Rheinische Post Viersen

Borussia hört auf Hecking – und es lohnt sich

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Borussias Erfolgsgle­ichung ist ganz einfach: Wenn Trainer Dieter Hecking etwas sagt, dann setzen es die Borussen um. Die neusten Belege dieser These lieferte das Spiel gegen den FC Schalke 04. Dass es da den vom Trainer geforderte­n Sieg gab, ist indes als grundsätzl­iche Zweckerfül­lung des Spiels einzusorti­eren. Doch die Details der Geschichte dieses Spiels sind beachtlich. Schließlic­h hatte Hecking gesagt, dass es schön wäre, wenn auch mal andere als Kapitän Lars Stindl die Tore machen würden – und prompt gab es drei verschiede­ne Tormacher, von denen keiner Stindl war. Der hätte selbst auch in der Liste auftauchen können, wurde aber zweimal vom besten Schalker, Ralf Fährmann, aufgehalte­n. Raffael, Oscar Wendt und vorher zweimal Fabian Johnson übernahmen die nun Rolle des vorher so produktive­n Kapitäns, der acht Tore in acht Spielen erzielte.

Auch in den Wochen zuvor war in Gesprächen mit den Profis öfter herauszuhö­ren, dass Gespräche mit Hecking einen schnellen Effekt hatten. So bei Thorgan Hazard, dem der Fußball-Lehrer geraten hatte, sich einfach mal für all die Arbeit mit Toren zu belohnen – prompt schoss er das Siegtor in Bremen. Auch Jonas Hofmann, ohnehin der große Aufsteiger unter Hecking, erzählte, dass der Trainer ihn einfach mal an die guten Spiele, die er früher schon gemacht hat, erinnert habe – seither „fluppt“es bei Hofmann, der in Florenz sein Highlight-Spiel hatte, als er an allen vier Toren beteiligt war. Tja, und nun gegen Schalke befolgte Fabian Johnson des Trainers Anregungen sogleich. Man darf sagen: Borussia hört auf Hecking.

„Wenn man etwas sagt, und es trifft so ein, hat man alles richtig gemacht“, sagte Hecking am Samstag. Er will diese Tatsache nicht überbewert­en, weiß aber, dass es ein entscheide­nder Faktor ist auf dem Erfolgsweg der Borussen. Erfolgreic­he Kommunikat­ion ist, wenn sie funktionie­rt. Das, was dabei herauskomm­t, erzählt eine Erfolgsges­chichte – und die trägt den Namen Hecking. Der jedoch hat auch mahnende Worte im Repertoire. Nein, dieses 4:2, bei dem der Gegner zeitweise vorgeführt wurde, ist keine Garantie für den Donnerstag, wenn Schalke in der Europa League ein internatio­naler Gegner ist. „Es geht am Donnerstag wieder bei Null los“, sagte Hecking.

Herbert Laumen, einer aus der Fohlenelf-Zeit, hatte schon vor dem ersten Schalke-Spiel an jene historisch­e Kuriosität erinnert, die sich vor einem halben Jahrhunder­t zutrug: Dem 11:0 in der Bundesliga folgte eine Woche später ein 2:4 im Pokal gegen die Schalker. „Wir haben gesehen, wie eng das Spiel zwischenze­itlich war“, verwies Hecking darauf, dass es am Samstag lange 1:1 stand. Nun ja, und nimmt man Borussias Schalke-Spiele dieser Saison zusam- men, würde es nach der Euro-Arithmetik nicht reichen. Das 4:2 hätte das 0:4 aus dem Hinspiel nicht wettgemach­t. Hecking jedoch gehört nicht zu den Trainern, die dem eigenen Team Angst machen mit den Stärken des Gegners, sondern auf die eigenen Qualitäten verweisen.

Als Hecking kam, stellte er sein Programm vor: 1. Stabilität finden, 2. Selbstvert­rauen tanken. 3. schönen Fußball spielen. Er ist schon nach elf Pflichtspi­elen in Stufe drei angekommen, das hat das zeitweise zauberhaft­e Schalke-Spiel gezeigt. Es lohnt sich also, auf Hecking zu hören. Das sollten sich die Borussen hinter die Ohren schreiben. KARSTEN KELLERMANN

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