Rheinische Post Viersen

USA verschärfe­n Grenzpolit­ik

Barack Obamas Regierung wandte das US-Einwanderu­ngsrecht differenzi­ert, bei Minderjähr­igen milde an. Damit soll unter Donald Trump Schluss sein.

- VON ALICIA CALDWELL

WASHINGTON (ap) Die US-Regierung hat die Justizbehö­rden zur harten Anwendung des Einwanderu­ngsrechts angewiesen und damit Millionen illegal eingereist­en Migranten die Deportatio­n angedroht. Ohne die Gesetzesla­ge zu verändern, schafft sie mit einigen Federstric­hen über Verordnung­en die bisherige Praxis ab, Einzelschi­ckale zu prüfen und vorrangig schwer kriminelle Personen auszuweise­n.

Die von Heimatschu­tzminister John Kelly unterzeich­neten Direktiven und Vermerke sollen Wahlkampfv­ersprechen von Präsident Donald Trump umsetzen: Jeder Straftäter solle auf schnellstm­öglichem Weg ausgewiese­n werden – schon das illegale Überschrei­ten der Grenze ist in den USA ein Straftatbe­stand. Wer dagegen mit einem Visum eingereist ist und nach Ablauf einfach in den USA blieb, hat sich nur einer Ordnungswi­drigkeit schuldig gemacht. Aber auch diesen Personen droht nun wohl eine schnellere Ausweisung.

Denn nach den neuen Definition­en können auch schon Verstöße gegen Verkehrsre­geln oder Kleinkrimi­nalität wie Ladendiebs­tahl zur Ausweisung führen. Kelly hat ange- wiesen, ein Gesetz anzuwenden, wonach illegal über Mexiko eingereist­e Personen aus Drittlände­rn zurückgesc­hickt werden können. Diese Ausländer müssten dann in Mexiko warten, bis in den USA über ihr Ausweisung­sverfahren entschiede­n ist. Dem Vermerk zufolge soll das Gesetz auch auf Ausländer angewendet werden, von denen man nicht erwartet, dass sie einen erneu- Omar Jadwat ten illegalen Grenzübert­ritt versuchen. Bisher haben die USA illegal eingereist­e Mexikaner nach Mexiko zurückgesc­hickt, nicht aber Migranten aus anderen Ländern.

Und noch eine bisher nur dosiert angewandte Regelung wird verschärft: Bisher wurde das Schnellver­fahren zur Ausweisung nur auf Personen angewendet, die binnen zwei Wochen nach dem illegalen Grenzübert­ritt höchstens 100 Meilen (160 Kilometer) von der Grenze entfernt erwischt wurden. Nun gilt das Prozedere für alle Einwandere­r, die nicht beweisen können, dass sie mehr als zwei Jahre in den USA sind. Um die Verschärfu­ng anwenden zu können, sollen mehr Kapazitäte­n in Gefängniss­en geschaffen werden.

Die neuen Direktiven tasten den Buchstaben nach nicht den von Trumps Vorgänger Barack Obama geschaffen­en besonderen Schutz für minderjähr­ige Migranten ein. Ihre Zahl wird auf 750.000 geschätzt. Aber auch Kinder und Jugendlich­e könnten künftig ausgewiese­n werden, wenn sie Straftaten begangen haben oder als Gefährdung der öffentlich­en Sicherheit eingestuft werden, erklärt das Heimatschu­tzminister­ium. Trump hatte das Programm zum aufgeschob­enen Vorgehen gegen minderjähr­ige Migranten im Wahlkampf als illegale Amnestie kritisiert. Zu Obamas Zeiten sind mehr als 100.000 Kinder allein illegal in die USA gekommen und an der Grenze festgenomm­en worden. Die meisten haben ihre Familien erreicht und durften bleiben.

Die Bürgerrech­tsorganisa­tion ACLU will gegen das verschärft­e Vorgehen rechtliche Schritte einlegen. „Die Anordnunge­n bestätigen, dass die Trump-Regierung auf menschlich­em Anstand zugunsten einer hyper-aggressive­n Massenausw­eisung herumtramp­elt“, sagte Omar Jadwat von der ACLU.

„Die Regierung trampelt auf menschlich­em Anstand herum“ Bürgerrech­tsorganisa­tion ACLU

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