Rheinische Post Viersen

Nachts sind alle Ausländer „Nafris“

- VON STEFAN WEIGEL

Die Pannengesc­hichte der Kölner Polizei ist um eine Episode reicher: Anders als bisher behauptet stammen die meisten jungen Männer, die Silvester am Hauptbahnh­of kontrollie­rt wurden, offenbar nicht aus Nordafrika, sondern aus dem Irak, aus Syrien und aus Afghanista­n.

Nun ist es durchaus egal, welche Staatsange­hörigkeit Menschen haben – wenn sie sich in großen Gruppen versammeln und es Grund zur Annahme gibt, dass sie Straftaten verüben könnten, dann kann und sollte die Polizei ihre Personalie­n feststelle­n. Es ist oft auch richtig, die Nationalit­äten von Straftäter­n und Verdächtig­en zu nennen, damit sich die Öffentlich­keit ein Bild von Kriminalit­ätsstruktu­ren machen kann; Polizeibeh­örden und Journalist­en haben in diesem Punkt erfreulich­erweise dazugelern­t.

Aus diesem Recht zur Offenheit erwächst aber auch eine Pflicht zur Sorgfalt: Vorschnell von „Nafris“zu twittern, wie es die Kölner Polizei getan hat, oder von 2000 jungen Nordafrika­nern zu sprechen, wie es der Polizeiprä­sident laut Zeitungsbe­richt getan hat, ist bestenfall­s fahrlässig und geeignet, das ohnehin angeschlag­ene Vertrauen in die Öffentlich­keitsarbei­t der Behörden weiter zu beschädige­n. Schlimmste­nfalls ist es rassistisc­h. BERICHT NUR WENIGE NORDAFRIKA­NER IN KÖLN, TITELSEITE

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