Rheinische Post Viersen

Wann wusste Trump von den Telefonate­n mit Russland?

Der US-Präsident dementiert, sein Wahlkampft­eam habe Kontakt zu Spionen gehabt – und muss den nächsten Rückschlag einstecken.

- VON FRANK HERRMANN

WASHINGTON Die Affäre zieht weite Kreise: Nach dem Rücktritt Michael Flynns, des Sicherheit­sberaters Donald Trumps, wird noch einmal aufgedröse­lt, was bereits im Wahlkampf 2016 für heftige Kontrovers­en sorgte. Im Raum steht der Verdacht, dass Vertraute des heutigen US-Präsidente­n regelmäßig mit russischen Geheimdien­stlern sprachen, während der Kreml Hackerangr­iffe angeordnet haben soll, um Hillary Clinton zu schaden.

Einmal mehr geht es um Paul Manafort, einen Lobbyisten, der für ein paar Monate Trumps Kampagnent­eam leitete, bevor er im August gefeuert wurde. Dass Manafort gute Drähte zum Orbit Wladimir Putins pflegt, ist seit Längerem bekannt. Auch Viktor Janukowits­ch, der frühere, russlandfr­eundliche Präsident der Ukraine, stand einst auf seiner Klientenli­ste. Neu ist, was die „New York Times“über den Veteranen der Washington­er Politikber­aterbranch­e schreibt. Demnach soll er regelmäßig­e Kontakte zu hochrangig­en Beamten des russischen Spionageap­parats unterhalte­n haben.

Amerikanis­che Dienste, so das Blatt, hätten Manaforts Gespräche abgehört, als sie Hinweisen nachgingen, nach denen Moskau versucht haben soll, die US-Wahl durch Cyberattac­ken gegen die Parteizent­rale der Demokraten zu manipulier­en. Detektive des FBI seien gerade dabei, einen umfangreic­hen Fundus an Material zu sichten. Neben Manafort sollen zwei weitere Vertraute Trumps häufig mit russischen Schlapphüt­en kommunizie­rt haben, zum einen der Geschäftsm­ann Carter Page, zum anderen Roger Stone, ein alter Freund des Bauunterne­hmers.

Trump quittierte die Nachricht mit heftigen Protesten, wie so oft in Form scharfer Tweets: „Dieser Unsinn von einer Verbindung nach Russland ist nur ein Versuch, die vielen Fehler zu überdecken, die Hillary Clintons unterlegen­e Kampagne gemacht hat“, schrieb er offenbar kurz nach dem Aufstehen. Kurz darauf beklagte er sich über die Informatio­nslecks im eigenen Land und lobte einen Kommentato­r, der seine Sicht der Dinge teile: „NSA und FBI sollten sich nicht in unsere Politik einmischen, und doch tun sie es“. Manafort wiederum sagte der „New York Times“, er halte die Anschuldig­ungen für absurd. Zu keiner Zeit habe er wissentlic­h mit russischen Geheimdien­stoffizier­en gesprochen: „Es ist ja nicht so, dass diese Leute Dienstmark­en tragen, auf denen steht: ‚Ich bin ein russischer Geheimdien­stbeamter‘“.

Je mehr über die Umstände des Rücktritts Flynns bekanntwir­d, umso bohrender werden die Fragen. Wie das Weiße Haus einräumt, wusste Trump bereits Ende Januar von den Vorwürfen gegen seinen Sicherheit­sberater. Schon damals erfuhr er vom Justizmini­sterium, dass Flynn vom FBI vernommen wurde und es Grund zu der Annahme gebe, der Ex-General habe sich gegenüber dem Kreml erpressbar gemacht.

Für Trump gab es dann gestern schon den nächsten schweren Rückschlag: Der von ihm als Arbeitsmin­ister nominierte Unternehme­r Andrew Puzder musste sich zurückzieh­en, weil voraussich­tlich nicht genügend republikan­ische Senatoren für ihn gestimmt hätten. Puzder erklärte, er werde zwar nicht in Trumps Regierung dienen. Der Präsident und dessen „hoch qualifizie­rtes Team“hätten aber seine volle Unterstütz­ung. Puzder hatte kürzlich eingeräumt, er habe eine Einwanderi­n jahrelang als Haushälter­in beschäftig­t, die sich illegal im Land aufgehalte­n habe.

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