Protektionismus schadet Europa
BRÜSSEL Die Wirtschaft der EU wird im Innern wie im Äußeren herausgefordert. Erstmals seit Jahrzehnten wird in der westlichen Hemisphäre der regelbasierte, internationale Freihandel in Zweifel gezogen. Beobachter stellen die Frage, was Europas Politiker tun, um unsere Industrie zu schützen und zu fördern.
Die Fakten zeigen: Europas Industrie gehört weltweit zur Spitzenklasse. 2014 wies die EU einen höheren Anteil am globalen Handel mit Waren und Dienstleistungen auf als die USA, China oder Japan. Auf die Industrie entfallen in Europa 50 Millionen direkte Arbeitsplätze, ein Fünftel der Erwerbsbevölkerung.
Allgemeiner gesprochen hat die Globalisierung den benachteiligten Volkswirtschaften weltweit enorme Vorteile gebracht. Durch die Globalisierung kamen Hunderte Millionen Menschen aus der Armut heraus; in Europa wurden Millionen Arbeitsplätze geschaffen.
Allerdings führte die Globalisierung auch zu Verwerfungen. Manchmal verteilten sich die Vorteile ungleichmäßig, was zu Unsicherheit führte und den Eindruck von Ungerechtigkeit hervorrief. „Ausländer draußen halten – eigene Industrien subventionieren“, lautet ein Schlachtruf vermeintlicher Heilsbringer. Das mag verlockend klingen, wäre aber für die meisten katastrophal. So kann man unsere Zukunft nicht sichern. Auf diesem Weg wird Europa in den wirtschaftlichen Ruin getrieben.
Es geht vielmehr darum, sich um die legitimen Anliegen derer zu kümmern, die durch die Globalisierung Verluste erlitten. Beim Schutz europäischer Arbeitsplätze sollte man jetzt nicht zimperlich sein. Es gilt, dafür zu sorgen, dass unsere Wettbewerber die Regeln einhalten. Wir müssen bereit sein, die Zähne zu zeigen, und mit Antidumpingmaßnahmen gegen unlautere Handelspraktiken vorgehen. Wir müssen weiterhin öffentliche und private Investitionen in Forschung und saubere Technologien fördern. Wir müssen die Globalisierung in einen größeren Kontext von Maßnahmen – auch im haushalts-, bildungs- und sozialpolitischen Bereich – einbinden, um die Anpassung zu erleichtern. Und wir müssen die Regionen und Gruppen unterstützen, die im Zuge des technologischen Wandels und durch internationalen Wettbewerb auf der Strecke bleiben.
Wir zeigen nach wie vor Stärke, wenn dies erforderlich ist. Aber wir treten niemals dafür ein, nur europäische Produkte zu kaufen. Vor dem Wettbewerb aus dem Ausland die Türen zu schließen, ist eine populistische Sofortlösung, die für kurze Zeit funktionieren mag. Doch auf lange Sicht würde dies die europäische Industrie von den globalen Wertschöpfungsketten und der Speerspitze der technologischen Entwicklung abschneiden.
Warum sollte man ein besseres Produkt entwickeln, wenn man den Wettbewerb einfach ausschalten kann? Warum sollte man in neue Technologien und menschliche Fähigkeiten investieren, wenn man dank Steuervergünstigungen und Zöllen sein Auskommen hat?
Europa bleibt für Unternehmen offen. Eine weltoffene EU kann zum bevorzugten Ziel für Talente, Investitionen und Firmen aus aller Welt werden. Mehr als die Hälfte der EU-Unternehmen sind bereits Teil globaler Wertschöpfungsketten und fast 16 Prozent unserer Produkte von Weltrang werden in Länder rund um den Erdball exportiert. Den Argumenten für eine offene Volkswirtschaft lässt sich nach wie vor kaum etwas entgegensetzen.
Statt ausländischen Konkurrenten den Zutritt zu verweigern, müssen wir unseren Unternehmen helfen, sie im fairen Wettbewerb zu übertreffen. Wir müssen auf unsere Stärken setzen – unser Reservoir an Talenten und gut ausgebildeten Arbeitskräften, unsere Innovationskultur und nicht zuletzt unsere 500 Millionen Verbraucher in einem Binnenmarkt, der nach gemeinsamen Regeln funktioniert.
