Rheinische Post Viersen

Jantschke macht auf sich aufmerksam

Der Rechtsvert­eidiger zeigt, was er kann – und versucht beim 0:1 gegen Florenz sogar noch ein bisschen mehr.

- VON JANNIK SORGATZ

Tony Jantschke wird es nicht persönlich genommen haben. Im Gegenteil, hatte der Rechtsvert­eidiger seine Auswechslu­ng nach 65 Minuten beinahe selbst prophezeit. „Ich kenne meine Stärken und Schwächen genau. Und in diesem Leben werde ich keine Offensivra­kete mehr, die von der Torauslini­e die Flanken in die Mitte bringt“, sagte er vor dem Spiel gegen den AC Florenz, das Borussia 0:1 verlor, in einem Interview mit „Spiegel Online“.

Genau so einen Bis-zur-Grundlinie-Läufer benötigte Gladbach aber, als im Hinspiel des Europa-LeagueSech­zehntelfin­ales die Schlusspha­se anbrach. Die Mannschaft rannte an, mit leichtem Hang zur Verzweiflu­ng nach all den vergebenen Chancen der ersten Halbzeit. Rechts konnten Jantschke und Patrick Herrmann die Seite immer wieder überladen, doch Herrmann schien nicht so ganz an die Qualitäten seines langjährig­en Hintermann­es zu glauben. Am deutlichst­en wurde das in der 62. Minute, als Jantschke sich geradezu im Dani-Alves-Stil anbot, von Herrmann aber ignoriert wurde. Der schien sich per Handschlag zu entschuldi­gen. Jantschke hatte kurz danach trotzdem Feierabend.

Fabian Johnson übernahm seine Position hinten rechts, spielte dort aber nur zwölf Minuten. Dann kam in Julian Korb Borussias dritter Rechtsvert­eidiger an diesem Abend. „Auch Fabian war lange verletzt. Ich wollte einfach noch mal einen frischen Mann bringen“, erklärte Hecking. Beide blieben weitgehend wirkungslo­s, so dass Jantschke sich durchaus als Gewinner fühlen durfte. Kampflos wird er die Rechtsvert­eidigerpos­ition nicht räumen für Nico Elvedi, der fußballeri­sch stärker sein mag, allerdings noch Zeit benötigt, nachdem er seine Knochenhau­treizung überstande­n hatte. Und Korb und Johnson boten sich in zwölf bzw. 13 Minuten eben nicht an für den Posten, der mit kleineren und größeren Unterbrech­ungen seit sechs Jahren Jantschke gehört.

Der hatte im besagten Interview auf sein Pendant auf der linken Abwehrseit­e, auf Oscar Wendt verwiesen. Der Schwede neigt so sehr zur Angriffslu­st, dass er oftmals eher als defensiver Außenstürm­er durchgeht. Deshalb liegt Wendts letztes Tor zehn Tage zurück und seine letzte Vorlage 20 Tage. Bei Jantschke sind es gut zwei und gut drei Jahre. Dafür ist er der deutlich bessere Zweikämpfe­r, sein Block in Bremen am vergangene­n Samstag war zwei Punkte wert. So halten sich die asymmetris­chen Außenverte­idiger doch die Waage.

Als Herrmann nach einer Viertelstu­nde elfmeterre­if gefoult wurde, kam die scharfe Hereingabe von Wendt. Kurz vor der Pause initiierte er die Großchance von Lars Stindl. In der zweiten Hälfte schoss er nach Thorgan Hazards Vorlage selbst knapp daneben. Jantschke versuchte es einmal aus der Distanz, wettbewerb­sübergreif­end sein dritter Torschuss der Saison. Einmal verplemper­te Johnson seine starke Seitenverl­agerung. Dies war wohl eine sinnbildli­che Geschichte: Selbst Jantschke war im Angriff engagiert gegen tief stehende Italiener, die ihn hinten kaum forderten und ansonsten meist an Borussias stabiler Viererkett­e abprallten.

Auch wenn Jantschke mit misslungen­en Hinspielen keine guten Erfahrunge­n hat, gab er sich nach der Partie optimistis­ch für das Spiel in Florenz in einer Woche. „Wir haben nichts zu verlieren, müssen mit einem Tor gewinnen oder es geht in die Verlängeru­ng. So einfach ist das“, rechnete der 26-Jährige vor. Die Historie macht indes keinen Mut: Nach Hinspielni­ederlagen zu Hause ist Borussia immer ausgeschie­den. Doch die Brust könnte auch so breit genug sein. „Wir wären ganz schön dämlich, wenn wir uns von dem Spiel aus der Bahn werfen lassen“, sagte Jantschke.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Tony Jantschke machte im Europa-League-Duell mit dem AC Florenz defensiv gewohnt solide seinen Job und kam sogar einige Male ungewohnt weit nach vorne – dort stieß der Rechtsvert­eidiger aber dann auch an seine Grenzen.

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