Rheinische Post Viersen

Richtfest für neues Haus im Kinderdorf

Bis Herbst soll das neue Regenbogen­haus bezugsfert­ig sein. Neun Mädchen und Jungen werden dort leben. Nur durch zahlreiche Spender konnte das knapp 700.000 Euro teure Vorhaben realisiert werden

- VON HEIKE AHLEN

SCHWALMTAL Zufriedene Gesichter im Kinderhaus Bethanien – insbesonde­re bei den Jungen und Mädchen, die bald das neue Regenbogen­haus beziehen werden. Das Bauvorhabe­n schreitet voran. Jetzt flatterte der bunte Richtkranz über dem Gebäude. Dort, im Regenbogen­haus, bekommt jedes Kind ein eigenes Zimmer. Darauf freuen sich alle besonders. „Ich werde oben wohnen“, sagt der elfjährige Justin und strahlt. David, mit 15 Jahren der Älteste in der Runde, ist etwas anderes am wichtigste­n: „Wir bekommen ein eigenes Bad für uns drei Jungs, das ist cool.“Die Mädchen seien manchmal unordentli­ch, ließen Dinge dort liegen. „Und das nervt“, meint David. Auch für die Erzieher, die im Wiesenhaus längst ihr Zimmer abgegeben hatten und im Büro schliefen, entzerrt sich die Situation.

Noch sind Xheneta, Pheobe, Leonora – genannt Leo“–, Sophia, Lucia, Virginia, Justin, Kristofer und David die „Wiesenhaus-Kinder“. Doch bald werden sie umziehen – in das Haus, dessen Namen sie gemeinsam mit ihren Erziehern ausgesucht. Seit Anfang November steht der Kran zwischen dem Tannen- und dem Sonnenhaus. Nach genau einem Jahr Bauzeit soll in den Herbstferi­en der Einzug im Regenbogen­haus sein. Der Neubau wurde notwendig, weil das Bethanien Kinder- und Jugenddorf wächst: Inzwischen leben 139 Kinder und Jugendlich­e dort. „Die Nachfrage der Ju- gendämter für die Aufnahme von Kindern bei uns ist sehr, sehr groß“, erklärt der Kinderdorf­leiter Klaus Esser. „Das ist ein Vertrauens­beweis in unsere Arbeit.“

Das Projekt war nur durch Spenden zu finanziere­n; der bisherige Unterstütz­er, die Stiftung Deutsches Hilfswerk, hat die Spendenzie­le umgestellt. Kinderdorf­leiter Klaus Esser konnte beim Richtfest eine lange Liste mit Helfern verlesen. Dazu zählt mit einer Spende von 50.000 Euro die Stiftung „Kinderster­n“aus Düsseldorf. Der Künstler Imi Knoebel und seine Frau Carmen waren auch beim Richtfest dabei. Seit 1988 sorgen sie dafür, dass der unregelmäß­ig gezackte Stern über vielen Projekten strahlt, die ihre Förderung durch Kunst erst ermöglicht haben. Zustande gekommen ist der Kontakt durch die Vermittlun­g des Galeristen Bernd Meyer, der in Schwalmtal auch durch die Tage der Kunst bekannt ist. Der Freundeskr­eis gewann ebenfalls Spender – unter anderem ein Unternehme­n aus der Region, das die Sanitäranl­agen des Hauses zur Verfügung stellen wird.

Der Hintergrun­d sei aber oft vor allem für den Nachwuchs problembeh­aftet: Das Jugendamt schützt sie und nimmt sie zeitweise oder dauerhaft aus ihren Familien heraus, in denen sie nicht mehr sicher aufwachsen können. „Aber auch psychische Krankheite­n, Armut und Überbelast­ungen in Familien steigen. Auch die Flüchtling­ssituation verlangt Handeln“, so der Kinderdorf­leiter. Erst 2016 war auch das Kinderdorf mit der neuen Situation konfrontie­rt worden: Es musste Jugendlich­e, die ohne Eltern und Angehörige nach Deutschlan­d geflohen waren, aufnehmen. Eine Gruppe mit unbegleite­ten minderjähr­igen Flüchtling­en ist in ein Haus an der Kastaniena­llee gezogen.

Dort steht auch das Lindenhaus. Es ist – genau wie das Kastanienh­aus – 60 Jahre alt und sollte eigentlich abgerissen werden. Aber auch dort lebt seit Dezember eine neue Kinderdorf-Familie mit bislang drei Kindern; bald kommen zwei weitere hinzu. Für sie hat das Wiesenhaus die optimale Größe. Mit neun Kindern ist es allerdings dort eng. Deshalb bald der Umzug in das neue Zuhause.

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FOTO: AHLEN Zufriedene Gesichter beim Richtfest des neuen Regenbogen­hauses im Kinderdorf: In den Herbstferi­en soll es bezogen werden.

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