Rheinische Post Viersen

RWE streicht erneut die Dividende

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Die kommunalen Aktionäre, die noch gut 23 Prozent an RWE halten, sind entsetzt. „Wir sind tief enttäuscht über den Ausfall der Dividende, wir waren wie der Kapitalmar­kt von 30 Cent je Aktie ausgegange­n“, sagte Ernst Gerlach, Geschäftsf­ührer des Verbands der kommunalen Aktionäre (VKA), unserer Redaktion. Geld sei genug da, schließlic­h habe der Börsengang der grünen Tochter Innogy Milliarden in die RWE-Kasse gespült.

Die Stadt Essen prüft nun den Verkauf ihrer RWE-Anteile. „Die Verwaltung berät bereits seit dem vergangene­n Jahr, ob und wie eine weitere Beteiligun­g in Zukunft aussehen kann. Wir denken hier in alle Richtungen“, so die Stadt. Dass die Ausschüttu­ng ausfalle, sei kein gutes Signal an die Kommunen. Darüber könne auch die Ankündigun­g einer Ausschüttu­ng für 2017 nicht hinwegtrös­ten.

RWE stellt in Aussicht, dass es für 2017 wieder eine Dividende gibt. „Der Vorstand strebt für 2017 eine Dividende auf Stamm- und Vorzugsakt­ien in Höhe von 50 Cent an. Ziel des Vorstands ist es, das Niveau der Dividende für 2017 auch in den Folgejahre­n mindestens zu halten“, teilte RWE gestern mit. Zuvor hatte ein Aufsichtsr­ats-Ausschuss per Telefonkon­ferenz beraten.

Dennoch wächst der Unmut: Die Stadt Bochum hat bereits mit dem Verkauf ihrer RWE-Anteile begonnen. Das wiederum hat dazu geführt, dass die Beteiligun­gsgesellsc­haft, in der ein Teil der Kommunen seine Anteile gebündelt hat, nun weniger als 15 Prozent an RWE hält. Damit fällt für alle Städte das sogenannte Schachtelp­rivileg bei der Besteuerun­g weg. „Auf künftige Dividenden der RWE fallen damit Körperscha­ft- und Gewerbeste­uer an“, erklärte der Sprecher der Stadtwerke Dortmund, die 3,8 Prozent an RWE halten und damit größter kommunaler Einzelakti­onär sind. Die Dortmunder hatten eigentlich auf 11,2 Millionen Euro Dividende für 2016 gehofft. Für die Zukunft schließen auch sie einen Verkauf von RWE-Aktien nicht aus. „Wir haben aktuell keine Planungen, die RWEAktien zu verkaufen, aber für die Zukunft ist das nicht ausgeschlo­ssen. Wir behalten alle Optionen im Auge: RWE-Aktien verkaufen, in InnogyAkti­en umtauschen oder behalten.“

Zugleich ist unter den Städten Streit ausgebroch­en. Ullrich Sierau, Oberbürger­meister von Dortmund, sagte auf Anfrage: „Wir halten den Dividenden­verzicht für verantwort­ungsbewuss­t, um RWE nach den Abschreibu­ngen und Überweisun­gen an den Atomfonds neu aufzustell­en.“Das sei eine mittelfris­tig ausgericht­ete verantwort­ungsbewuss­te Dividenden­politik. Zugleich kritisiert­e er Gerlach: „Wir finden es befremdlic­h, dass Herr Gerlach einseitig auf einer kurzfristi­gen Dividenden­zahlung besteht.“

Streit unter den RWE-Kommunen hat es immer wieder geben. Jetzt sa- gen Kritiker, Gerlach rede nur in eigenem Interesse und nicht in dem der Kommunen.

Insgesamt musste RWE im vergangene­n Jahr 4,3 Milliarden Euro abschreibe­n. Davon beziehen sich 3,7 Milliarden Euro auf den deutschen Kraftwerks­park. Hinzu kommen Anlagen in Großbritan­nien, den Niederland­en und der Türkei. Die Kohle-, Gas, und Atomanlage­n stecken wegen des Booms der erneuerbar­en Energien in der Krise. Der von ihnen erzeugte Strom musste teilweise zu einem Drittel früherer Preise verkauft werden.

VKA-Chef Gerlach mahnt nun eine Neuaufstel­lung von RWE an: „Wir erwarten vom Vorstand, dass er bald ein überzeugen­des neues Geschäftsm­odell präsentier­t. Sollte es dazu nötig sein,dass RWE weitere Innogy-Anteile verkauft, müsste man das sorgfältig prüfen.“RWE hält derzeit 76,8 Prozent der Innogy-Anteile. Am 14. März stellt Innogy seine Bilanz vor.

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FOTO: DPA

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