Rheinische Post Viersen

An Jantschke führt auf rechts kein Weg vorbei

Hinten steht der 26-Jährige gewohnt sicher. Nach vorne wird er in den vergangene­n Spielen immer mutiger – wie in seinen besten Zeiten.

- VON JANNIK SORGATZ

MÖNCHENGLA­DBACH Dieser Vertikalpa­ss sollte den Schalkern bekannt vorgekomme­n sein. Tony Jantschke schickte in der 28. Minute auf der rechten Seite Patrick Herrmann, fast genauso hatte er es drei Tage zuvor in Hamburg gemacht. Dort wurde Herrmann schließlic­h im Strafraum unfair gestoppt, diesmal flankte er auf Fabian Johnson im Zentrum – beide Male entstand so das 1:0. Mit jeweils nur 26 Jahren sind Jantschke und Herrmann schon ein Oldschool-Duo auf dem Flügel. „Patrick und ich haben sehr viel zusammen erlebt. Die sehr, sehr guten Zeiten haben wir auf unserer rechten Seite sozusagen mit aufgebaut“, sagt Jantschke, der auf 221 Spiele für Gladbachs Profis kommt. Herrmann (234) hat vergangene Woche sogar Filip Daems als Borussen mit den meisten Einsätzen in diesem Jahrtausen­d abgelöst.

Seit Dieter Hecking den Trainerjob von André Schubert übernommen hat, ist Jantschke wieder als Aufbauhelf­er unterwegs. Begonnen hat er seit Januar in jedem der elf Pflichtspi­ele, nur beim 0:1 gegen den AC Florenz wurde er ausgewechs­elt, weil Hecking mit einer Dreierkett­e den Druck erhöhen wollte. Ansonsten ist die Viererkett­e mit Jantschke als Rechtsvert­eidiger zumindest von Beginn an unberührt, und es deutet wenig auf Änderungen hin, auch wenn Andreas Christense­n am Dienstag aufgrund von Rückenbesc­hwerden vorsichtsh­alber mit dem Training aussetzte.

Überbewert­en will Jantschke seine Renaissanc­e aber nicht. „Auch unter Lucien Favre hatte ich meine Aktionen nach vorne. Unser Hauptaugen­merk liegt jetzt auf der Defensive. Aber wenn sich Räume eröffnen wie am Samstag in der zweiten Halbzeit, versuche ich natürlich, die zu nutzen“, erklärt er. Den Ausdruck „wie entfesselt“wird man mit Jantschke so schnell nicht in Verbindung bringen, aber für seine Verhältnis­se hat er die Offensivbe­mühungen in den vergangene­n Spielen enorm gesteigert. Schon vor den beiden Vorlagen zur Vorlage gegen Hamburg und Schalke holte er in Florenz den Freistoß heraus, der zum 3:2 führte. Den ersten Assist seit Dezember 2013 – damals auch gegen Schalke – verpasste er nur knapp, weil Johnson den Ball per Direktabna­hme über das Tor setzte.

In den ersten Wochen unter Hecking war Jantschke hinten rechts beinahe konkurrenz­los. Julian Korb, mit dem Hecking gestern auf dem Trainingsp­latz ein längeres Einzelgesp­räch führte, kam zunächst nicht über Kurzeinsät­ze hinaus. In Florenz kehrte Nico Elvedi dann nach seiner Verletzung­spause in den Kader zurück, seitdem sitzt Korb nur noch auf der Tribüne. Seit eine Alternativ­e da wäre, dreht Jantschke aber regelrecht auf. 4+, 3-, 3- und 3 lauteten seine ersten Noten in diesem Jahr. Es folgten eine 3, 3+ und eine 3. In den vergangene­n vier Spielen dann, die Borussia alle gewann: 2-, 2, 3-, 2-. Jantschkes Jahresschn­itt liegt bei einer starken 2,9.

Morgen heißt der Gegner erneut Schalke, und es gibt nur einen Borussen, der mit 14 Einsätzen gegen die Königsblau­en noch einen mehr vorzuweise­n hat: Patrick Herrmann. Der steckt jedoch in einer Rotationss­chleife mit Jonas Hofmann, Fabian Johnson und mit Abstrichen auch André Hahn. „Die Variations­möglichkei­ten auf den Außen machen uns stark“, sagt Jantschke. „Mit Patrick und Fabi hast du viel Tiefe, Hoffi ist eher ein Dribbler, Ibo kommt auch bald zurück, André kann seine Robustheit einbringen.“Er selbst kann das von weiter hinten bestens analysiere­n – auch wenn „weiter hinten“zuletzt ziemlich weit vorne war.

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