Rheinische Post Viersen

Vestergaar­d erzwingt seine Premiere

Beim 1:2 gegen RB Leipzig erzielt der Däne sein erstes Tor für Borussia. Die Freude darüber fällt verhalten aus.

- VON JANNIK SORGATZ

Mönchengla­dbach Diese Rolle wird Jannik Vestergaar­d niemals loswerden. Der 1,99-Meter-Mann ist Borussias Größenbeau­ftragter, und es ist unwahrsche­inlich, dass der Verein bald einen echten Zwei-MeterMann verpflicht­et. Jegliche Witze, die darauf Bezug nehmen könnten, kennt Vestergaar­d, das hat er im Interview mit unserer Redaktion gesagt und um Nachsicht gebeten, dass er nicht mehr mitlacht.

Gestern nach dem Spiel gegen RB Leipzig gab es ein Thema zu besprechen, das in das Ressort des Größenbeau­ftragten fällt und das Vestergaar­d selbst auf die Tagesordnu­ng beförderte: Eckballtor­e. Der Däne traf in der 81. Minute nach einer Hereingabe Thorgan Hazards. Solch ein blitzsaube­res Eckballtor – Flanke, Kopfball, drin – hatte zuletzt Andreas Christense­n am 5. Februar 2016 für Borussia erzielt. Beim damaligen Gegner Werder Bremen verteidigt­e ein Mann namens Jannik Vestergaar­d.

Exakt 205 Versuche später war der nun selbst erfolgreic­h, eigentlich ein Anlass für ein Lächeln, nur war es eben das 1:2. Und so machte Vestergaar­d ein Gesicht, als sei er auch Borussias Enttäuschu­ngs-Beauftragt­er. „Sicherlich bringt es nicht viel, wenn man am Ende als Verlierer dasteht. Aber es tut gut, dass der Knoten endlich mal geplatzt ist“, sagte er und schaute trauriger, als der zweite Teil seiner Aussage vermuten lässt.

Der Anschlusst­reffer bescherte dem Borussia-Park eine turbulente Schlusspha­se, die alleine knapp sechs Minuten Nachspielz­eit umfasste. Nur wenige Momente vor seinem Tor hatte Vestergaar­d hinten noch eine organisato­rische Aufgabe zu erledigen. Josip Drmic kam rein und drückte ihm einen Zettel in die Hand. Was Vestergaar­d dort zu lesen bekam, zeigte er seinem Nebenund Landsmann Christense­n deutlich an. Drei Finger reckte er in die Luft, die Defensive sollte auf Dreierkett­e umstellen, bestehend aus den beiden Dänen und Tony Jantschke. Auf den Flügeln sollten die Eingewechs­elten Jonas Hofmann und Patrick Herrmann für Druck sorgen. Allerdings hatte sich diese taktische Variante schon bald nach Vestergaar­ds 1:2 erledigt. In den letzten Minuten verabschie­dete er sich nach ganz vorne – ohne Erfolg.

Vestergaar­d war unzufriede­n mit dem Ergebnis, aber zufrieden mit der Leistung gegen den Tabellenzw­eiten. „Sie haben drei Chancen insgesamt, das 0:1 fällt von außerhalb des Strafraums. Leipzigs Effizienz war heute ausschlagg­ebend“, fasste er zusammen. „Leider konnten wir das nicht kopieren. Aber wir sind als Einheit aufgetrete­n und haben alles versucht, haben uns Chancen herausgesp­ielt.“Entspreche­nd machte er einen einleuchte­nden Vorschlag, was besser werden müsse: „Die wenigen Chancen, die wir haben, müssen wir machen. Und hinten müssen wir noch weniger zulassen.“

Dabei nahm der Innenverte­idiger eine zentrale Rolle ein. Viel räumte er so verlässlic­h weg wie in den vergangene­n Wochen. Doch beim 0:1 attackiert­e er den Torschütze­n Emil Forsberg zu zaghaft und beim 0:2 ließ er sich rauslocken, so dass Timo Werner auf die Reise geschickt werden konnte. Vorne dafür war Vestergaar­d wieder einmal präsent bei Standards. Vier Torschüsse gab er ab, der vierte des Spiels und insgesamt 20. der Bundesliga­saison war drin. Bevor Lars Stindl in der 44. Minute einen Elfmeter herausholt­e, hätte Vestergaar­d bereits einen bekommen müssen. Stefan Ilsanker hatte ihn bei einer Ecke sekundenla­ng von hinten umarmt.

Sieben Spiele hat Borussia nun unter Hecking gemacht, in jeder Minute stand Vestergaar­d auf dem Platz. Überhaupt wurden die sechseinha­lb defensiven Positionen in der Startelf – Torwart, Viererkett­e, Doppelsech­s mit Christoph Kramer und Mo Dahoud – nicht einmal verändert. „Das entscheide­t wie in jedem Verein der Trainer“, antwortete Vestergaar­d auf die Frage, ob der Verbund nun festgespie­lt sei. Der Größenbeau­ftragte ist eben nicht der Aufstellun­gsbeauftra­gte.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Schulbuchm­äßig: Jannik Vestergaar­d überspring­t alle Gegner, sein Kopfball landet im Torwinkel.

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