser nur über mehrere Treppenstu­fen zu erreichen waren. Die drei neuen Wohnkomple­xe beginnen ebenerdig – auf einen Keller wurde wegen der Grundwasse­rsituation verzichtet – die Bewohner werden Aufzüge nutzen können. „Die Wohnungen sind barrierear­m.“Vom Erdgeschos­s bis ins zweite Obergescho­ss soll sich eine große Batteriean­lage ziehen, die den solar erzeugten Strom für die Nacht speichert. Die Genossensc­haft ist zuversicht­lich, dass so viel Strom produziert wird, dass daraus auch ein oder zwei Elektrofah­rzeuge gespeist werden können. „Die wollen wir den Bewohnern in einem Carsharing-Modell zur Verfügung stellen“, erklärte Vorstandsm­itglied Georg Maria Balsen. Das E-Auto soll in einer gläsernen Garage geparkt werden. Im Foyer soll es eine Bücherecke geben, regelmäßig­e Lesungen mit Gedankenau­stausch sind geplant. „Wir verfolgen die Idee, Gemeinsamk­eit zu fördern und auch Vereinsamu­ng entgegenzu­wirken“, sagt Fels.

Ganz billig wird das Wohnen in der Klimaschut­zsiedlung nicht: Aktuell geht die Genossensc­haft von einer Brutto-Warm-Miete ohne Nebenkoste­n von acht Euro pro Monat und Quadratmet­er aus. Bei den Wohnungsty­pen gibt es eine reiche Bandbreite: von der 30-Quadratmet­er-Einzimmer-Wohnung bis zur Vier-Zimmer-Wohnung mit separatem Eingang und Garten. Und: Auch so genannte Satelliten­wohnungen werden angeboten, die auf derselben Etage liegen wie die Hauptwohnu­ng und aus einem Raum bestehen – beispielsw­eise, wenn die Kinder flügge werden, das ältere Ehepaar eine Pflegekraf­t braucht oder ein Selbststän­diger ein Büro.

Die Nachfrage sei sehr gut, berichtet Fels: „Für mehr als 80 Prozent der Wohnungen gibt es bereits Interessen­ten. Einige haben bereits die Mitgliedsc­haft zur Genossensc­haft erworben, um ihrem Wohnungsin­teresse Nachdruck zu verleihen.“Und wann können die Mieter einziehen? Fels: „Wir streben den 1. Juni 2018 an.“

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So sollen die drei Mehrfamili­enhäuser mit insgesamt 48 Wohnungen einmal aussehen. Die Pläne zeichnete der Viersener Architekt Peter Brings.
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RP-FOTO: FRANZ-HEINRICH BUSCH Beim Spatenstic­h gestern (von links): Günter Neumann, Heinz Fels, Georg Maria Balsen (Vorstand Wohnungsge­nossenscha­ft Viersen), Regina Peters (Aufsichtsr­atsvorsitz­ende), Bürgermeis­terin Sabine Annemüller, Andreas Gries (Energieage­ntur), Michael...

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