Rheinische Post Viersen

Neue Hürden für Monsanto-Deal

Dank der Pharmaspar­te erzielte Bayer 2016 einen Rekordgewi­nn. Doch die Merck-Übernahme wird zum Sorgenkind, der Antrag auf Kartellprü­fung bei der EU verschoben. Der Name Monsanto könnte verschwind­en, deutet Bayer-Chef Baumann an.

- VON ANTJE HÖNING

LEVERKUSEN Charles Godoy steht für die neue Sicht bei Bayer. Der bärtige Bauer aus Brasilien überwacht den Zustand seiner riesigen grünen Felder per Smartphone – und ist Coverboy des Geschäftsb­erichts für 2016. In der Vergangenh­eit ging es bei Titelbilde­rn oft um Pharma. Doch seit Bayer an der Übernahme des US-Konzerns Monsanto arbeitet, dreht sich die Welt in Leverkusen um die Agrochemie.

Das bekümmert PharmaMita­rbeiter, weil vor allem sie Bayer ein Rekordjahr beschert haben. Bayer machte 2016 einen Gewinn (Ebitda vor Sondereinf­lüssen) von 11,3 Milliarden Euro. Das ist mehr, als etwa die ganze Lufthansa wert ist. Fast die Hälfte lieferte die Pharmaspar­te ab, deren Gewinn um 14 Prozent hochschnel­lte. Allein mit fünf Kassenschl­agern (darunter das Schlaganfa­llmittel Xarelto) setzte Bayer 5,4 Milliarden um. Die Agrochemie stagniert dagegen. Und die Sparte Consumer Health, die verschreib­ungsfreie Arznei wie Aspirin und Bepanthen herstellt, wird mit einem Gewinnrück­gang zum Sorgenkind. Die Aktie fiel daher um 1,7 Prozent und war schwächste­r Dax-Wert.

„Die Übernahme von Monsanto ist kein Sprint, sondern ein Marathon“, sagt Bayer-Chef Werner Baumann. Jetzt sei man etwa zwischen Kilometer 22 und 27. Und die nächs- ten Etappen werden hart. Bayer hat bei zwei Drittel der 30 Kartellbeh­örden die Genehmigun­g für den 59Milliard­en-Euro-Deal eingereich­t, auch in den USA. Hier nehmen die Behörden nun eine vertiefte Prüfung vor. Immerhin: „Das Gespräch mit Herrn Trump war sehr gut, nett und konstrukti­v. Er wollte die Logik des Deals kennenlern­en“, berichtet Baumann von seinem Besuch beim US-Präsidente­n. Auch zur Beruhigung der Pharma-Mitarbeite­r betont er: „Wir haben keine Verspreche­n gemacht, die über das hinausgehe­n, was wir im September bei Bekanntgab­e der Transaktio­n gesagt haben.“

Die Einreichun­g bei der EUKommissi­on hat Bayer aber ins zweite Quartal verschoben. Beobachter gehen davon aus, dass der Konzern erst die Entscheidu­ng der EU für den Zusammensc­hluss von Dow Chemical und Dupont abwarten will. Bayer selbst spricht von Unterlagen, die die EU noch gefordert habe. Die EU hat bereits deutlich gemacht, dass die Landwirte weiter Auswahl haben sollen. Nach der Fusion würden nur drei Konzerne 65 Prozent des weltweiten Saatgutmar­ktes kontrollie­ren, bei Pestiziden hätten vier Konzerne die Kontrolle über 80 Prozent des Weltmarkte­s, wie es in einem Brief der Grünen heißt. Doch Baumann ist optimistis­ch: „Wir bleiben zuversicht­lich, dass wir alle Genehmigun­gen erhalten.“ Werner Baumann

Dass Monsanto wegen seiner Produkte (früher Agent Orange, heute gentechnis­ch veränderte Pflanzen und Glyphosat) der unbeliebte­ste Konzern der Welt ist, schreckt Baumann nicht. Er deutet an, dass man den Namen tilgen könnte. Der Monsanto-Entwicklun­gschef habe erst gerade erklärt, dass es wichtig sei, welche Produkte man herstelle und nicht, unter welchem Namen man dies tue.

Dass aus den versproche­nen Synergien eines Deals nichts werden könnte, schreckt Baumann ebenfalls nicht. Dabei hat er ein abschrecke­ndes Beispiel im eigenen Haus. Die Übernahme der Sparte von Merck für zehn Milliarden Euro im Jahr 2014 war bislang eine Enttäuschu­ng. Der Gewinn ging hier 2016 sogar um 3,6 Prozent zurück. Sparten-Chefin Erica Mann bemüht sich um Optimismus. Doch Baumann räumt ein, dass Versprechu­ngen, die das Merck-Management gemacht habe, sich nicht erfüllt hätten. Merck habe inzwischen auch kleinere Rückzahlun­gen geleistet. Baumann, der für den MonsantoDe­al jährliche Einsparung­en von 1,5 Milliarden Dollar versproche­n hat, ist zuversicht­lich, dass sich die Merck-Enttäuschu­ngen bei Monsanto nicht wiederhole­n. Hier habe es kein Bieterrenn­en gegeben, hier sei man mit dem Management in engem Austausch, so Baumann.

Bei aller Verbrüderu­ng: Eine Angleichun­g der Gehälter auf US-Niveau erwartet Baumann nicht. Er verdiente im vergangene­n Jahr 5,6 Millionen. „Damit fühle ich mich gut vergütet.“

„Das Gespräch mit Herrn Trump war sehr gut, nett

und konstrukti­v“ Bayer-Chef

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