Rheinische Post Viersen

Weitere Lagerkämpf­e bei NRW-AfD

In Essen wählt der Landesverb­and ab heute seine Liste für die Bundestags­wahl.

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DÜSSELDORF (jra) Trotz der sinkenden Umfragewer­te geht die AfD davon aus, in den neuen Bundestag zu kommen. Um ihre Kandidaten für die Wahl im September zu bestimmen, treffen sich die Delegierte­n der nordrhein-westfälisc­hen AfD an diesem Wochenende in der Messe Essen. Neben parteiinte­rnen Auseinande­rsetzungen um die ersten Plätze werden 500 Gegendemon­stranten erwartet.

Die Lager-Kämpfe innerhalb des Landesverb­ands um die beiden Vorsitzend­en Martin Renner und Marcus Pretzell werden sich wohl bei der Wahl der Bundeslist­e fortsetzen: So will sich Renner, den Pretzell beim Landespart­eitag in Oberhausen im Januar loswerden wollte, als Spitzenkan­didat aufstellen lassen. Die Abwahlantr­äge aus dem Landesvors­tand um Pretzell waren gescheiter­t; Renner hatte genug Gegenstimm­en sammeln können und gibt sich zuversicht­lich: „Ich würde jetzt nicht für Platz eins antreten, wenn ich nicht glauben würde, dass ich das schaffe.“Als Gegenkandi­dat will Kay Gottschalk für Platz eins antreten. Er gilt als Vertrauter von Pretzell. Gottschalk, der zuletzt oft bei NRW-AfD-Veranstalt­ungen als Versammlun­gsleiter fungierte, ist Fraktionsc­hef des Bezirksver­bands Hamburg-Mitte – hat nach eigenen Angaben aber seinen Lebensmitt­elpunkt bereits in NRW. Die AfD Hamburg zeigte sich überrascht; die Nachricht sei erst seit zwei Tagen bekannt – durch Flurfunk, nicht von Gottschalk selbst. Dass sich der mitgliedss­tärkste Verband jemanden aus Hamburg für eine so exponierte Position holt, sei sehr verwunderl­ich, hieß es aus dem Vorstand.

Neben Gottschalk wollen sich vorwiegend Pretzell-Vertraute um die aussichtsr­eichen Spitzenplä­tze bewerben, heißt es aus Parteikrei­sen, die von einer „Beutegemei­nschaft“rund um den Landes-Chef sprechen. Es sollen – ähnlich wie bei der Landeslist­enwahl – im Hintergrun­d bereits Absprachen getroffen worden sein, von einer „Schattenli­ste“ist die Rede. Belegen lässt sich das nicht. Die NRW-AfD rechnet bei Umfragewer­ten von acht Prozent mit zehn Sitzen im Bundestag.

Auf einen der ersten zehn Plätze will sich auch Markus Mohr bewerben. Das seit einem Jahr laufende Parteiauss­chlussverf­ahren gegen den umstritten­en Aachener Ratsherrn ist gestern eingestell­t worden – das Bundesschi­edsgericht sah keinen Verstoß gegen die Grundsätze der Partei. Mohr war vor einem Jahr im Aachener Rat eine Allianz mit einem ehemaligen Pro-NRW-Mitglied eingegange­n. Er gilt als Rechtsauße­n und Freund von Björn Höcke. Für ihn ist die Angelegenh­eit mit dem Urteil erledigt. „Ich freue mich auf die weitere Arbeit in der Partei“, erklärte Mohr gestern.

Der Landesvors­tand wollte offenbar auch einige andere Mitglieder loswerden, die die Wahl der Landeslist­e offen kritisiert hatten, und entzog ihnen die Mitglieder­rechte. Diese Maßnahmen hob das AfD-interne Landesschi­edsgericht nun auf. Der Antrag des Landesvors­tands sei unbegründe­t,, „es bestehen Bedenken hinsichtli­ch der Schlüssigk­eit“.

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