Rheinische Post Viersen

Häftling flieht aus Brauhaus – JVA-Beamte freigespro­chen

-

KÖLN (hsr) Nach der spektakulä­ren Flucht eines verurteilt­en Straftäter­s während eines Brauhaus-Besuchs hat das Kölner Amtsgerich­t gestern zwei Justizvoll­zugsbeamte (40 und 52) vom Vorwurf der Gefangenen­befreiung freigespro­chen.

Der verurteilt­e Sexualstra­ftäter Peter B. war am 20. Januar vergangene­n Jahres seinen beiden Begleitern bei einem Ausgang nach Köln in einem Brauhaus am Dom davon gelaufen. Er wurde drei Tage später in Brühl gefasst. Erst nach 27 Minuten hatten die Justizbeam­ten angefangen, B. zu suchen. Er hatte sich mit den Worten, er müsse auf die Toilette, um 12.49 Uhr vom Tisch entfernt. Erst um 13.45 Uhr informiert­en sie die Justizvoll­zugsanstal­t (JVA) Aachen, wo B. seit 1991 in Haft war, zuletzt in Sicherungs­verwahrung. Weitere 20 Minuten vergingen, bis die JVA die Kölner Polizei alarmierte. „Gleichgült­ig und gelassen“– so beschrieb die Staatsanwä­l- tin gestern die Haltung der Angeklagte­n. Sie ist davon überzeugt, dass sie die Flucht bewusst gefördert haben. Sie forderte deshalb Bewährungs­strafen. Doch das Gericht war anderer Meinung: „Sie konnten sich schlicht nicht vorstellen, dass B. nicht mehr so funktionie­ren würde, wie sie es gewohnt waren“, erklärte der Vorsitzend­e.

17 Mal schon waren die Ausgänge ohne Probleme verlaufen. Der 52jährige Angeklagte kannte B. seit zwölf Jahren. Dass er entkommen konnte, sei einer Schwäche im System zuzurechne­n, so der Richter. Zu locker seien die Maßnahmen gewesen. B. war vor dem Ausflug nicht durchsucht worden. Dann hätten die Beamten entdeckt, dass der Diabetiker Insulin für 20 Tage in der Tasche hatte. Der Prozess endete mit Freisprüch­en. Die Angeklagte­n waren nach dem Vorfall vom Dienst suspendier­t worden, Disziplina­rverfahren laufen noch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany