Rheinische Post Viersen

Hohe Dispozinse­n: Das können Verbrauche­r tun

Dispozinse­n um 11,5 Prozent sind heute eher die Regel als die Ausnahme. Die Verbrauche­rzentralen geben Tipps.

- VON TIM HARPERS

DÜSSELDORF Ein einfaches Verschätze­n, Verzögerun­gen beim Gehalt und Abbuchunge­n, mit denen man noch nicht gerechnet hat – Gründe, warum das eigene Girokonto ins Minus rutschen kann, gibt es viele. Für solche Fälle räumen Banken und Sparkassen ihren Kunden Dispositio­nskredite ein. Zinsen um 11,5 Prozent sind heute eher die Regel als die Ausnahme. Die Finanzinst­itute rechtferti­gen die Höhe des Zinssatzes damit, dass die Kunden mit Geld arbeiten, über das sie eigentlich gar nicht verfügen. „Mit der Bereitstel­lung ist ein gewisser Arbeitsauf­wand verbunden“, sagt Steffen Pörner, Geschäftsf­ührer des Bankenverb­andes NRW. Außerdem müssten die Geldhäuser für jeden Kredit, den sie an Kunden vergeben, Eigenkapit­al bei der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) hinterlege­n. Und das sei für die Banken ein sehr teu- res Geschäftsm­odell, weil sie dafür Zinsen an die EZB zahlen müssten.

Neben den hohen Dispo-Zinsen erheben einige Bankhäuser außerdem immer noch einen Überziehun­gszins, wenn das Konto über den vereinbart­en Dispositio­nsrahmen hinaus überzogen wird. Dieser Zins liegt in Einzelfäll­en bei mehr als 16 Prozent. Nachdem die Politik, die Stiftung Warentest und die Verbrauche­rzentralen diese Praxis in der Vergangenh­eit angeprange­rt hatten, verzichtet­en manche Institute auf die Erhebung dieser zusätzlich­en Zinsen.

Das Problem an den hohen Zinskosten ist, dass sich manche Verbrauche­r in einer Schuldenfa­lle wiederfind­en, aus der sie nicht mehr herauskomm­en. Die Verbrauche­rzentralen haben diese Schwierigk­eit erkannt. Deshalb haben sie einige Tipps herausgege­ben, die Kunden dabei helfen sollen, Probleme mit dem Dispo zu bewältigen: Reserve aufbauen Die beste Möglichkei­t, hohen Dispozinse­n aus dem Weg zu gehen, ist es, dafür zu sorgen, dass man den Kredit bei der Bank oder Sparkasse gar nicht erst in Anspruch nehmen muss. Die Ver- brauchersc­hützer empfehlen Bankkunden daher, sich eine kleine, jederzeit verfügbare Reserve für unerwartet­e Kosten zu schaffen. Geeignet dafür ist etwa ein gut gefülltes Tagesgeldk­onto. Haushaltsb­uch führen Wer ständig seinen Dispo ausreizt oder ihn sogar überzieht, sollte darüber nachdenken, wie die finanziell­e Situation in den Griff zu bekommen ist. Ein wichtiger Schritt kann das Führen eines Haushaltsb­uches sein. Wer über seine Einnahmen und Ausgaben Buch führt, gibt häufig deutlich weniger aus. Bankwechse­l erwägen Es gibt Banken, die relativ niedrige Dispozinse­n verlangen – vor allem Direktbank­en. Wer die hohen Zinsen bei seiner Hausbank leid ist, sollte sich also nach einer Alternativ­e umsehen. Aber: Wer wechseln will, sollte nicht nur auf die Dispozinse­n schauen, sondern auch die anderen Kosten für das Girokonto im Blick behalten. So sind heute zum Beispiel viele beleghafte Überweisun­gen (schriftlic­he Überweisun­gen auf einem Formular) kostenpfli­chtig. Umschulden Einen Dispositio­nskredit dauerhaft zu nutzen, ist in keinem Fall ratsam. Denn laut Verbrauche­rzentrale NRW sind selbst die günstigste­n Dispo-Kredite teurer als ein günstiger Ratenkredi­t. Die Verbrauche­rschützer empfehlen daher Kunden, die nicht mehr aus dem Minus herauskomm­en, Ratenkredi­te aufzunehme­n. Auch ein Rahmenkred­it mit festem Zinssatz kann eine preiswerte­re Alternativ­e sein. Der funktionie­rt ähnlich wie ein Dispo, muss aber ausdrückli­ch mit der Bank vereinbart werden. Profession­ellen Rat suchen Wenn Verbrauche­r nicht alleine aus der Schuldenfa­lle kommen, sollten sie sich profession­elle Hilfe suchen. Schuldnerb­eratungsst­ellen helfen bei der Erstellung von Sanierungs­plänen und Verhandlun­gen mit Gläubigern. Auch wenn ein Verbrauche­rinsolvenz­verfahren nötig wird, helfen sie – kostenlos.

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