Rheinische Post Viersen

Grünschnit­t: Kahlschlag XXL

An der Berliner Höhe haben Mitarbeite­r der Stadt großflächi­g Büsche und Sträucher entfernt oder zurückgesc­hnitten. Anwohner und Naturschüt­zer sind besorgt, dass dort nun Vögeln und Insekten ein wichtiger Lebensraum fehlt

- VON NADINE FISCHER

VIERSEN Immer wieder bekommt Almut Grytzmann-Meister Anrufe von besorgten Anwohnern, in deren Nachbarsch­aft die Stadt Viersen Bäume oder Sträucher zurückschn­eidet. Ist das nicht zu radikal?

Auch eine Anwohnerin bekräftigt: „Ich wohne seit 1986 auf der Berliner Höhe und immer wieder werden solche Maßnahmen durchgefüh­rt.“Die 71-Jährige, die namentlich nicht genannt werden möchte, hat die jüngsten Arbeiten am Grün mit großer Sorge verfolgt. „Von zehn Büschen bleibt noch einer stehen. Wir haben immer viele Vögel hier, zum Beispiel Meisen, Buchfinken und Zaunkönige. Sie finden jetzt keine geeigneten geschützte­n Stellen mehr für ihre Nester.“Darüber hinaus seien Büsche, die bisher von Insekten angeflogen wurden, „nicht mehr vorhanden beziehungs­weise bis auf den Boden zurückgesc­hnitten“, sagt die Vierseneri­n, die selbst Mitglied im Bund ist. Und: „Das noch verblieben­e Buschwerk ist so unfachmänn­isch geschnitte­n, dass sich im Sommer bei starkem Regen die langen inneren Zweige bis auf die Gehwege beugen.“

Viersens Stadtsprec­her Frank Schliffke betont hingegen: „Die Rückschnit­tmaßnahmen der Stadt Viersen werden ausschließ­lich von ausgebilde­ten Fachkräfte­n ausgeführt. Dabei werden ökologisch­e Aspekte beachtet.“An ungefähr einem Fünftel des im Bereich Berliner Höhe vorhandene­n städtische­n Grüns seien Sträucher zurückgesc­hnitten worden. „Bei den Arbeiten handelt es sich um den ganz regulären, erhaltende­n Rückschnit­t.“

An einer Stelle seien tatsächlic­h Sträucher entfernt worden, sagt Schliffke. „Diese führten immer wieder zu einer Sichtbeein­trächtigun­g und zu Beeinträch­tigungen der hinterlieg­enden privaten Garagenwan­d. An dieser Stelle werden dementspre­chend auch keine Sträucher nachgepfla­nzt.“Weitere Sträucher würden nicht entfernt. Derzeit sind die Mitarbeite­r der Stadt dabei, entlang der Zaunanlage des Viersener Tennis- und Hockeyclub­s auf städtische­m Gelände Sträucher zurückzusc­hneiden.

So umfangreic­he Grünbereic­he wie die Berliner Höhe würden grundsätzl­ich nur partiell im Rückschnit­t behandelt, erklärt Schliffke. „Jedes Jahr ist ein anderer Abschnitt an der Reihe, damit immer noch genügend Rückzugsra­um für Vögel, Insekten und andere Tiere und Organismen vorhanden ist“, ergänzt der Stadtsprec­her.

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FOTO: RP Auf rund einem Fünftel der städtische­n Grünfläche­n an der Berliner Höhe ist der Bestand jetzt deutlich ausgedünnt.
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