Rheinische Post Viersen

77.721 Euro extra pro Jahr für Wendt

Der Polizeigew­erkschafte­r gerät wegen seiner Nebeneinkü­nfte massiv unter Druck.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Gegen den Chef der Deutschen Polizeigew­erkschaft (DPolG), Rainer Wendt, soll dienstrech­tlich ermittelt werden. „Wir haben das Landesamt für Ausbildung, Fortbildun­g und Personalan­gelegenhei­ten aufgeforde­rt, ein Disziplina­rverfahren einzuleite­n“, sagte ein Sprecher von NRW-Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD). Grund sei Wendts Nebentätig­keit beim Versicheru­ngskonzern Axa. Demnach bezieht er als Aufsichtsr­at seit 2013 jährlich 50.000 Euro von dem Konzern. Das meldete Wendt aber laut Deutschlan­dfunk nicht seinem Arbeitgebe­r, dem Land NRW. An zuständige­r Stelle lägen keine entspreche­nden Unterlagen darüber vor, nicht einmal ein Vermerk, hieß es dazu aus gut informiert­en Kreisen.

Inzwischen bröckelt auch Wendts Rückhalt in den Landesverb­änden. So trat gestern DPolG-Landeschef Erich Rettinghau­s aus dem Bundes- vorstand der Gewerkscha­ft zurück. Auch der Vize-Landeschef legte sein Mandat als Rechnungsp­rüfer auf Bundeseben­e nieder.

Wendt ist in etwa 14 Ausschüsse­n oder Aufsichtsr­äten tätig. Gestern legte er sein Einkommen offen. Demnach erzielt er pro Jahr durch seine Gremien-Tätigkeite­n Nebeneinkü­nfte in Höhe von 77.721,13 Euro. Das ergibt sich laut „Süddeutsch­er Zeitung“aus Mandaten im Bundeshaup­tvorstand der DPolG, in der Gesellscha­fterversam­mlung des Beamtenwir­tschaftsbu­nds sowie in Aufsichtsr­äten der Axa, der Immobilien­firma BTA sowie dem DBB-Vorsorgewe­rk.

Insgesamt bekommt Wendt rund 124.000 Euro pro Jahr: Von der Gewerkscha­ft erhält der 60-Jährige monatlich 520 Euro brutto Aufwandsen­tschädigun­g. Vom Land hat er trotz Freistellu­ng für die Gewerkscha­ft ein Teilzeitge­halt kassiert, monatlich 3348,68 Euro brutto. Über diese Vereinbaru­ng liegen dem Land jedoch angeblich keine Unterlagen vor, weswegen nun ermittelt wird. Zudem wird sich heute der Innenaussc­huss mit dem Fall beschäftig­en. Jäger müsse die Grundlagen der Freistellu­ng offenlegen, sagte CDUInnenex­perte Peter Biesenbach.

Unterdesse­n gerät auch der Berliner Landesverb­and der DPolG in Erklärungs­not. Recherchen unserer Redaktion ergaben, dass die drei Vorsitzend­en nebenher Vorsitzend­e des „Verbandes Private Sicherheit“(VPS-Komba) sind, einer Gewerkscha­ft, die unter anderem private Sicherheit­skräfte vertritt. Branchenke­nner werten das als Interessen­konflikt. „Man kann nicht auf der einen Seite die Interessen der Polizei und auf der anderen die der Privatsich­erheit vertreten“, so ein Experte. Sowohl die Berliner Landes- als auch die Bundesgesc­häftsstell­e wollten sich gestern nicht dazu äußern. Der Vorsitzend­e war telefonisc­h nicht zu erreichen.

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