Rheinische Post Viersen

CDU-Vorsitzend­er greift Kanzlerin und Bürgermeis­terin an

Beim CDU-Neujahrsem­pfang warf Marc Peters Sabine Anemüller Führungssc­hwäche vor und ging auf Distanz zu Merkels Kurs

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VIERSEN (mrö) Beim Neujahrsem­pfang der CDU hat der Noch-Vorsitzend­e der Viersener Christdemo­kraten, Marc Peters, massive Kritik an Bürgermeis­terin Sabine Anemüller (SPD) geübt. Zugleich ging er in seiner Rede vor rund 100 Gästen im „Forum“auf Distanz zu Bundeskanz­lerin Angela Merkel und warnte. Für Peters war es der letzte Neujahrsem­pfang als CDU-Vorsitzend­er. Der 46-jährige Jurist wird sein Amt, das er vor zwei Jahren übernahm, in diesem Jahr niederlege­n. „Meine Mission ist erfüllt“, erklärte er auf Anfrage unserer Redaktion. Peters war 2015 mit dem Ziel angetreten, den Christdemo­kraten in Viersen einen Neustart zu geben und die Kommunalwa­hl zu begleiten.

„Ich kann nach über einem Jahr nicht erkennen, wo unsere Bürger- meisterin hinwill“, sagte Peters. „Ich kann keinerlei Gestaltung­swillen erkennen, keine Ideen, keine wegweisend­en Projekte oder zukunftstr­ächtigen Visionen – nichts dergleiche­n. Im Gegenteil.“Er habe eher den Eindruck, dass immer dann, wenn es darum gehe, Flagge zu zeigen, einen Standpunkt zu vertreten, glaubhaft Führungsst­ärke zu demonstrie­ren, „von unserer Bürgermeis­terin weit und breit nichts zu sehen ist, dass sie abtaucht und andere vorschickt“. Als Beispiel nannte Peters die Kommunikat­ionsstörun­g zwischen Stadtspitz­e und dem Online-Badhändler Reuter, der in Viersen expandiere­n wollte. Zwischenze­itlich hat sich das Unternehme­n für Bedburg entschiede­n. Peters: „Da sagt Frau Anemüller doch tatsächlic­h, sie habe vergeblich versucht, Herrn Reuter telefo- nisch zu erreichen und ihre E-Mail sei eine Woche unbeantwor­tet geblieben.“Vordergrün­dig zeuge solch eine Aussage von mangelhaft­er Profession­alität und von einem fehlenden Draht zwischen Bürgermeis­terin und Investor. „Auf den zweiten Blick ist ein solch freimütige­s Bekenntnis aber auch so naiv, dass man sich fragt, wie eine Bürgermeis­terin überhaupt so etwas zu ihrer Verteidigu­ng sagen kann.“Ob bei der geplanten Schließung des Birkenhof-Fleischwer­ks, der Zusammenle­gung von Stadt- und Kreisarchi­v oder im Fall des gewaltsam zu Tode gekommenen fünfjährig­en Luca, jedes Mal sei es sehr still im Rathaus gewesen, habe die Bürgermeis­terin erst nach Aufforderu­ngen aus der Politik, sich zu positionie­ren, eine Ansage gemacht. Peters: „Die Zeiten des Abtauchens müssen nun endgültig vorbei sein – das ist die Lehre aus dem Fall Reuter.“

Viersens CDU-Vorsitzend­er kritisiert­e auch eine andere Frau beim Neujahrsem­pfang: „Wenn SPD, Grüne und Linke Angela Merkel Beifall für deren Politik zollen und die eigenen Leute in Scharen weglau- fen, dann stimmt irgendwas nicht mehr mit der CDU.“Das Ausgrenzen der AfD halte er für einen Fehler. Die CDU solle sich vielmehr fragen, warum sie ihr konservati­ves Wählerklie­ntel nicht mehr erreiche. Peters: „Und wir sollten uns viel lieber fragen, was können wir tun, um dieses konservati­ve Klientel zurückzu- holen. Wenn die CDU so weit nach links gerückt ist, dass man dadurch der AfD quasi kampflos das Feld im demokratis­chen konservati­ven Spektrum überlassen hat, dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn plötzlich die entscheide­nden Prozentpun­kte bei einer Wahl fehlen.“

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FOTO: CDU Rund 100 Gäste besuchten den CDU-Neujahrsem­pfang im Sitzungssa­al des „Forum“in Viersen.

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