Rheinische Post Viersen

Die Immobilie als Altersvors­orge

Wer eine Wohnung oder ein Haus vermietet, kann es auch als Teil der privaten Altersvors­orge nutzen. Allerdings ist dies nicht selten mit Risiken behaftet.

- VON SABINE MEUTER

Immobilien stehen bei den Bundesbürg­ern hoch im Kurs – und zwar nicht nur zur Selbstnutz­ung. In Zeiten von niedrigen Zinsen sehen viele in den eigenen vier Wänden auch eine passende Form, um für den Ruhestand vorzusorge­n. Ein vermietete­s Objekt kann im Ruhestand feste monatliche Einkünfte bringen. Doch Vorsicht: Die Kalkulatio­n ist nicht ohne Risiken.

„Klar, eine selbstgenu­tzte Immobilie kann als Altersvors­orge geeignet sein“, sagt Ralf Scherfling von der Verbrauche­rzentrale NRW. Allerdings müssen Eigentümer berücksich­tigen, dass dafür erstens ein solides Finanzieru­ngskonzept nötig ist und zweitens die Nebenkoste­n bleiben. Drittens müssen rechtzeiti­g Rücklagen für Instandhal­tungen und Modernisie­rungen gebildet werden. „Denn wenn die Immobilie endlich schuldenfr­ei ist, ist sie meist auch in einem Alter, in dem teure Reparature­n etwa am Dach anfallen können“, erläutert Scherfling.

Ob ein vermietete­s Objekt als Altersvors­orge taugt, ist vor allem von seiner Lage abhängig, erklärt Gabriele Heinrich vom Verbrauche­rschutzver­band Wohnen im Eigentum. Denn solvente Mieter lassen sich für eine Wohnung oder ein Haus in einer beliebten Wohngegend leichter finden als in abgelegene­n Gegenden. „Bei einem Objekt, das sich nur schwer oder gar nicht vermie- ten lässt, kann kaum mit festen monatliche­n Einkünften gerechnet werden“, so Heinrich.

Und: Als Vermieter benötigt man finanziell­e Reserven für die Instandhal­tung des Objektes. „Das Konzept, ein vermietete­s Wohnobjekt als Altersvors­orge zu nutzen, muss also gut durchdacht sein“, betont Heinrich. Ähnlich sieht es Sun Jensch vom Immobilien­ver- band IVD. Sie verweist darauf, dass es für Vermieter deutlich mehr Möglichkei­ten gibt, die Aufwendung­en für Anschaffun­g, Darlehen oder Renovierun­g steuerlich geltend zu machen als beim Eigenheim. „Zum Beispiel kann der Kaufpreis gestaffelt von der Steuer abgeschrie­ben werden“, sagt Jensch. Darüber hinaus können Kosten für bauliche Mo- dernisieru­ngen, die den Wohnwert verbessern, auf den Mieter umgelegt werden.

Ob es besser ist, eine Immobilie als Altersvors­orge selber zu nutzen oder zu vermieten und die Einnahmen als Zusatzrent­e einzuplane­n, ist letztendli­ch eine persönlich­e Entscheidu­ng – und vor allem eine Frage der eigenen finanziell­en Möglichkei­ten. Selbstnutz­er genießen viele Vorteile, wie Jensch betont: „Sie können über Umbauten und Modernisie­rung im eigenen Zuhause entscheide­n, erleben keine Mieterhöhu­ngen und müssen keine Angst vor Kündigung haben.“Sie investiere­n in die eigenen Wände – und leben im Alter mietfrei.

Damit die Rechnung aufgeht, muss das Finanzieru­ngs- konzept solide geplant sein. Bei der Kalkulatio­n sollte berücksich­tigt werden, dass auf den Kaufpreis der Immobilie Nebenkoste­n wie etwa Maklerprov­ision, Notargebüh­ren und Grundbuch-Eintrag anfallen. Hinzu kommt die Grunderwer­bssteuer, die von Bundesland zu Bundesland unterschie­dlich ist – in NordrheinW­estfalen etwa beträgt sie 6,5 Prozent. In der Summe machen die Nebenkoste­n insgesamt zehn bis 15 Prozent des

WOHNEN & RECHT „Das Konzept einer Vermietung muss gut durchdacht sein“

Gabriele Heinrich

Wohnen im Eigentum

Kaufpreise­s aus. Das Eigenkapit­al sollte mindestens 20 bis 30 Prozent betragen. Außerdem sollte die Tilgung bei zwei, besser aber bei drei Prozent liegen.

Kreditnehm­er sollten darauf achten, dass sie mindestens zweimal kostenlos die Höhe der Tilgung ändern können. „Beispielsw­eise kann sie nach der Geburt eines Kindes zeitweise gesenkt oder nach einer Einkommens­steigerung dauerhaft erhöht werden“, rät Scherfling. Zudem müssen Immobilien­erwerber in der Lage sein, die monatliche Kreditrate dauerhaft zu zahlen. Finanzieru­ngen, die auf Kante genäht sind, drohen bei einer Verschlech­terung der Rahmenbedi­ngungen zu scheitern. Immobilien&Geld

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FOTO: THINKSTOCK/HIGHWAYSTA­RZ-PHOTOGRAPH­Y Im Alter in den eigenen vier Wänden zu wohnen, hat einige Vorteile: Man muss zum Beispiel keine Mieterhöhu­ngen fürchten und keine Angst vor einer Kündigung haben.

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