Rheinische Post Viersen

Eine neue Arbeit mit 61 Jahren

Nach zehn Jahren Arbeitslos­igkeit hat Peter Köhn eine Stelle bei Elektro Hütten in Viersen gefunden. Dabei hatte der 61-Jährige Glück. Viele ältere Arbeitgebe­r können trotz guter Lage am Arbeitsmar­kt im Kreis nicht vermittelt werden

- VON JORIS HIELSCHER

VIERSEN Die Agentur für Arbeit hatte gestern mehrere gute Nachrichte­n: Die Arbeitslos­enquote im Kreis Viersen ist im Februar im Vergleich zum Vorjahresm­onat gesunken. Sie lag bei 6,8 Prozent (Februar 2016: 7,0 Prozent) und damit deutlich unter dem Landesdurc­hschnitt von 7,7 Prozent. Zudem liegt der Stellenzug­ang auf Rekordnive­au. Und so erklärte Birgitta Kubsch-von Harten, Geschäftsf­ührerin der Agentur für Arbeit Krefeld, zufrieden: „Der Arbeitsmar­kt zeigt sich auch im Februar robust.“

Doch eine Gruppe hat wenig davon: Während vor allem die jüngeren Arbeitslos­en von der guten Stellensit­uation profitiere­n würden, sei bei Älteren der Trend ein anderer, erklärte Kubsch-von Harten. Im Kreis Viersen waren im Februar 4162 Menschen, die 50 Jahre und älter sind, arbeitslos gemeldet – diese Altersgrup­pe macht mittlerwei­le mehr als ein Drittel aller Arbeitslos­en aus. Dabei sei gerade unter ihnen das Qualifikat­ionsniveau hoch, und es liege reichlich Berufserfa­hrung und somit Know-how vor, erläuterte die Geschäftsf­ührerin der Arbeitsage­ntur. „Hier müssen Vorbehalte der Arbeitgebe­r abgebaut werden.“

Solche Vorbehalte hat Peter Köhn zehn Jahre lang erfahren müssen. So lange hatte der 61-Jährige aus Niederkrüc­hten nach einer Arbeit gesucht. Dabei kann er langjährig­e Berufserfa­hrung vorweisen: Nach einer Ausbildung als Fernmeldem­onteur arbeitete er 25 Jahre lang in der Luftfahrtb­ranche, darunter auch für eine internatio­nale Fluglinie; sein Arbeitsort war der Düsseldorf­er Flughafen. „Doch mit 50 Jahren ist es äußerst schwierig, einen Job zu finden“, erzählte Köhn. So hätten viele Arbeitgebe­r auf seine Bewerbung gar nicht reagiert. „Wenn von zehn Anschreibe­n eines beantworte­t wurde, dann war das schon eine gute Quote“, erinnerte er sich. Trotz dieser Erfahrunge­n ließ sich der Niederkrüc­htener nicht entmutigen und suchte weiter. Mit Abstrichen beim Gehalt, aber mit der Bedingung, dass er mehr als die Grundsiche­rung verdient. „Ich wollte unbedingt ins Arbeitsleb­en zurück und einen Job machen, der mich ausfüllt“, sagte er.

„Ich habe seine Bereitscha­ft gleich erkannt. Er will die Zeit bis zur Rente nicht einfach absitzen“, erinnerte sich Udo Hütten an das Vorstellun­gsgespräch. Für seinen Betrieb in Viersen, der Elektrotec­hnik installier­t, suchte Hütten eigentlich­e eine Fachkraft – doch Elektroins­tallateure sind schwierig zu bekommen. Also probierte es der Elektro-Meister mit dem 61-Jährigen. Köhn kümmerte sich zunächst um Rauchmelde­r, die seit Ende vergangene­n Jahres in Wohnungen in NRW Pflicht sind. „Doch es war schnell klar, dass er mehr kann“, sagte Hütten. Die Kollegen arbeiteten ihn ein, und er besuchte drei Lehrgänge. Jetzt kann er komplizier­te Brandschut­zsysteme, wie sie in Schulen und öffentlich­en Gebäuden eingesetzt werden, warten. „Wir haben einen motivierte­n und zuverlässi­gen Mitarbeite­r dazugewonn­en“, sagte Udo Hütten.

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RP-FOTO: FRANZ-HEINRICH BUSCH Der 61-jährige Peter Köhn (links) hat nach zehn Jahren Arbeitslos­igkeit eine neue Stelle im Betrieb von Udo Hütten gefunden. Dort hat er gelernt, Brandschut­zsysteme zu warten.

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