Dazu ist eine neue Modernisierungsanstrengung erforderlich: Es gilt, den technologischen Wandel anzunehmen, Produkte und Dienstleistungen zu integrieren sowie Energieeffizienz zu entwickeln, um Geld zu sparen und von Energieimporten weniger abhängig zu werden.
Und wir müssen in die Menschen in Europa investieren. Denn wenn wir von Industrie sprechen, sprechen wir von Menschen – Arbeiterinnen und Arbeitern sowie Angestellten in Fertigungshallen, Ingenieursabteilungen und Vertriebsstellen. Wir müssen dafür sorgen, dass sie über die richtigen Kompetenzen verfügen, und diejenigen unterstützen, die das Risiko auf sich nehmen, ein Unternehmen zu gründen oder auszubauen.
Und wenn eine Fabrikschließung unvermeidlich wird, reicht es nicht aus, „Viel Glück, aber ich weiß, dass du nicht weit kommen wirst.“Wenig diplomatisch für einen Top-Manager. Besonders dumm gelaufen ist die Sache für Kalanick aber, weil der Streit auf Video festgehalten und nun vom Finanzdienst Bloomberg veröffentlicht wurde. Die Szene befeuert die Diskussionen um die aggressive Unternehmenskultur bei dem Fahrdienstvermittler. Kritiker sagen, Uber trage den Preiskampf mit Rivalen wie Lyft auf dem Rücken der Fahrer aus. Kalanick bestreitet dies, zumindest für den Premiumdienst Uber Black, den er selbst nutzt. Generell ist das Unternehmen für seine Praxis, private Auto- statt Taxifahrer zu nutzen, umstritten. die Arbeitskräfte umzuschulen. Diese Menschen brauchen außerdem eine neue Arbeit, und viele von ihnen wollen nicht umziehen.
Alte Industriegebiete lassen sich transformieren, und zwar nicht nur zum Bau teurer Apartments mit Blick aufs Wasser, sondern auch zur Schaffung neuer Arbeitsplätze für die Arbeitskräfte vor Ort. Die Regionen müssen voneinander lernen. Zum Beispiel Duisburg: einst ein Zentrum für Kohle und Stahl, heute Standort von Fertigungs- und Logistikzentren, wo früher Industriebrachen waren.
EU-Investitionen – insbesondere die Investitionsoffensive für Europa – stehen zur Unterstützung der Transformation in eine moderne, saubere und expandierende Industrie bereit. In Frankreich haben wir Finanzmittel bereitgestellt, um in der Region Nord Pas-de Calais die Umstellung auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft zu fördern. Wir haben polnischen Stahlgroßhändlern dabei geholfen, neue Dienstleistungen einzuführen und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Wir unterstützten den Bau eines neuen Werks für Zellstoffe und andere Bioprodukte in Finnland ebenso wie die Errichtung der ersten Anlage zum Recycling und zur E-Schmelze von Titanmetallen in Europa. Ob es um 3DDruck, Biokunststoffe für Verpackungen oder neue Systeme zur Senkung des Wasserverbrauchs in der chemischen Industrie geht – die EU finanziert auch künftig wegweisende Innovationen in ihrer Industrie und investiert weiterhin in solche Projekte.
An Chancen fehlt es nicht – sowohl für die Industrie als auch für die EU als Ganzes. Um diese Chancen zu nutzen, sind wir auch künftig auf Investitionen aus dem In- und Ausland angewiesen. Offenheit hilft, Protektionismus nicht.
Die Globalisierung hat in Europa Millionen Arbeitsplätze geschaffen und Hunderte Millionen aus der Armut befreit
Kalanick gab sich nach dem Streit geläutert: In einer E-Mail an die Mitarbeiter entschuldigte er sich für sein Verhalten. Er sei beschämt, wie wenig respektvoll er den Mann behandelt habe. „Es ist klar, dass dieses Video eine Reflexion meiner selbst ist – und die Kritik, die wir erhielten, erinnert mich stark daran, dass ich mich fundamental ändern muss als Führungskraft und wachsen muss“, schrieb Kalanick. „Es ist das erste Mal, dass ich eingestehe, ich brauche Hilfe bei der Führung.“Der Fahrer reagierte unterdessen auf seine ganz eigene Art – und gab dem Chef einen Stern. Die schlechteste Bewertung des Dienstes. Ludwig Krause