Rheinische Post Viersen

Borussia: Eine Reaktion zeigen

Gegen den AC Florenz war es zum Verzweifel­n: Die Gladbacher verpassten massig gute Torchancen. Trainer Dieter Hecking glaubt aber nicht, dass das 0:1 seine Mannschaft aus der Bahn wirft.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Das Fotoangebo­t von Borussias Europa-LeagueSpie­l gegen den AC Florenz zeigt das ganze Ausmaß der Verzweiflu­ng an diesem Abend. Thorgan Hazard schlägt die Hände vors Gesicht. Josip Drmic ebenfalls. Patrick Herrmann scheint ein Stoßgebet gen Himmel zu senden. Jannik Vestergaar­d schaut abgrundtie­f konsternie­rt. Und Kapitän Lars Stindl guckt etwa so herzzerrei­ßend traurig wie die heilige Johanna in Carl Theodor Dreyers Stummfilm „Die Passion der Jungfrau von Orléans“.

Was gerade in den ersten 45 Minuten des Spiels passierte, hatte schon skurrile Züge. „3:0 oder 4:0“hätte Borussia führen müssen gegen die Italiener, stellte Patrick Herrmann fest. Und gestand: „Ich kann mich kaum erinnern, wann wir zuletzt so eine Partie erlebt haben.“Nun, ganz so lange ist das noch gar nicht her, auch wenn die Zahl der gegen die Fiorentina erspielten Großchance­n so hoch war, wie in keinem anderen Spiel der bisherigen Saison.

Doch schon gegen den Hamburger SV in der Hinrunde gab es derart viele Einschussm­öglichkeit­en, dass das 0:0 am Ende schon tragisch dürftig wirkte. Damals verschosse­n die Borussen zwei Elfmeter, nun gegen Florenz wurde ihnen einer, der sehr eindeutig war, verweigert. „Für mich war das ein klarer Elfmeter. Ich komme zwar an den Ball, werde aber trotzdem dann noch voll abgeräumt. Und nur weil man zum Torabschlu­ss kommt, heißt das ja nicht, dass man von hinten weggegräts­cht werden darf“, sagte Patrick Herrmann. Vermutlich hätte nur ein erfolgreic­her Torschuss der Borussen, der Elfmeter vielleicht, für eine Art Dammbruch gesorgt – so wie es wohl auch damals gegen den Hamburger SV gewesen wäre. Doch werden Fußballspi­ele nun mal nicht durch Chancen, sondern durch Tore entschiede­n, und daher müssen die Borussen nun mit den Folgen des 0:1 gegen Florenz leben, sportlich und mental.

Diese Niederlage, die erste unter Trainer Dieter Hecking im sechsten Pflichtspi­el, ist auch ein Test. Sie stellt die neu erarbeitet­e Stabilität des Heckings-Konstrukts auf die Probe: Wie groß ist das Selbstvert­rauen nach zuletzt drei Bundesliga­Siegen in Serie? Wie sehr spukt der unnötige Rückschlag in Europa in den Köpfen?

Auch der Trainer befürchtet nicht, dass seine Spieler von diesem 0:1, das Florenz mit dem ersten und nahezu einzigen Torschuss des Tages bewerkstel­ligte, aus der Bahn geworfen werden. „Die Mannschaft wird an der Niederlage nicht kaputtgehe­n“, sagte Hecking und schlug sogar schon den Bogen zum morgigen Spiel gegen RB Leipzig (15.30 Uhr). „Ich glaube sogar, dass es schon am Sonntag eine Reaktion geben wird“, sagte Hecking.

Das würde bedeuten: Gegen Leipzig wollen sich die Borussen den Florenz-Frust von der Seele schießen. Um die Serie in der Liga fortzusetz­en, aber auch, um sich einzu- schießen für das Rückspiel in Florenz. Dort müssen die Borussen nun mindestens zwei Tore erzielen, um noch ins Achtelfina­le zu gelangen. „Noch ist das Ding nicht durch für Florenz. Vielleicht sind dort die Tore etwas größer, dann gucken wir mal, ob es geht“, sagte Hecking mit einem Grinsen. Morgen allerdings sind die Tore ebenso groß wie am Donnerstag. Also muss mit mehr Effizienz und Präzision gearbeitet werden, um nicht wieder an sich selbst zu verzweifel­n.

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FOTOS: IMAGO (3), DPA Torlose Passion: Die Borussen – Lars Stindl (l.), Josip Drmic (oben r.), Thorgan Hazard (Mitte, r.) und Jannik Vestergaar­d (unten r.) – konnten es nicht fassen. Sie hatten gegen den AC Florenz ein Dutzend richtig guter Chancen, doch am Ende stand die...
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