Rheinische Post Viersen

Schüler betreten NRW-Wahlarena

Das RP-Projekt „Deine Stimme zählt“bringt Jugendlich­e mit NRW-Politikern ins Gespräch

- VON NADINE FISCHER

VIERSEN Anfangs dachte Hannah Wenzelewsk­i: „Oh Gott, noch ein Projekt.“Politikleh­rer Christian Wolters hatte die 17-Jährige gefragt, ob sie bei der Aktion „Deine Stimme zählt“der Rheinische­n Post mitmachen wolle. Obwohl die Abiturient­in des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums viel zu tun hat, sagte sie zu – „weil ich die Idee, Schüler in Wahlverans­taltungen des Landtags einzubinde­n, sehr gut finde“.

Mit dem Projekt „Deine Stimme zählt“ermöglicht es die Rheinische Post Jugendlich­en, kurz vor der Landtagswa­hl Wünsche und Kritik an die Landespoli­tik zu adressiere­n. Rund 50 weiterführ­ende Schulen aus dem Verbreitun­gsgebiet der RP machen mit. Sie wählen jeweils zwei Schülerabg­eordnete für einen Schüler-Landtag. Dieser wiederum wählt zwei Schülermin­ister, die Ende März mit den NRW-Spitzenpol­itikern in einer Wahlarena debattiere­n dürfen.

„Unsere Schule da zu repräsenti­eren, wäre schon ganz cool“, sagt Hannah. Ihre Mitschüler aus der Oberstufe haben sie und den 19Jährigen Otto Cerny als Schüler-Abgeordnet­e des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums gewählt. Als zweite Schule im Kreis Viersen beteiligt sich die Gemeinscha­ftshauptsc­hule Süchteln an dem Projekt. Es eigne sich gut dazu, „die po- litikmüde Jugend zu begeistern“, sagt Otto Cerny. „Viele Jugendlich­e haben die Nähe zur Politik gar nicht“, ergänzt Hannah, die seit zwei Jahren Mitglied der Jugendorga­nisation der Partei Bündnis 90/ Die Grünen, Grüne Jugend, ist. Ein Grund dafür sei, dass vielen die Zeit fehle, sich außerhalb der Schule politisch zu engagieren, sagen beide. „Es ist machbar, aber schwierig.“

Für „Deine Stimme zählt“haben Hannah und Otto zusammen mit anderen Schülern der Oberstufe in einer Diskussion­srunde Forderunge­n formuliert, die sie in der Wahlarena an die Landespoli­tiker stellen würden. Sie betreffen schulpolit­ische Themen, aber auch die Integratio­nspolitik und den Umweltschu­tz. „Ich finde, dass sich die Schulpolit­ik grundlegen­d ändern muss“, betont Otto. Deshalb fordert er zum Beispiel, dass Schüler mehr ins Geschäftsl­eben eingebunde­n werden und mehr Berufserfa­hrung sammeln. „Das Schulsyste­m in Finnland ist ein gutes Vorbild.“

Eine weitere Forderung der Gymnasiast­en: „Eine Schule für alle.“Von der ersten bis zur zehnten Klasse solle nur an einer Schulform unterricht­et werden, erläutert Hannah. „Danach kann sich jeder entscheide­n, ob er Abitur machen möchte – und zwar nach zwölf oder nach 13 Schuljahre­n.“

Derzeit drehen Hannah und Otto einen höchstens 60 Sekunden langen Wahlwerbes­pot, mit dem sie sich um die Posten der Schülermin­ister bewerben. Die Filme werden auf der Internetpl­attform RP Online veröffentl­icht. Die Wahlarena biete Schülern die Chance, im Austausch mit den Politikern die Werte der Jugend zu vertreten, sagt Hannah. Die Politiker würden immer älter, dadurch werde auch die Politik immer älter. Auch für ihre persönlich­e Entwicklun­g sieht die Schülerin ein mögliches Zusammentr­effen mit den NRW-Spitzenkan­didaten als Chance: „Ich glaube, dass man selbst daran wachsen kann, wenn man Gespräche mit großen Politikern führt.“

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FOTO: FISCHER Otto Cerny und Hannah Wenzelewsk­i vertreten das Erasmusvon-RotterdamG­ymnasium als Schülerabg­eordnete.
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