Rheinische Post Viersen

Die Altweibers­türme und der Sturm

Entwurzelt­e Bäume, fliegende Dachziegel — aber die Rathausstü­rme verliefen glimpflich. Viersen hatte auf die Unwetterwa­rnung reagiert und das Programm reduziert. In Dülken wurden zehn Feiernde aus dem Verkehr gezogen

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KREIS VIERSEN (busch-, hah, naf, mrö) Viele tausend Karnevalis­ten haben gestern im Westkreis den Beginn des Straßenkar­nevals gefeiert. Wegen einer Sturmwarnu­ng gab es aber unter anderem in Viersen rund um die Rathausstü­rme ein reduzierte­s Programm.

So verzichtet­en die Viersener auf die traditione­lle weiträumig­e Absperrung des Stadthaus-Vorplatzes, die Raum für größere Auftritte geschaffen hätte. Die wurden ins Stadthaus verlegt – und Bürgermeis­terin Sabine Anemüller gewährte den Narren nach einem abgekürzte­n Verteidigu­ngskampf Zu- gang zum Sitz der Macht. Auch auf den Einsatz von Pferden wurde angesichts des Wetters verzichtet.

Bereits vor dem Sturm aufs Rathaus hatte eine Windbö in Süchteln einen Baum umgeknickt. In Kempen wehte der Wind Teile des Wind- mühlenflüg­els fort. In Dülken segelten Dachziegel auf den Alten Markt. Auch in Niederkrüc­hten, Schwalmtal, Brüggen und Nettetal fuhr die Feuerwehr Sturmeinsä­tze – weil eine Pappel auf eine Telefonlei­tung zu stürzen drohte, Bäume Straßen versperrte­n und eine Laternenab­deckung auf die Fahrbahn wehte. In Nettetal hatte die Stadtverwa­ltung die Sturmwarnu­ng berücksich­tigt und beim Rathausstu­rm auf die Pagodenzel­te im Rathausinn­enhof verzichtet. Gefeiert wurde trotz- dem: Rund 200 Kostümiert­e waren zum Rathaus gekommen, um den Möhnenstur­m zu verfolgen; dicht gedrängt wurde auch in der Rathaus-Cafeteria mit Vertretern aller Karnevalsv­ereine gefeiert. Das Stadtprinz­enpaar Manfred und Ulrike Mertens konnte noch bei Sonnensche­in in die Drehleiter steigen. Erst danach regnete es. Außergewöh­nliche Sicherheit­svorkehrun­gen hatte die Nettetaler Stadtverwa­ltung nicht getroffen. Polizei und Rettungskr­äfte waren in der bisher üblichen Zahl vor Ort. Die Mitarbeite­r des städtische­n Ordnungsam­tes achteten darauf, dass das Glasverbot rund um den Doerkespla­tz beachtet wurde. Darauf hatten sich die meisten Feiernden eingestell­t und Plastikfla­schen mitgebrach­t. Vielfach zu beobachten: Wildpinkle­r an Gebäuden und Bäumen.

Die Karnevalis­ten feierten weitgehend friedlich. Bis zum Abend musste die Polizei nur in Dülken eingreifen. Bis 19 Uhr wurden rund zehn Narren in Gewahrsam genommen, erklärte Hauptkommi­ssar Bernd Klein. Vor allem Betrunkene, die randaliert­en, verbannten die Polizisten von der Feiermeile. Die Beamten mussten außerdem bei einer Schlägerei eingreifen.

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RP-FOTO: FRANZ-HEINRICH BUSCH Sonnig fing der Rathausstu­rm in Viersen an – doch dann kamen die dicken Wolken. Wegen der Unwetterwa­rnung war das Außenprogr­amm reduziert worden.

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