Prozess um fingierte Unfälle wird fortgesetzt
Einer der Angeklagten berichtete gestern, zur Zeit der Vorwürfe habe er schon morgens getrunken
NETTETAL (BL) Das Landgericht befasst sich seit neun Verhandlungstagen bereits mit einer Serie von möglicherweise manipulierten Unfällen, an denen sechs Angeklagte beteiligt gewesen sein sollen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass über Jahre hinweg Unfälle fingiert und zu Lasten der Versicherung abgerechnet wurden.
Gestern wurde das Verfahren gegen einen der sechs Angeklagten abgetrennt, er fehlte bereits am letzten Prozesstag aus gesundheitlichen Gründen. Ein weiterer Angeklagter überraschte die Kammer gestern: Er sprach von übermäßig starkem Alkoholkonsum. Als der Richter die Frage nach der Unterbringung in einer Entziehungsanstalt aufwarf, ruderte der 47-Jährige zurück: „Ich trinke nicht so viel, dass ich auf allen Vieren krieche.“Es sei allerdings richtig, dass er vor einigen Jahren, zur Zeit der Vorwürfe, schon morgens begonnen habe zu trinken. Einem Bekannten habe er damals den Vorschlag gemacht, eine Autowerkstatt in Viersen zu eröffnen. Weil der Bekannte kaum Deutsch sprach, habe er zugesagt, ihn zu unterstützen. Fast täglich sei er in der Werk- statt gewesen, berichtete der 47jährige Nettetaler. Er habe dabei selber auf einen kleinen Nebenverdienst gehofft. Weil nicht viel zu tun war, habe er aber eher „nur rumgehangen“. Irgendwann kam er dann auf die Idee, seinem Neffen kostenlos ein Auto zu verschaffen, wenn dieser zwei Unfälle fingiere. Absprachen mit dem mitangeklagten Anwalt habe es indes nicht gegeben.
Auf den fiel der Verdacht, sich an mehreren dubiosen Unfällen beteiligt zu haben. Mehrfach hatte er vermeintliche Rechte von Mandanten vertreten, die zu Unrecht Schadens- ersatz forderten. Die Angeklagten müssen sich seit November wegen gemeinschaftlichen gewerbsmäßigen Betrugs vor dem Landgericht verantworten. Sie sollen in verschiedenen Städten auf Straßen sowie auf Parkplätzen von Möbelhäusern und Supermärkten, Unfälle fingiert haben, um die Schäden bei Versicherungen abzurechnen.
Die Verhandlung wird in der kommenden Woche fortgesetzt. Man werde sicherlich viele Zeugen hören müssen, kündigte der Richter an. Das Verfahren müsse sich aber nicht bis zum Sommer hinziehen.