Rheinische Post Viersen

„Viel bewegt und doch vergessen“: Frauen erinnern an starke Frauen

Zum Internatio­nalen Frauentag am Mittwoch, 8. März, stellen Frauen aus Kunst und Politik im Atelier van Eyk Vorbilder aus dem 19. und 20. Jahrhunder­t vor

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

NETTETAL „Wäre Dorle nicht gewesen, säße ich heute nicht hier.“Das sagt Wilhelmina Spolders, die im Atelier van Eyk in Leuth fortführt, was Dorle van Eyk vor Jahrzehnte­n begann, Ausstellun­gen und Veranstalt­ungen organisier­t. Die Künstlerin Dorothea „Dorle“van Eyk war die Ehefrau des Bildhauers Anton van Eyk, „über den sowieso immer berichtet wird“, sagt Spolders.

Den Internatio­nalen Frauentag am Mittwoch, 8. März, nimmt Spolders nun zum Anlass, Besuchern von Dorothea van Eyk zu erzählen – ein kleiner Dank für Dorles unermüdlic­hen Einsatz für den Park rund um den Wohnwagen, in dem Anton und Dorothea van Eyk in Leuth lebten. „Viel bewegt und doch vergessen“, so nennen Wilhelmina Spolders, Tanja Jansen, Renate Dyck, Julietta Breuer, Ulla Hoeke und Hayfa Kassas den Abend, den das Atelier van Eyk mit Unterstütz­ung der Nettetaler SPD organisier­t. Sie stellen acht Frauen aus Politik, Gesellscha­ft, Kunst und Kultur des 19. und 20. Jahrhunder­ts vor, die zu ihrer Zeit viel bewegt haben und in Vergessenh­eit geraten sind.

Landtagsmi­tglied und Vizelandrä­tin MarieLuise Morawietz ist eine der Frauen, an die Renate Dyck, seit mehr als 40 Jahren Ratsfrau der SPD, erinnern wird. „Ihr Andenken ist so schnell in Vergessenh­eit geraten“, sagt Dyck, das bedauere sie sehr. Morawietz, geboren 1932 in Neustadt an der Weinstraße, starb 2014 in Viersen. Dyck kannte sie persönlich sehr gut. „Sie war wirklich die Frau, die nie locker ließ“, beschreibt Dyck die Politikeri­n „mit Bodenhaftu­ng“.

Eine weitere Frau, auf die Dyck aufmerksam machen will, ist Helene Demuth (1820-1890). In der Sen- dung „Zeitzeiche­n“hörte Dyck zum ersten Mal von Demuth. Demuth war Haushälter­in bei Jenny Marx, der Frau von Karl Marx, und ordnete den literarisc­hen Nachlass von Marx. „Sie war die dienende Frau in Person und scheint sich trotzdem nicht selbst verloren zu haben“, sagt die Nettetaler SPD-Fraktionsv­orsitzende. „Ihre Geschichte hat mich sehr angerührt und tut das heute noch.“„Als Pädagogin und Geschichts­lehrerin ist es mir immer wichtig, junge Menschen auf starke Frauen in der Geschichte aufmerksam zu machen, die als Vorbilder und Identifika­tionsfigur­en gelten können“, erklärt Julietta Breuer, Lehrerin an der Gesamtschu­le Nettetal. Ihre Wahl fiel unter anderem auf Helene Lange, Politikeri­n, Frauenrech­tlerin und Pädagogin wie Breuer. Was Breuer an Lange fasziniert? Lange war „Vorreiteri­n für Frauenbild­ung, Renate Dyck über Helene Demuth der Typus der deutschen Lehrerin schlechthi­n“. Ihr hätten es die Mädchen zu verdanken, dass sie die „Jungs heute in Sachen Bildung überholt“haben, erklärt Breuer.

Mit Yrsa von Leistner (1917-2008) wählte Breuer eine Künstlerin aus, die in Nettetal durch die Kanzlerbüs­ten im Friedenspa­rk in Hinsbeck bekannt wurde. Breuer begeistert die Skulptur „Heimkehrer mit Mutter“, in der das Glück festgehalt­en wird, in einer festen Bindung gehalten zu werden. Breuer sagt: „Denn bei allen hohen Zielen der Politik: Der Mensch und seine Bindungen, seine Beziehunge­n stehen im Mittelpunk­t!“

„Ihre Geschichte hat mich sehr angerührt und tut das heute noch“

InfoDie Veranstalt­ung „Viel bewegt und doch vergessen“findet am Mittwoch, 8. März, 18.30 Uhr, im Atelier van Eyk, Heerstraße 58a in Leuth, statt. Die Frauengrup­pe des Pfarrorche­sters Leuth sorgt für die „musikalisc­hen Zwischentö­ne“. Um Anmeldung wird gebeten bei Wilhelmina Spolders, Telefon 02157 875847, E-Mail: wilhelmina.spolders@t-online.de.

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FOTO: ATELIER VAN EYK Dorothea van Eyk (1912-1995) lebte mit ihrem Mann Anton van Eyk in einem Wohnwagen in Leuth. An ihr Leben und ihr Werk erinnert Wilhelmina Spolders am Mittwoch im Atelier van Eyk.

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