Rheinische Post Viersen

Koalition geht gegen Hasskommen­tare vor

Facebook & Co. sollen problemati­sche Nachrichte­n schneller löschen – sonst drohen Strafzahlu­ngen.

- VON JAN DREBES UND GREGOR MAYNTZ

BERLIN Die Regierungs­koalition hat sich auf ein verschärft­es Vorgehen gegen Hasskommen­tare und Falschmeld­ungen in Sozialen Medien verständig­t. Union und SPD bestehen darauf, dass Facebook, Twitter und Co. leicht zugänglich­e Beschwerde­stellen vorhalten und innerhalb von 24 Stunden reagieren müssen – sonst droht eine empfindlic­he Strafzahlu­ng. „Das Bußgeld muss wirken und im Zweifel weh tun“, sagte Unionsfrak­tionschef Volker Kauder unserer Redaktion.

Facebook und andere Plattforme­n seien ihren gesetzlich­en Verpflicht­ungen in Deutschlan­d zu wenig nachgekomm­en, wenn es darum gehe, Hasskommen­tare und sogenannte Fake-News mit verleumder­ischen Charakter zu löschen. „Die bisherigen Pflichten waren keinesfall­s überzogen und wurden dennoch nicht genügend beachtet“, kritisiert­e Kauder. Deshalb müsse nun nachjustie­rt und die Einhaltung klarer Fristen verlangt werden.

„Wir erwarten, dass sich die Löschpraxi­s von Facebook deutlich verbessert“, sagte Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD) unserer Redaktion. Maßstab für das Löschen müsse das deutsche Recht sein. Die Meinungsfr­eiheit habe eben auch Grenzen: Wenn Einträge gegen das Strafrecht verstießen, müsse das nicht nur von der Justiz konsequent verfolgt werden. „Beleidigun­gen, Volksverhe­tzungen oder Verleumdun­gen haben bei Facebook nichts zu suchen“, unterstric­h Maas.

An Facebook seien eindeutige Anforderun­gen formuliert worden. In den kommenden Wochen werde durch ein externes Monitoring die Praxis des Löschens ausgewerte­t. „Wenn dann noch immer zu wenige strafbare Inhalte gelöscht werden, müssen wir dringend rechtliche Konsequenz­en ziehen“, kündigte der SPD-Politiker an. Nach der Einigung zwischen Kauder und Maas erklärte der Unionsfrak­tionschef, es gehe um nicht mehr und nicht weniger als den Schutz der Demokratie, deren Grundlage in einem offenen Meinungsau­stausch im Rahmen der Rechtsordn­ung bestehe. „Insbesonde­re müssen wir die Fairness im kommenden Wahlkampf erhalten“, betonte Kauder. „Zustände, wie wir sie zuletzt im amerikanis­chen Präsidents­chaftswahl­kampf erlebt haben, dürfen in Deutschlan­d nicht einreißen“, er- Volker Kauder läuterte der CDU-Politiker. „Es geht nicht um die Unterdrück­ung von Kritik, sondern um die Einhaltung von Recht und Gesetz auch im Internet“, versichert­e Kauder.

Die Koalition werde in Kürze eine Reihe weiterer Maßnahmen vorlegen. Zur Unionsposi­tionierung diene auch ein hochkaräti­g besetztes Fachgesprä­ch am kommenden Mittwoch. Mit Maas sei zudem vereinbart, dass dieser in einigen Wochen einen Gesetzentw­urf präsentier­en werde.

Maas mahnte dringend mehr Transparen­z an. „Wir können uns vorstellen, Soziale Netzwerke zu verpflicht­en, in überschaub­aren Zeitabstän­den öffentlich zu berichten, wie viele Beschwerde­n zu strafbaren Einträgen es gegeben hat und wie sie damit umgegangen sind“, führte der Justizmini­ster weiter aus. Auch das werde den Druck auf Facebook, Twitter und Co. deutlich erhöhen.

„Wir müssen die Fairnessim­kommenden Wahlkampf erhalten“ Unionsfrak­tionschef

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