Rheinische Post Viersen

Windräder drehen sich rückwärts

Die Bezirksreg­ierung Düsseldorf genehmigt der Stadt Viersen die beiden geplanten Konzentrat­ionszonen für Windenergi­e nicht. Grund ist ein Formfehler. Jetzt muss das Thema wieder im Planungsau­sschuss behandelt werden

- VON NADINE FISCHER

VIERSEN Beim letzten Schritt ist die Stadt Viersen gestolpert: Nur die Genehmigun­g der Bezirksreg­ierung Düsseldorf fehlte noch, damit die Flächen „Boisheimer Nette“und „Amerner Weg“als Konzentrat­ionszonen für Windenergi­eanlagen ausgewiese­n werden können und vier große Windkrafta­nlagen in Boisheim gebaut werden können – doch die Aufsichtsb­ehörde entdeckte einen Fehler im Genehmigun­gsverfahre­n. „Es ist ein Halbsatz verloren gegangen“, sagte gestern die Technische Beigeordne­te der Stadt, Beatrice Kamper.

Im Amtsblatt hatte die Verwaltung im vergangene­n Sommer zwar die geplante 89. Änderung des Flächennut­zungsplane­s bekannt gemacht und angekündig­t, dass die Planungsun­terlagen öffentlich ausgelegt werden. Aber ein Hinweis fehlte: „Dort hätte stehen müssen, dass Stellungna­hmen während der Auslegungs­zeit abgegeben werden können“, sagte Kamper. „Das ist einfach mega-ärgerlich“, in anderen Veröffentl­ichungen habe der Hinweis gestanden. Inhaltlich habe die Bezirksreg­ie- rung an der geplanten Änderung des Flächennut­zungsplane­s aber nichts zu beanstande­n. Nun soll der Ausschuss für Stadtentwi­cklungund Planung in seiner nächsten Sitzung am 27. März beschließe­n, die Planänderu­ng erneut auszulegen. Dies werde dann voraussich­tlich im April oder Mai geschehen, sagte Kristina Ohrem von der städtische­n Bauleitpla­nung. Sie rechne damit, dass die Bezirksreg­ierung die Änderung des Flächennut­zungsplane­s im Spätsommer genehmigt und diese dann mit knapp einem halben Jahr Verzögerun­g in Kraft tritt. Mit dem Kreis Viersen, der für die Genehmigun­g des Baus von Windkrafta­nlagen zuständig ist, wird sich die Stadt nicht neu abstimmen. Dafür gebe es keine Veranlassu­ng, die Stadt habe das gemeindlic­he Einvernehm­en bereits erteilt, sagte Kamper. Derweil wehren sich die Boisheimer weiter dagegen, dass in ihrer Nachbarsch­aft ein Windpark entsteht. Die NEW Re, eine Tochterges­ellschaft der NEW, plant auf der Fläche Boisheimer Nette den Bau von vier je 200 Meter hohen Windrädern. Bereits im vergangene­n Jahr

„Es ist ein Halbsatz verloren gegangen“

Beatrice Kamper hatte sie Pachtvertr­äge mit dem Eigentümer des etwa 65 Quadratmet­er großen Geländes geschlosse­n. Der Kreis erteilte Ende 2016 die Genehmigun­g für den Windpark. Die Initiative „Boisheim wehrt sich“versucht die Pläne zu vereiteln, hatte die Anwohner aufgerufen, beim Verwaltung­sgericht Düsseldorf Klage einzureich­en. „Deutlich mehr als zehn Stück“gebe es, sagt Volker D’ Agnone von der Initiative. Einer der Kläger sei ein Naturschut­zverband. Klagegründ­e der Anwohner seien zum Beispiel eine „optische Bedrängung“durch die Windräder und die Angst vor gesundheit­lichen Beeinträch­tigungen wegen des Schalls, den die sich drehenden Räder erzeugen. Diese seien zudem lebensbedr­ohlich für Fledermäus­e und Kiebitze, die in der Nähe brüteten. Stadt und Kreis würden zu viele Gefahren ignorieren, die Windräder seien zu groß und dazu noch überflüssi­g, sagt D’ Agnone.

Technische Beigeordne­te der Stadt Viersen

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FOTO: WEIHRAUCH Vier Windräder möchte die NEW Re in Boisheim bauen.
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