Rheinische Post Viersen

11,3 Tonnen in gute Hände abzugeben

Die Abbruchfir­ma möchte die alte Laumans-Brücke schnell loswerden. Wer sie haben will, braucht einen Tieflader

- VON HEIKE AHLEN UND BIRGITTA RONGE

BRÜGGEN Die Laumans-Brücke soll weg. An dem Koloss aus Holz und Stahl hängt ein Schild: „Zu verkaufen“– angebracht von Mitarbeite­rn des Abbruchunt­ernehmens Lankes aus dem Brüggener Weihersfel­d, das mit dem Abriss der alten Ziegeleige­bäude beauftragt worden ist. „Das Schild haben wir aufgehängt – aus Spaß, aber auch, um ein bisschen Druck zu machen“, erklärt der geschäftsf­ührende Gesellscha­fter Markus Zohlen. Er muss Druck machen, denn er muss seinen Auftrag erfüllen, die Gebäude abbrechen und das Gelände räumen.

Auf dem ehemaligen Ziegelei-Gelände an der Borner Straße in Brüggen sollen Wohnhäuser errichtet werden. Die Pläne für die Fläche wurden in den vergangene­n zwei Jahren im Gemeindera­t abgestimmt und beschlosse­n. Als zu Jahresbegi­nn die Bagger anrückten, um die Ziegelei-Gebäude abzubreche­n, begann in Brüggen der Streit um die Frage, ob die Brücke erhaltensw­ert ist oder nicht. Privat sammelte Bernhard Mertens, der im Weihersfel­d eine Autowerkst­att betreibt, Spenden für den Erhalt. Die örtliche SPD rief ebenfalls zu Spenden auf. Doch was konkret mit der Brücke geschehen soll, blieb unklar.

In der Nacht zu Freitag hatten nun Mitarbeite­r der Firma Lankes die Brücke abgenommen und per Kran auf die Seite gestellt. Bis Ende der Woche, hatte Zohlen erklärt, müsse er wissen, was mit der Brücke passieren soll – denn dann soll auch die Fläche, auf der die Brücke abgestellt wurde, geräumt werden. Meldet sich keiner, der die Brücke ha- ben will, wird sie zerlegt. „Die muss weg“, macht Zohlen klar. „Die Gebäude liegen, wir fangen bald an, den Boden rauszuhole­n.“

Soll die Brücke erhalten werden, müssten sich die Brüggener schnell entscheide­n, fordert Zohlen. Doch sie sollten sich die Brücke vorher angucken. SPD-Fraktionsc­hef Gottfried Optenplatz beispielsw­eise war schon da. Optenplatz hatte den Wunsch geäußert, die Brücke zu einem Start- und Zielpunkt eines Wanderwege­s zu machen, dort für Ausflügler 130 Jahre Tongeschic­hte in Brüggen darzustell­en. „Ihm habe ich auch gezeigt, dass die Brücke innen gar nicht begehbar ist“, erklärt Zohlen. „Da wurde Ton auf einem Fließband durchgefüh­rt. Um die Holzkonstr­uktion zu halten, sind innen Querriegel eingezogen. Wenn die Brücke begehbar sein soll, müsste man die Querriegel entfernen und die Konstrukti­on anders stützen, sonst hält das nicht richtig.“

Mit 1000 Euro sei der Brücken-Erhalt nicht zu machen, glaubt Zohlen. Allein der Transport sei nicht leicht zu stemmen: „11,3 Tonnen schwer, gut 3,50 Meter hoch, 14 Meter lang – da braucht man für den Transport einen Tieflader.“Wer die Brücke haben will, kann sich an Zohlen wenden.

Den Schriftzug „Laumans“an der Seite haben die Mitarbeite­r von Lankes schon abgenommen und der Firma Laumans zurückgege­ben: „Der Schriftzug soll künftig unsere Werkshalle­n in Bracht schmücken“, sagt der geschäftsf­ührende Gesellscha­fter Gerald Laumans. Laumans zufolge wurden die Buchstaben Anfang der 1990er-Jahre angebracht.

Die „Brückenret­ter“wissen, dass ihnen nicht viel Zeit bleibt, um einen Platz zu finden, an den die Brücke bis zum Ende der Woche gebracht werden kann. Bis Redaktions­schluss gestern Abend waren zwar einige Anfragen gestartet, „eine konkrete Lösung gibt es aber noch nicht“, sagt Bernhard Mertens, der Organisato­r der BrückenRet­tung. Mitstreite­r René Bongartz ist optimistis­ch: „Wir werden rechtzeiti­g handlungsf­ähig sein“, sagt er. Und Gottfried Optenplatz versichert: „Wir versuchen auf jeden Fall, das hinzukrieg­en.“Doch der Transport müsse bezahlbar sein.

Unabhängig davon, ob es am Ende gelingt, die Brücke zu retten und an einem anderen Ort aufzubauen oder nicht, sichert Bongartz zu: „Es wird in jedem Fall eine Initiative zur Dokumentat­ion und zum Sichtbarma­chen der Geschichte der Tonindustr­ie in Brüggen geben.“

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FOTO: HEIKE AHLEN An der Borner Straße steht die Brücke jetzt auf einer Fläche, die auch bald geräumt werden soll. Auf dem weißen Schild in der Mitte – dort, wo früher der Schriftzug „Laumans“hing – steht: „Zu verkaufen – VB“.

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