Rheinische Post Viersen

Rathauszus­ammenbruch­s Schwarze Wiever kommen — Wagner hisst weiße Flagge

- VON DER DOLLEN DANI

WINDBEUTEL­SHAUSEN Da hatte sich Bürgermeis­ter Christian Wagner ja einen schönen Freund ausgesucht: Wähnte er doch den Rathauschl­üssel sicher bei Manfred I. Doch kaum wurde dieser der schwarzen, nach Macht dürstenden Möhnenscha­r gewahr, vergaß er die bürgermeis­terliche Freundscha­ft und paktierte mit den jecken Wievern. Den Schlüssel aus der Hand eines Mannes? Geht, entschiede­n die Möhnen. Hatten sie sich zuvor doch schon Helfer bei der Freiwillig­en Feuerwehr gesucht: Über die Drehleiter enterten sie in bester Piratenman­ie, bewaffnet mit Schirmen und Staubwedel­n.

Heftiger Jubel nicht nur der am Boden verblieben­en Möhnen, sondern auch der Feierlusti­gen jeden Alters begleitete die erfolgreic­he Machtübern­ahme. Bürgermeis­ter Wagner erkannte seine Machtlosig­keit angesichts schwarzen Sturms und hisste die weiße Flagge.

Gut gelaunt feierten Abordnunge­n aller Karnevalsv­ereine und die Kinderprin­zen(paare) weiter mit Froschköni­gin, FBi-Kräften und plüschigen Tiere. Auch der eine oder andere Scheich wurde gesichtet, allerdings ohne Picknick-Absicht. Dafür reichte das Angebot in der Rathaus-Cafeteria.

Stadtprinz Manfred I. und Ihre Lieblichke­it Ulrike konnten bei royalblaue­m Himmel und Sonnensche­in abheben und die Aussicht aus der Drehleiter genießen. Den gesamten Rathausstu­rm moderierte Ullrich Clancett. Er freute sich, dass das „Prinzenpaa­r die Sonne mitgebrach­t hat“. Erst gegen 17 Uhr kamen dunkle Regenwolke­n auf – passend zu den Plänen, die der entmachtet­e Bürgermeis­ter schmieden soll. Am Mittwoch, so heißt es, will er sich die Macht zurückhole­n. erhielt als Zeichen der Macht den Rathaussch­lüssel. Sie schnitt beim Bürgermeis­ter nur den unteren Teil des Schlipses ab. Gellen hatte seinen Schlips noch für andere Möhnen proportion­iert. „Das ist mein erster Rathausstu­rm, obwohl ich ein Kölsches Mädchen mit“, sagte die 46-jährige Obermöhne, Mutter einer Tochter. Sie hatte sich von erfahrenen Möhnen zum Mitmachen überreden lassen. Eine der jüngsten Möhnen war die 23-jährige Dunja Jakubeit an der Seite ihrer 54-jährigen Mutter Christine: „Wir machen das erste Mal als Alte mit und das von Anfang an.“Zehn Frauen aus Oebel hatten ihre Freud‘. „Die Elfte ist uns abhandenge­kommen“, meinte Hildegard Vogt schmunzeln­d. Im Rathaus wurde es eng: Alle tanzten, sangen und schunkelte­n gemeinsam. Brüggens Prinzessin Julia I. ließ die Möhnen beim Rathausstu­rm in Stich: „Ich musste Kamelle werfen.“Fast 200 Kinder der Kreuzherre­nschule Brüggen machten mit beim kleinen Veedelszoc­h. Sie holten gemeinsam mit der Brüggener KG, der Oebeler KG und Burggarde Brüggen die gestärkten Möhnen nach dem Frühstück von der Klimp ab. Die Spielmanns­züge, das Tamboursco­rps Bracht und Schaag-Kindt, begleitete­n den Zug durch den Ort bis zum Kreuzherre­nplatz, der richtig voll wurde.

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